Rhein-Hochwasser Pegel in Bonn fällt am Mittwoch auf unter 6,50 Meter
Update | Bonn · Nach einer Woche, in der der Rheinpegel in Bonn kontinuierlich stieg, fällt der Pegelstand seit Montagabend wieder, wenn auch nur leicht. Am frühen Mittwochabend liegt er bei 6,43 Metern. Der Fluss führt aber weiterhin Hochwasser.

Das Hochwasser in Bonn und Umgebung
Der Rheinpegel lag am späten Dienstagabend noch bei 6,63 Metern. Seit Anfang der Woche sinkt der Pegel jedoch wieder und liegt am frühen Mittwochabend bei 6,43 Metern.
Am Montagabend war der Rheinpegel noch auf 6,78 Meter angestiegen. Nach einer Einschätzung des Hochwasservorhersagedienstes sollten die 6,80 Meter nicht überschritten werden und der Wasserstand ab Montagabend wieder sinken. Damit hatten die Experten recht.
Sowohl links- als auch rechtsrheinisch wurden jedoch verschiedene Geh- und Radwege überflutet. Auf der linken Rheinseite sind unter anderem der Bereich Leinpfad/Nordbrücke unterhalb des Römerbades, das Stresemannufer in Höhe der Charles-de-Gaulle-Straße sowie das John-Jay-McCloy-Ufer in Mehlem betroffen. Rechtsrheinisch sind die Wege unter anderem ab dem „Restaurant Bundeshäuschen“ bis zur Stadtgrenze Königswinter überschwemmt. Zudem seien einzelne Zufahrtsstraßen zum Rhein, unter anderem in Graurheindorf, Bonn-Castell und der Südstadt, mit Warnbaken gesperrt worden, so die Stadt Bonn.
Von Mittwoch auf Donnerstag (15./16. November) war der Rheinpegel um mehr als einen Meter gestiegen. Damit lag er am späten Donnerstagnachmittag bei 5,54 Meter – und stieg bis Samstagabend auf über 6,50 Meter an. Über das Wochenende kamen noch weitere Zentimeter dazu: Am Montagmorgen erreichte der Pegel bereits 6,70 Meter. Hochwasserbedingte Einsätze gab es am Sonntag nicht, wie ein Sprecher der Feuerwehr Bonn auf GA-Nachfrage mitteilte.
Die Hochwasserzentrale des Landesamtes für Umwelt Rheinland-Pfalz (LfU) hat für den Mittelrheinbereich zwischen Koblenz und Königswinter eine amtliche Hochwasserwarnung herausgegeben. Ab Wochenmitte rechnet das LfU Rheinland-Pfalz damit, dass der Pegel sich bei 6,50 Meter einpendelt.
THW sichert Anlegestelle in Bad Honnef
In Bad Honnef ist am Freitagnachmittag das Technische Hilfswerk (THW) ausgerückt, um eine Zugängerbrücke zu sichern. Gegen 16.30 Uhr hatte die Feuerwehr das THW alarmiert, da sich die Brücke, die zu einer Anlegestelle des Wassersportvereins Honnef in einem toten Arm des Rheins führt, losgerissen und quergestellt hatte. Die rund 30 Einsatzkräfte des THW erkundeten die Anlegestelle mithilfe von Booten und einer Drohne, erklärte Carsten Helbrecht, Ortsbeauftragter des THW.
An der Anlegestelle befanden sich am Freitagabend nur ein Motorboot und eine etwas größere Motorjacht. Da die Gefahr bestand, dass sich Teile der Anlegestelle bei stärker fließendem Hochwasser lösen könnten, sicherten die Einsatzkräfte die Anlegestelle am Abend ab. Dafür setzten die Kräfte einen 26 Tonnen schweren Lkw-Ladekran und ein Gerätekraftwagen ein. Mithilfe von Booten brachten sie Stahlseile auf die Anlegestelle, die dann von dem Kran gehalten wurden.
Das THW brachte ebenfalls weitere, temporäre Halteseile aus Stahl an, die mit Schlingen an den Bäumen befestigt und dann gespannt wurden. Damit soll die Anlage auch nach dem Hochwasser vorerst gesichert werden können.
Helbrecht erklärte weiter, dass der Wassersportverein in Zukunft entscheiden müsse, wie mit der Anlage weiter verfahren werden soll. Dies sei aber erst bei einem sinkenden Rheinpegel möglich.
Bahnersatzverkehr für Linie 66 Abschnitt verlängert
Aufgrund des steigenden Rheinpegels wurde die Stadtbahnlinie 66 ab Oberdollendorf von Samstag, 18. November bis zum Montag, 20. November, eingestellt. Nun wurde der Schienenersatzverkehr bis einschließlich Mittwoch, 22. November, verlängert. Das teilten die Stadtwerke Bonn (SWB) mit.
Ab der Haltestelle Oberdollendorf fahren in diesem Zeitraum Busse statt Bahnen; diese pendeln bis zur Endstation Bad Honnef und zurück. Das geschehe vorsorglich und zur Sicherheit der Fahrgäste und des Fahrbetriebs, so die SWB in der Mitteilung. Die Haltestellen des Bahnersatzverkehrs befinden sich jeweils fünf bis zehn Minuten fußläufig von den Bahnhaltestellen entfernt und können hier eingesehen werden. Sollte der Flusspegel es ab Dienstag, 21. November, wieder zulassen, fahren die Bahnen ab dann wieder die ganze Strecke.
Uferpromenade in Mehlem teilweise überflutet
In Bad Godesberg-Mehlem ist im Bereich der Königswinterer/Mehlemer Fähre die Uferpromenade bereits überflutet. Der Fährbetreiber musste aus diesem Grund am frühen Freitagnachmittag die Sicherungsseile der Fähranlegestelle höher anbringen. Das Bonner Ordnungsamt und das städtische Tiefbauamt haben den Geh- und Radweg im Bereich der Anlegestelle abgesperrt, da dieser durch die Seile blockiert wird.
Rheinpegel in Bonn erst bei ab 7 Metern kritisch
„Hochwasser ist ein großes Wort. Bei sechs Metern ist in Bonn die Hochwassermarke I erreicht. Aber einen wirklich kritischen Wert über sieben Meter oder sogar bis zu acht Meter werden wir nicht erreichen“, sagte Wetterexperte Karten Brandt. Größere Schäden seien erst ab der 7-Meter-Marke zu erwarten.
Erst ab acht Metern ist die Hochwassermarke II erreicht. Dann wird der Schiffsverkehr eingestellt. Ab sechs Metern gibt es dennoch kleinere Einschränkungen: Schiffe dürfen nur noch langsam und in der Mitte des Stroms fahren. Eine Übersicht über alle Auswirkungen der Pegelstände des Rheins in Bonn gibt es hier.
Rhein-Pegelstand: In Süddeutschland hat es viel geregnet
Nach Angaben des Wetterexperten Brandt kommt ein Wasserstand von etwa 6,50 Meter in Bonn durchschnittlich etwa alle drei bis vier Jahre vor. „Das ist jetzt nichts Außergewöhnliches“, so der Betreiber des Internetportals „Donnerwetter“. Dennoch: „Wir müssen gucken, wie es sich nächste Woche weiterentwickelt.“
Grund für den Anstieg des Rheins ist die anhaltende Regenwetterlage. „Vor allem in Süddeutschland ist viel Regen runtergekommen“, sagt Brandt. Grundsätzlich sei das aktuelle Wetter gut für die Natur – auch wenn sich viele Menschen darüber ärgern. Die zeitlichen Abstände der Regengüsse sind dabei laut dem Meteorologen aber durchaus positiv zu bewerten – ein Grund dafür, dass der Pegel nicht über sieben Meter steigen wird.
Rhein-Hochwasser: Mosel und Oberrhein beeinflussen den Pegel in Bonn
Damit das in Bonn passiert, seien vor allem zwei Faktoren relevant: Die Wasserstände der Mosel und des Oberrheins. „Vom Oberrhein kommt eine große Menge Wasser in den nächsten Tagen, das merken wir. Aber damit es zu einem richtigen Hochwasser kommt, muss mehr Wasser aus der Mosel kommen“, erklärt Brandt. Der Wasserstand dort stagniere momentan allerdings – „in Trier fällt der Pegel am Freitag schon“. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hochwasser mit Einstellung der Schifffahrt erreicht werde, liege deshalb unter einem Prozent.
Für die kommende Woche vermutet Brandt, dass der Rheinpegelstand längere Zeit bei rund sechs Metern oder leicht darüber stehen wird. „Das ist eine lang gestreckte Welle, die Tage oder Wochen anhalten wird. Und das ist der Vorteil, denn wir haben dadurch nicht einen großen Berg, der durchgeht, wie bei einem großen Hochwasser.“ Leichte Einschränkungen in der Schifffahrt könnte es trotzdem geben.
Pegelstand in Bonn: Fähren müssen vorsichtiger fahren
Was die Unternehmen jetzt schon bemerken: immer mehr Treibgut. „Das ist im Moment sehr gefährlich für die Schrauben und Motoren an unseren Schiffen“, sagt Jacek Spalek, der die Rheinfähre Mondorf fährt. Die Holzreste kommen demnach vor allem aus der Sieg und können teure Schäden an den Schiffen verursachen. „Wir müssen sehr vorsichtig fahren. Es geht alles etwas langsamer“, sagt Spalek. Einen kleinen Einfluss habe das dann auch auf die Kunden: Die Überfahrt könne durchaus etwas länger dauern. „Wer knapp kalkuliert hat, kommt dann vielleicht etwas zu spät zur Arbeit“, so der Fahrer. Vor allem im Dunkeln müsse er sehr langsam fahren. Das sei aber aufgrund der starken Strahler am Schiff weiterhin möglich.
„Mehr Treibholz ist normal bei Hochwasser“, ordnet Meteorologe Brandt das Geschehen ein. Beim Starkregen der vergangenen Tage im Schwarzwald seien durchaus Bäume umgestürzt, die nun im Rhein treiben.