Debatte übers Regierungsviertel Bürgerbegehren soll Wohnungsnot in Bonn beenden

Bonn · Das Bonner Bündnis für Wohnen kritisiert, dass es viel zu wenig Wohnungen im Regierungsviertel in Bonn gibt. Deshalb hat der Zusammenschluss ein Bürgerbegehren gestartet und will nun Unterschriften.

 Auftakt zum Bürgerbegehren „Mehr Wohnraum im Bundesviertel!“: (v.l.) Ulrich Hamacher, Jean-Pierre Schneider,  Bernhard von Grünberg, Franz-Josef Windisch,  Bernd Weede und Edith Kühnle.

Auftakt zum Bürgerbegehren „Mehr Wohnraum im Bundesviertel!“: (v.l.) Ulrich Hamacher, Jean-Pierre Schneider,  Bernhard von Grünberg, Franz-Josef Windisch,  Bernd Weede und Edith Kühnle.

Foto: Benjamin Westhoff

Wohnen wird für immer mehr Menschen zum Luxus. Für Geringverdiener, Alleinerziehende, Singles, Senioren und Familien mit Kindern wird es zunehmend schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Betroffen von der Misere sind immer häufiger auch Mitarbeiter, die in den sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten. Schon jetzt geht man davon aus, dass in Bonn in den kommenden Jahren etwa 20.000 Wohnungen fehlen.

Entspannung auf dem Bonner Wohnungsmarkt könnte der Rahmenplan Bundesviertel bieten, der etwa 900.000 Quadratmeter Neubaufläche vorsieht. Aber: Nur rund 40 Prozent davon sind bisher für den Wohnungsbau vorgesehen. Viel zu wenig, beklagt das Bonner Bündnis für Wohnen, in dem sich der Deutsche Mieterbund, Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), Arbeiterwohlfahrt, Caritas, Diakonie sowie der Paritätische zusammengeschlossen haben. „Auf 75 Prozent dieser Fläche müssen Wohnungen entstehen. Die Hälfte muss bezahlbar und deshalb öffentlich gefördert werden“, sind sich die Sprecher der Verbände einig.

Um diese Forderung durchzusetzen, haben sie gemeinsam ein entsprechendes Bürgerbegehren unter dem Titel „Mehr Wohnraum im Bundesviertel!“ gestartet. Innerhalb der nächsten drei Monate werden sie Unterschriften sammeln, damit ihre Forderungen bei der Diskussion über den Rahmenplan berücksichtigt werden.

„Die Stadt wächst weiter. Sie ist einer der attraktivsten Standorte des Westens und zieht Menschen wie Unternehmen und Institutionen an. Arbeit und Wohnen gehören aber zusammen“, sagt Bernhard von Grünberg vom Mieterbund. Mit dem neuen Rahmenplan hätte man die einmalige Chance, im Bundesviertel nicht nur Büros zu schaffen, sondern auch ein lebendiges Wohnumfeld. „Wohnen und Arbeiten gehören zusammen. Nur so wächst ein lebendiges Viertel“, betont Ulrich Hamacher vom Diakonischen Werk.

Die Realität sieht derzeit allerdings ganz anders aus: „Ein Beispiel für das eklatante Missverhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Wohnraum ist derzeit das Bundesviertel. Dort gibt es 45 000 Arbeitsplätze aber gerade mal 2000 Wohnungen“, so von Grünberg. „Genau hier, wo einst Politiker um die Grundrechte der Bundesrepublik Deutschland gerungen haben, muss das Recht auf menschenwürdiges Wohnen in die Tat umgesetzt werden“, appellieren die Vertreter der Verbände an die Verantwortlichen.

Allerdings geht es den Initiatoren nicht nur um das Bundesviertel. „Wir brauchen eine Strategie für die ganze Stadt, um den Menschen Wertschätzung entgegenzubringen und ihnen angemessenen Wohnraum zur Verfügung stellen“, stellt Caritasdirektor Jean-Pierre Schneider klar. Für Bernd Weede vom DGB ist ein weiterer Aspekt wichtig. „Wenn wir Menschen attraktiven Wohnraum in der Nähe ihrer Arbeitsplätze anbieten, dann verringern wir auch die Pendlerströme, die die Umwelt unnötig belasten“, erklärt er. „Wir wollen ein Bundesviertel, das ein Vorzeigeprojekt für innovatives Wohnen ist: soziologisch, ökonomisch, ökologisch und sozial“, positioniert sich die Initiative mit ihrer Forderung für die anstehenden Diskussionen über den Rahmenplan.

Weitere Informationen gibt es unter www.wohnraum-bonn.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort