Hochhaus am Rand der Rheinaue Bonner Ratsfraktionen lehnen Aire-Turm in der Rheinaue ab

Bonn · Der Unternehmer Horst Burbulla will in der Rheinaue einen gläsernen Aussichtssturm bauen. 3800 Unterschriften für ein Bürgerbegehren hat er bereits gesammelt, wie er sagt. Die Ratsfraktionen stehen dem Projekt allerdings skeptisch entgegen.

 Der Festsaal Aire im Modell

Der Festsaal Aire im Modell

Foto: Horst Burbulla

Mancher Bonnbesucher hat schon bedauert, dass nur der Postvorstand und wenige geladene Gäste den Blick vom Dach des Post-Towers ins Rheintal genießen dürfen. Vielleicht gehörte auch der Bonner Unternehmer Horst Burbulla dazu. Mit seiner Firma Technocrane im tschechischen Pilsen und deren Teleskopkränen für Filmproduktionen ist der Maschinenbauer zu Geld gekommen. Aber das könne man ja nicht mit ins Grab nehmen, sagt der 63-Jährige und will deshalb einen gläsernen Aussichtsturm mit Veranstaltungssaal für 1100 Gäste in 162 Metern Höhe an den Rand der Rheinaue neben den Posttower stellen.

Geplant hat er das Projekt selbst, aber Statiker, Brandschutzexperten und Architekten hätten daran mitgewirkt, sagt er. Schließlich sei die Windlast des insgesamt 220 Meter hohen Turms für die Glashülle enorm. Mit seiner Form eines umgedrehten Kronleuchters wäre AIRE in jedem Fall ein Hingucker, zeigen erste Visualisierungen.

Mit dem Projekt trifft der Visionär in Bonn offenbar auf Begeisterung. 3800 Personen hätten bisher für das Bürgerbegehren zur Eröffnung eines Bauleitplanungs-Verfahrens unterschrieben, sagt Burbullas Pressesprecher Thomas Lenz. In der Fürstenstraße 3 ist dazu seit Oktober eigens ein Showroom eingerichtet, in dem das Projekt vorgestellt wird. Bis Ende Juni 2020 will der Initiator die 9944 nötigen Unterstützerunterschriften beisammen haben. Dann müsste der Stadtrat das Verfahren einleiten. Lehnen die Politiker das Projekt ab, kommt es zu einem Bürgerentscheid, bei dem alle kommunalwahlberechtigten Bonner abstimmen dürfen.

Finanzieren möchte der Unternehmer, der in Bonn bislang nicht in Erscheinung getreten ist, sein Projekt mit einer privaten Stiftung. Das Regierungspräsidium Köln habe der Gründung jetzt zugestimmt, berichtet Burbulla. Ihrem Zweck nach soll sie Musikaufführungen finanzieren, so zuerst Hauskonzerte im Rahmen des Beethoven-Jubiläumsprogramms. Derzeit werde die Gemeinnützigkeit geprüft. Als Grundkapital habe er 200.000 Euro eingebracht.

Im Showroom, Fürstenstraße 3: Horst Burbulla steht vor der Simulation seines Aire-Turms in der Rheinaue.

Im Showroom, Fürstenstraße 3: Horst Burbulla steht vor der Simulation seines Aire-Turms in der Rheinaue.

Foto: Wein/Martin Wein, Bonn

Je nach Phase des Projektes werde er weiteres Kapital zuschießen und den Stiftungszweck um den Bau des Veranstaltungsturms erweitern, erklärt Burbulla. 35 bis 40 Millionen Euro habe er dazu auf der hohen Kante. Der Rest der projektierten Baukosten von mindestens 80 Millionen Euro solle über Kredite finanziert werden. Die Betriebskosten sollten aus laufenden Einnahmen finanziert werden. Ein wirtschaftliches Interesse verfolge er selbst nicht. Im Idealfall könne das Projekt 2027 eröffnet werden, glaubt Burbulla.

Festsaal Aire in der Bonner Rheinaue
13 Bilder

Veranstaltungssaal Kronleuchter am Bonner Rheinufer

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Der Hauptgrund für die ungewöhnliche Vorgehensweise mit dem Bürgerbegehren ist in den verhaltenen Reaktionen aus dem Ratsfraktionen zu suchen, zu denen Burbulla zunächst Kontakt aufgenommen hatte. „Was er vorhat, ist nicht nur futuristisch, sondern auch etwas skurril“, sagt Bert Moll, der planungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion. Der finanzielle Rahmen sei zumindest derzeit nicht erkennbar. In der Fraktion sei die Idee zwar nicht durchweg auf Ablehnung gestoßen. Man schätze bürgerschaftliches Engagement. Aber große Chancen auf Verwirklichung sieht Moll im Bauleitplanverfahren nicht.

Auch SPD-Planungspolitiker Helmut Redeker ist skeptisch. Die Terrasse des Marriott-Hotels biete in nur 400 Metern Entfernung bereits Panoramablick. Vonnöten sei in Bonn zudem kein kleiner Konzertsaal, sondern eine größere Halle für Pop-Konzerte.

Neue Ideen, auch Neubauten, finde er wünschenswert, sagt Hartwig Lohmeyer (Grüne). „Aber der gewählte Standort geht gar nicht“, findet er. Schon aus finanziellen Erwägungen. Schließlich müsse die Stadt dem Bund bis zu zwölf Millionen Euro erstatten, wenn sie Burbulla das Grundstück an der Charles-de-Gaulle-Straße zur Bebauung verpachtet. Die Bundesregierung hatte es der Kommune vor Jahren für das WCCB zur Verfügung gestellt. Planungssprecher Frank Thomas aus der FDP-Fraktion findet die Idee grundsätzlich interessant, die Standortfrage aber diskussionswürdig. „Gespannt bin ich, ob die notwendigen Unterschriften für ein Bürgerbegehren zusammenkommen“, sagt er.

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