Rheinauensee in Bonn Bauarbeiten in der Rheinaue dauern länger und werden teurer
Bonn · Lastwagen bringen bis August 27.000 Tonnen Sand in die Bonner Rheinaue. Stück für Stück wird der große See saniert. Das ist aufwendiger als erwartet.
„Der Rheinauensee ist Bonns größte Buddelkiste“, stellt David Baier, Leiter des Umweltamtes fest. Dort, wo vorher Wasser war, haben Laster tonnenweise Sand angefahren. Gänse spazieren durch die riesige Grube, statt zu schwimmen. Am Seeufer rumort die Schlamm-Reinigungsanlage. Es ist viel los am Rheinauensee, und das wird zunächst auch noch so bleiben, wie die Stadt Bonn bei einem Pressetermin am Donnerstag erklärte.
Das ist bisher passiert: In Teilen des Sees wurde der Wasserspiegel gesenkt und anschließend in einer aufwendigen Aktion die Fische aus dem See in andere Gewässer umgesiedelt (der GA berichtete). Dann haben Mitarbeiter der Firma Kurstjens auch das restliche Wasser abgepumpt. Zurück blieb ein Gemisch aus Kies, Sand und Schlamm, das in einer speziellen Anlage aufbereitet wird. Danach füllte die Firma den Seegrund mit nährstoffarmem Sand auf.
Ziel ist ein nährstoffarmes Biotop
Der Sand, der aus dem Schlamm gefiltert wurde, sei dafür nicht geeignet, weil er zu viele organische Bestandteile habe, erklärte Thomas Pätzold vom Umweltamt der Stadt Bonn. Ziel sei es, ein nährstoffarmes Biotop zu schaffen, erklärte er.
Das Problem eines nährstoffreichen Sees: Die organischen Anteile verbrauchen viel Sauerstoff. Freigesetzte Nährstoffe fördern wiederum das Algenwachstum. Das war am Beispiel des Rheinauensees gut zu sehen: Vor der Sanierung sahen Besucher dort das Wasser vor lauter Algen nicht mehr.
Um den Sauerstoffgehalt im See zu regulieren, sollen dort laut Pätzold Makroalgen wachsen. Diese binden schädliches Phosphat aus dem Wasser und verhindern so, dass erneut andere Algen wuchern. Das Besondere: Die Fachleute müssen die Makroalgen direkt ins Wasser pflanzen. Dort, wo der Rheinauensee schon wieder aufgefüllt ist, machen sich dafür Taucher auf den Weg zum Grund.
See füllt sich bereits wieder
Stefan Brück, der die Arbeiten der Firma Kurstjens leitet, findet das Vorgehen „nach Zahnradprinzip“ gelungen: In die zwei östlichen Teile des Sees fließt bereits Wasser. Acht Mitarbeiter der Firma arbeiten sich jetzt von der westlichen Seite in die Mitte vor.
Der mittlere Teil, der unter der Südbrücke liegt, dient derzeit als Wasserreservoir. Im Bereich östlich davon soll nächste Woche der Sand aufgeschüttet werden. Aus dem westlichsten Teil pumpt die Firma das Wasser in den benachbarten Abschnitt ab. Vom äußeren westlichen Teil wolle man sich dann schrittweise an die vollständige Sanierung heranarbeiten, so Brück.
Mehr Schlamm als erwartet
Diese dauert länger als geplant: Zunächst war ein Ende der Bauarbeiten für Ende Mai vorgesehen. Jetzt terminieren Umweltamt und Bauleiter den Abschluss auf August. Die Gründe: Vor Beginn der Arbeiten habe sich der Anteil der im Wasser gelösten Sedimente schwer einschätzen lassen, so Pätzold. 40 Prozent mehr Kies und 50 Prozent mehr Schlamm als erwartet hätten sich nach dem Abpumpen am Grund des Sees abgesetzt.
Diese abzutransportieren, sei eine logistische Herausforderung, auch, weil bedingt durch den Anstieg der Kraftstoffpreise Spediteure abgesprungen seien, wie Stefan Brück berichtete. Mittlerweile sei der Transport wieder gesichert. Damit Verbrauch und Kosten möglichst gering bleiben, stimmt die Firma den An- und Abtransport von Schlamm und neuem Sand genau aufeinander ab. So verhindere man Leerfahrten der Lastwagen, so Brück.
Durch das größere Transportvolumen des Sediments gingen auch die Kosten für das Projekt in die Höhe: Statt 4,8 Millionen wird die Sanierung nun 5,6 Millionen Euro kosten. Laut Baier muss die Sanierung in erster Linie nachhaltig sein. Bürgerinnen und Bürger sollen die Grünflächen in der Rheinaue langfristig ohne stinkende Algenplage nutzen können.