GA-Serie: Bonner Köpfe Rico Fenoglio: Der Feier-Profi vom Rhein

Bonn · After-Job-Partys, Firmen-Events, Geburtstage: Rico Fenoglio organisiert seit 16 Jahren alle Arten von Veranstaltungen. ga-bonn.de stellt ihn vor.

Ein Drittel des Jahres abends auf Achse: Rico Fenoglio.

Ein Drittel des Jahres abends auf Achse: Rico Fenoglio.

Foto: Barbara Frommann

Pilot und Polizist waren mal Traumberufe, heute ist es der Party-Veranstalter, dessen Job für junge Leute ziemlich attraktiv klingt. Rico Fenoglio ist einer – schon im 16. Jahr in Bonn tätig, organisiert er mit seinem Partner Walter Düren After-Job-Partys, Firmen-Events, Geburtstage und alles, was sonst noch so kommt.

Er ist sein eigener Chef, viel auf Achse, keine Frage: Der 41-Jährige kommt rum in der Stadt und kennt viele Leute. Und viele kennen ihn, spätestens seit er 2005/06 als Bonner Prinz durch die Säle zog.

In seinem Handy hat er 1838 Kontakte gespeichert, bei Facebook 1463 „Freunde“. Doch sein eigentliches Kapital sind die Mailadressen, wenn er die Ankündigung für die nächste Party rumschickt.

Dann bekommen in Bonn 20.000 Personen eine E-Mail, und wenn die Party in Köln stattfindet, wo er ebenfalls tätig ist, weitere 20.000 Menschen. Alles Leute, die sich im Laufe der 16 Jahre registriert haben. „Wir haben von Anfang an auf elektronische Kommunikation gesetzt“, sagt er. Zu einer Zeit, wo andere Veranstalter noch Flyer per Post verschickt haben.

Aber zurück zum Thema: Ein Traumjob? „Na ja, die Betonung liegt auf Job“, sagt Fenoglio. „Das ist viel ernüchternder als man denkt.“ Partys vorzubereiten, das bedeutet auch, einen Bürojob mit viel Organisation zu haben: Aufträge erteilen, Verträge schreiben, DJs buchen, Technik bestellen, Kosten kalkulieren, Mitarbeiter führen, Werbemittel konzipieren.

„Aber das ist alles kreativ, weil es den vollen Service umfasst – Management in allen Bereichen.“ Dazu gehört auch: Bestuhlungskonzepte erstellen, Fluchtpläne studieren, Steuern und Gema bedienen. Und natürlich auf Monate hinaus vorplanen: „Wir haben jetzt schon das Jahr 2017 komplett gebucht“, sagt er. 50 Veranstaltungen pro Jahr brauchen Vorlauf.

Fenoglio vereinigt viele Facetten

Irgendwie pendelt das Leben für ihn zwischen Überholspur und Halbtagsjob. Wenn morgens der Wecker um 7.30 Uhr klingelt und er abends als Veranstalter die Partygäste begrüßt, ist Fenoglio manchmal 15 oder 16 Stunden auf den Beinen.

An Silvester zum Beispiel veranstaltet er fünf Partys parallel. Andererseits nimmt er auch seine Auszeiten und Freiräume – Work-Life-Balance nennt er das, was auch bedeutet, dass er sechs bis sieben Mal im Jahr in Urlaub fährt, um auszuspannen. „Aber immer nur kurz für wenige Tage“, sagt er. „Drei Wochen am Stück bin ich schon seit 15 Jahren nicht weg gewesen.“

Der 41-Jährige, der einen deutschen und einen italienischen Pass besitzt, vereinigt viele Facetten auf sich: Er ist lebenslustig, charmant und beliebt, kann aber auch seinen eigenen Kopf haben. Daran werden sich seine früheren Lehrer erinnern, denn der junge Rico war ein renitenter Schüler. Mehrfach wechselte er deshalb die Schule.

Nach dem Abitur machte er eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Bonn, als er beim letzten Bundespresseball Manfred Schmidt traf. Das ist der Partyveranstalter aus Köln, bei dem damals alle Promis ein- und ausgingen: Spitzenpolitiker, Musiker, Wirtschaftsbosse, Künstler. Die Partys waren legendär.

Fenoglio fing bei ihm an und kümmerte sich um den kaufmännischen Bereich und das Sponsoring. „Das war für mich mit Anfang 20 ein Riesenjob und weitaus spannender, als bei der Sparkasse zu bleiben.“ Er war viel unterwegs in Europa, vor allem in Barcelona, lernte Stars und Sternchen kennen. Und übrigens auch seinen Kompagnon Walter Düren, dem er 1998 in Barcelona über den Weg lief und mit dem er die Wanted GmbH betreibt.

Geregeltes Familienleben "kaum möglich"

Alles bunt, alles schön damals. Da fiel es nicht leicht, von der Glitzerwelt nicht eingefangen zu werden, von den Promi-Partys und Einladungen. Was hält einen da auf dem Boden? Einerseits der Weg zurück ins gemütliche Bonn und die eigene Selbstständigkeit, anderseits Freunde und Familie.

„Zu den Dingen, die viele nicht von mir wissen, gehört, dass ich einen schwerstbehinderten Bruder habe, mit dem ich aufgewachsen bin und der mir mit Sicherheit eine andere Sicht auf das Leben gegeben hat.“ Ebenfalls nicht so bekannt ist, dass er seit 2007 Präsident der SSF Bonn ist – ein Ehrenamt im größten Bonner Sportverein, für das Persönlichkeiten angefragt werden.

Dafür vermisst man in der Biografie eine Ehefrau und Kinder, quasi ein geregeltes Familienleben. „Das ist bei dem Job kaum möglich“, sagt Fenoglio, er ist ledig, hat keine Kinder. Vielleicht besser, wenn man ein Drittel des Jahres immer abends auf Achse ist, gut vernetzt in der Bonner Wirtschaft, im Karneval, der Gastronomie, dem universitären und politischen Leben. Und dabei immer schon wieder an die nächste Party denkt, beruflich natürlich.

Apropos: Welches war die beste in 16 Jahren? „Das war die erste“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Sie fand 2000 in der Piano-Bar des Maritim-Hotels statt. Inzwischen sind die Locations größer: MS Rhein-Energie, Kameha oder Königshof.

Beim „Tanz in den Mai“ musst er auch „arbeiten“: Die Bonner feierten mit ihm erstmals in der Stadthalle Troisdorf, die Kölner in der Wolkenburg.

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