Uni-Hauptgebäude soll ab 2024 zehn Jahre dicht sein Rektor besteht während Sanierung auf Interimscampus im Hofgarten

Bonn · Uni-Rektor Michael Hoch sieht für Interimsbauten auf der Hofgartenwiese während der geplanten Grundsanierung des Hauptgebäudes im ehemaligen kurfürstlichen Schloss in der Bonner City ab 2024 keine Alternative. Eine Zustimmung seitens der Stadt steht noch aus.

 Auf der Hofgartenwiese sollen nach der Vorstellung von Uni-Rektor Michael Hoch  die Interimsbauten stehen, wenn das Hauptgebäude für die Grundsanierung geschlossen bleiben muss.

Auf der Hofgartenwiese sollen nach der Vorstellung von Uni-Rektor Michael Hoch  die Interimsbauten stehen, wenn das Hauptgebäude für die Grundsanierung geschlossen bleiben muss.

Foto: Meike Böschemeyer

Nur noch bis zur Sommerpause ist Zeit: Dann muss Uni-Rektor Michael Hoch zufolge klar sein, wo rund 11.000 Studentinnen und Studenten und nochmals rund 1000 Mitarbeiter, die derzeit im Uni-Hauptgebäude studieren, lehren und forschen, ab 2024 für einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren unterkommen werden. Denn in dem Jahr sollen die Arbeiten zur Grundsanierung und Renovierung des ehemaligen Kurfürstlichen Schlosses mitten in der Bonner City starten. Seit mehr als 200 Jahren beherbergt es die Rheinische-Friedrich-Wilhelm-Universität. Es ist Unisprecher Andreas Archut zufolge die erste Komplettsanierung seit dem Wiederaufbau des im Krieg zerstörten barocken Hauptgebäudes.

Hochs Plan, abgestimmt mit allen Universitätsgremien: Auf dem Hofgarten sollen hochwertige, architektonisch anspruchsvolle Interimsgebäude in Modulbauweise entstehen mit einer Gesamtfläche von rund 2000 Quadratmetern, die später an anderer Stelle wiederverwendet werden könnten. Mitten im provisorischen Campus: eine Übergangsaula mit 1000 Plätzen, die die Universität auch externen Kulturschaffenden – etwa für Konzerte – bereitstellen will.

Rektor sieht enges Zeitfenster

Als Rektor Hoch und Uni-Kanzler Holger Gottschalk am Donnerstag im Festsaal der Universität diese Pläne Vertretern der Medien vorstellten, war zwischen den Zeilen die Sorge herauszuhören, dass die dafür nötigen Gespräche mit der Stadt Bonn inklusive der entsprechenden Genehmigungen möglicherweise nicht mehr rechtzeitig zum Ziel führen werden. „Das ist ein enges Zeitfenster“, betonte Hoch.

Er habe zwar Verständnis dafür, dass Baurecht und Denkmalschutz hierbei sorgsam bedacht werden müssten. Doch eine Auslagerung der Studenten und Mitarbeiter möglicherweise an die Peripherie Bonns bliebe nicht ohne gravierenden Folgen nicht nur für den Universitätsbetrieb, sondern auch für die Innenstadt und damit die Stadtgesellschaft, warnte er.

Allein die Pandemie, die Studenten und Lehrende teilweise immer noch ins Homeoffice verbannt hat, zeige, was rund um die Universität und Hofgarten passiere, wenn es dort kein Leben mehr gebe. „Wir verzeichnen mit Beginn der Pandemie eine Zunahme an Straftaten“, sagte Hoch. Mitarbeiter trauten sich abends kaum noch in die Uni-Tiefgarage, einige seien bereits überfallen worden. „Die Sicherheit ist nur ein Aspekt, warum die Universität in der City bleiben muss. Sonst entstehen hier neue Angsträume, was aber niemand möchte“, sagte Hoch nicht zuletzt auch mit Blick auf die Überlegungen der Stadt Bonn, die Uni könnte interimsweise auf das Gelände der früheren Pädagogischen Hochschule (PH) an der Römerstraße im Bonner Norden ausweichen. „Das ist für uns eine Erweiterungsfläche, aber als Übergangsquartier für die Fakultäten im Hauptgebäude obsolet“, betonte Hoch.

„Schlechter Entwicklungszustand“

Ein weiterer Aspekt sei die zu weite Distanz zur PH sowie ein „schlechter Entwicklungszustand“ des Areals dort, das obendrein nicht gut an den ÖPNV angebunden sei. Es müsse im Sinne der Stadtgesellschaft sein, das studentische Leben auf jeden Fall in der City zu halten. Das sei nur gewährleistet, wenn auch entsprechende Räumlichkeiten in der City bereitgestellt würden. Hoch: „Seit mehr als 200 Jahren ist das Schloss der zentrale Identifikationsort der Universität. Das muss so bleiben.“ Eine Alternative, also einen Plan B, sehe er nicht, antwortete der Rektor auf die Frage, was passiere, wenn aus den unterschiedlichsten Gründen die Realisierung der Pläne für Interimsbauten auf dem Hofgarten scheitern würden.

Im Übrigen gehe es auch nur um einen kleinen Teilbereich des Hofgartens, machte Kanzler Gottschalk deutlich. So sollen die Interimsbauten vornehmlich auf dem vorderen Teil der Wiese am Regina-Pacis-Weg errichtet werden. Eine weitere Fläche ist am Stadtgarten vorgesehen.

Uni und Stadt Bonn müssen sich rechtzeitig einig werden

Wie berichtet, will der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes NRW ab 2024 das komplette Hauptgebäude in mehreren Bauabschnitten von Grund auf sanieren und technisch auf den neuesten Stand bringen. Eine Kostenschätzung gibt es noch nicht. Hoch geht davon aus, dass am Ende (inklusive des geplanten Forums des Wissens im Viktoriakarree sowie der Erweiterungsbauten am bereits seit längeren geschlossenen Ostflügel sowie am anderen Ende des Schlosses Am Hof) eine Milliarde Euro erreicht sein wird.

Für die im Hauptgebäude untergebrachte Universitätsverwaltung hat der BLB bereits den früheren Hauptsitz der Zurich-Versicherung (ehemals Deutscher Herold) an der Ecke Bonner Talweg/Poppelsdorfer Allee gemietet. Die Philologische sowie die Evangelische und Katholische Fakultät sowie deren Bibliotheken werden in das ebenfalls bereits angemietete einstige Zurich-Gebäude an der Rabinstraße umziehen.

„Wir sind seit vielen Monaten mit der Stadtverwaltung im Gespräch“, sagte Gottschalk. Bis April soll eine Machbarkeitsstudie auf dem Tisch liegen, die zeige, ob und wie auf dem Hofgartengelände die Bauten errichtet werden können. Nötig sei die Studie nicht zuletzt wegen der darunterliegenden Tiefgarage und der U-Bahntrasse. „Wir sind in guten Gesprächen“, zeigte sich Gottschalk verhalten optimistisch, dass Uni und Stadt Bonn sich noch rechtzeitig einig werden können. Jedenfalls sei die Stadt Bonn den Plänen der Universität gegenüber „nicht abgeneigt.“

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