Rattenbekämpfung Auf einen Bürger in Bonn kommen drei Ratten
Bonn · Rund eine Million Ratten dürften geschätzt in Bonn leben. Die Stadt setzt beim Kampf gegen die Nagetiere nicht mehr auf den großflächigen Einsatz von Bekämpfungsmitteln, sondern geht gezielt vor.
Der Rattenbefall im Bonner Stadtgebiet ist nicht höher als in anderen Kommunen. Das hat die Verwaltung bei der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Bad Godesberg in 2019 mitgeteilt. Tendenziell würden die beauftragten Fachfirmen einen vergleichsweise geringen Befall bescheinigen. Bis Ende 2017 wurde in regelmäßigen Abständen das gesamte Bonner Stadtgebiet mit Ködern belegt.
Da nur fünf Prozent der Köder tatsächlich angefressen wurden, verrotteten die meisten Köder im Kanalnetz, was hohe Kosten verursachte und die Umwelt unnötig belastete. Durch eine Änderung der Biozidverordnung ist diese Rattenbekämpfung nicht mehr zulässig. Es dürfen nur noch Köder ausgelegt werden, wo tatsächlich ein Rattenbefall beobachtet wurde. Dies hat zu einer deutlichen Kostenersparnis geführt, aber auch zu einem leichten Anstieg der Meldungen aus der Bevölkerung.
Köder werden alle 14 Tage kontrolliert
Nach Meldung eines Rattenbefalls werden in den betroffenen Bereichen Köder ausgelegt. Diese werden im Abstand von etwa vierzehn Tagen kontrolliert und – sofern ein Anfraß erfolgt ist – durch neue Köder ersetzt. Erst wenn die Köder nicht mehr angefressen werden, werden sie vollständig entfernt. „Wir geben Meldungen an die von uns beauftragte Fachfirma unverzüglich weiter. Die wird dann sofort aktiv und kontrolliert die Köder laufend“, sagte Helmut Beines vom Ordnungsamt.
Die ausgelegten Köderboxen stellen laut Ordnungsamt keine Gefahr für Kinder und Haustiere wie Katzen und Hunde dar. Einen Unterschied zwischen der heutigen gezielten und der früheren flächendeckenden Rattenbekämpfung hat Beines nicht festgestellt. „Das ist völlig gleich geblieben. Da ist kein Unterschied erkennbar.“ Rattenbefall sollte umgehend beim Ordnungsamt der Stadt Bonn gemeldet werden (☎ 02 28/77 25 45). Ein kommunaler Erfahrungswert besagt, dass es pro Einwohner drei Ratten gibt.
Demnach müssten in der Bundesstadt rund eine Million Ratten leben. Damit sich die Überträger zahlreicher Krankheiten nicht weiter ausbreiten, sollte man vor allem keine Lebensmittel an öffentlichen Plätzen liegenlassen oder die Toilette hinunterspülen. Ein Problem bei der Bekämpfung ist die zunehmende Resistenz der Ratten gegen die industriell gefertigten Giftstoffe.
Experten des Julius-Kühne-Instituts, eines von vier Forschungsinstituten des Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, haben festgestellt, dass einige der handelsüblichen Blutgerinnungshemmer wirkungslos geworden sind. Es gibt acht Wirkstoffe, gegen fünf seien die Nager inzwischen resistent. „Ein effektives Management von resistenten Ratten ist mit Blutgerinnungshemmern der ersten Generation nicht mehr möglich“, sagte Stefanie Hahn, Diplom-Biologin am Julius-Kühne-Institut. Das ist ein Grund, warum einige Städte vollautomatische Schlagfallen ohne Gift einsetzen. Mit 130 Stundenkilometern erschlagen 14 Kunststoffbolzen die Ratte.