Sanierung im Januar Stadt lässt im Rheinauensee das Wasser ab

Bonn · Die Stadt lässt für 4,8 Millionen Euro den Rheinauensee sanieren. Bevor der Stöpsel gezogen und der Schlamm entfernt wird, ziehen die Fische um.

 Einen solchen Algenwuchs auf dem Rheinauensee wird es wohl im kommenden Sommer nicht mehr geben.

Einen solchen Algenwuchs auf dem Rheinauensee wird es wohl im kommenden Sommer nicht mehr geben.

Foto: Benjamin Westhoff

 Was haben Stadt und Politik nicht schon alles versucht, der alljährlichen Algenplage auf dem Rheinauensee beizukommen: Schon mehrfach grasten Mähboote die Pflanzen ab, das Technische Hilfswerk installierte Tauchpumpen, und überschüssiges Kühlwasser aus dem Post Tower sollte die Anlage vor dem Kippen bewahren. Viele weitere Ideen wie der Einsatz von Mikroorganismen kamen auf den Tisch und wurden teils auch ausprobiert. Alles mit eher mäßigem Erfolg. Doch jetzt kommt die Wende.

Die Stadt hat nun die nachhaltige, mehrfach verschobene und eigentlich unvermeidliche Sanierung des Rheinauensees für Anfang 2022 angekündigt. Das kostet geschätzt 4,8 Millionen Euro. „Ein wichtiger Baustein ist die vollständige Entschlammung des 15 Hektar großen Sees“, teilt Andrea Schulte vom Presseamt mit. „Die aufwendige Sanierung soll das Gewässer langfristig in einem stabilen und nährstoffarmen Gleichgewicht halten und die Situation der Fische und Wasservögel verbessern.“

Algen sind das eine, doch Experten fürchten in dem Zusammenhang auch das Umkippen des Sees. Das passiert, wenn das ökologische Gleichgewicht nicht mehr besteht: Zu viele Nährstoffe lassen Pflanzen wachsen, was dem Wasser Sauerstoff und somit die Lebensgrundlage entzieht. Es sind in dem Zusammenhang auch schon viele Tiere verendet.

Mit der Seesanierung hat das Amt für Umwelt und Stadtgrün das Fachunternehmen Kurstjens beauftragt. Die Einleitung des Vergabeverfahrens für das Projekt hatte der Stadtrat im Juni 2021 beschlossen.

Sanierung in zwei Schritten

Die Entschlammung des Sees erfolgt in zwei Schritten: Im Januar und Februar wird zunächst die westliche Seehälfte geleert und saniert, anschließend, voraussichtlich im März und April, die östliche Seehälfte. „Möglich ist dies, weil der Grund des Sees unterhalb der Konrad-Adenauer-Brücke erhöht ist“, sagt Schulte. Die Fische ziehen während der Sanierung in die jeweils andere Seehälfte um. Durch die Abfolge haben die Tiere wie etwa die Wasservögel stets ausreichend Rückzugsraum.

„Ende der ersten Januarwoche wird der Wasserspiegel zunächst um etwa 80 Zentimeter abgesenkt. In der zweiten Januarwoche wird dann in der westlichen Seehälfte das Wasser vollständig abgelassen“, so Schulte. „Große Gitter-Netze schützen dabei die Ablässe vor Verstopfungen.“ Biologen und Limnologen, Fachleute für Binnengewässer, des Büros Limnoplan kümmern sich parallel um den Umzug der Fische. Das Büro Lanaplan und die Untere Naturschutzbehörde überwachen alles.

Eine Sonderregelung betrifft die Karpfen: Sie werden abgefangen und in andere Gewässer gebracht, „weil sie sonst die geplante neue Bepflanzung im Rheinauensee abfressen würden“, heißt es. Im Gewässer gibt es auch invasive Arten wie den Sonnenbarsch. Nach Vorgabe der EU-Richtlinie zur Bekämpfung dieser Arten werden diese entnommen, „weil sie sonst heimische Arten weiter verdrängen und Schaden im sanierten See anrichten würden“, sagt Schulte.

Der Schlamm im Rheinauensee wird gesiebt

Maschinen schieben dann den Schlamm zusammen. Um die hohen Entsorgungskosten zu minimieren, wird die Masse über Siebe in Korngrößen getrennt. Gereinigt können so Kies und Sand wiederverwendet werden. „Die restlichen Feinstoffe werden über Zentrifugen entwässert. So müssen deutlich geringere Massen abgefahren und entsorgt werden“, teilt die Verwaltung mit.

Dann heißt es Aufbauen: Auf den Grund kommt eine 15 Zentimeter dicke Sandschicht, die neu zu pflanzenden Makroalgen als Substrat und als Lebensraum für Mikroorganismen dient. An den Überläufen und Ablässen ersetzt ein Sandvlies den Sand, damit der nicht fortgespült wird. „Parallel dazu werden die Schieber kontrolliert und bei Bedarf repariert. Anschließend wird die westliche Seehälfte wieder mit Wasser gefüllt“, so Schulte. Dann ist die andere Seite dran.

Anfang Mai soll alles fertig sein. Nach dem Vorbild des Phoenixsees in Dortmund werden dann und auch im Sommer Makroalgen bepflanzt. Diese binden Phosphat und minimieren so den Wuchs anderer Algen. Auch die Ufermauer wird saniert, was über das Denkmalförderprogramm des Landes NRW mit rund 175.000 Euro gefördert wird.

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Mehr zum Rheinauensee gibt es auf www.bonn.de/rheinauensee.

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