Kommentar zur Staustadt Bonn Raus aus dem Auto

Meinung | Bonn · Bonn bleibt Stau-Hauptstadt in NRW. Das ist leider keine Überraschung. Die Stadt wird im Verkehr ersticken, wenn es nicht gelingt, die Zahl der Autos auf den Straßen zu reduzieren, kommentiert GA-Redakteur Andreas Baumann.

Bonn bleibt Stau-Hauptstadt in NRW. Das ist leider keine Überraschung. Jeder Autofahrer in der Gegend weiß: Jeder größere Stau auf der Autobahn 565 oder auf der B9 legt die halbe Stadt lahm. Bonn ist beengt und hat für Straßen- und Radwegebau ebenso wenig Platz wie für neue Häuser. Es gibt nur drei Rheinbrücken, die deshalb wie Nadelöhre wirken. Und einen Autobahnring, der im Süden nie geschlossen worden ist. All das macht das Straßennetz ausgesprochen störanfällig. Und das in einer Stadt der Ein- und Auspendler, deren Bevölkerungszahl außerdem stark wächst.

Das soll kein Plädoyer für die Südtangente sein, für die es in der Region keinen politischen Konsens gibt – diese Autobahn wird auf Jahrzehnte hinaus nicht gebaut werden. Dafür kommen wohl die geplante Rheinquerung bei Wesseling und der Ausbau der A565 und der A59 mit weiteren Fahrspuren, was eine gewisse Entlastung bringen wird.

Trotzdem muss man sich keinen Illusionen hingeben: Bonn wird im Verkehr ersticken, wenn es nicht gelingt, die Zahl der Autos auf den Straßen zu reduzieren. Wer Menschen zum Umstieg motivieren will, braucht aber intelligente Park & Ride-Systeme und muss den öffentlichen Nahverkehr preiswerter, kundenorientierter, zuverlässiger und leistungsfähiger machen. Die Investitionen in Schienen, Fahrzeuge und Infrastruktur werden allein in Bonn Hunderte von Millionen Euro verschlingen – eine gesamtstaatliche Aufgabe, die nur über Steuern bezahlbar ist, weil sie die Kommune finanziell überfordert.

Die seit Jahrzehnten diskutierte Hardtbergbahn ist ein Beispiel für sinnvolle Investitionen. Ob auch eine Seilbahn auf den Venusberg hilft, zeigt sich erst, wenn die Stadtverwaltung (endlich) die nötige Kosten-Nutzen-Analyse vorlegt. Und zweifellos braucht Bonn mehr und bessere Fahrradwege. Hier bleibt die selbst ernannte „Fahrradhauptstadt“ weit hinter dem eigenen Anspruch zurück. Alles in allem: Bis es besser wird, werden viele, viele Jahre vergehen.

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