Kommentar zum Plagiatsverdacht bei Einsatzjacken Riskante Mängel

Meinung | Bonn · Mängel der Einsatzkleidung können für Rettungssanitäter durchaus gefährlich werden. Die Verantwortlichen spielen auf Zeit. Die Feuerwehrspitze hätte den Fehler bemerken müssen, meint GA-Redakteur Nicolas Ottersbach.

 Mitarbeiter von Falck bereiten einen Rettungswagen für den Einsatz vor. Seit Juli ist das Unternehmen in Bonn tätig.

Mitarbeiter von Falck bereiten einen Rettungswagen für den Einsatz vor. Seit Juli ist das Unternehmen in Bonn tätig.

Foto: Nicolas Ottersbach

Man stelle sich vor, ein Unternehmen verkauft Kinderspielzeug, dessen Prüfzertifikate gefälscht sind. Binnen kürzester Zeit gäbe es eine Rückrufaktion, schließlich besteht die Gefahr, dass die Kinder Schaden nehmen können. Der Fall, der nun im Bonner Rettungsdienst aufgedeckt wurde und deutschlandweite Bedeutung hat, ist ähnlich gelagert. Nur mit dem Unterschied, dass es nicht um Spielzeug, sondern die Schutzkleidung der Sanitäter des Rettungsdienstunternehmens Falck geht. Und das Thema unter den Teppich gekehrt wird und die Verantwortlichen auf Zeit spielen, obwohl es sich um Mängel handelt, die für die Retter durchaus gefährlich werden können. Was wäre passiert, wenn sich jemand im Einsatz ernsthaft verletzt hätte? Glücklicherweise ist das nicht passiert.

Der Stadt Bonn hätten die falschen Zertifikate, die in jedem Kleidungsstück der Retter eingenäht sind, sofort auffallen müssen. Gerade weil Falck neu im Bonner Rettungsdienst ist und man erwarten kann, dass dort genauer hingeguckt wird. Die Feuerwehrspitze hätte nur einen Blick in die Jacken werfen und ein paar Nummern abfragen müssen – so wie es letztlich ein anderes Unternehmen getan hat. Ohne den Hinweis dieser Firma wäre der Fall vermutlich gar nicht bekannt geworden.

Statt offensiv mit der Problematik umzugehen und dafür zu sorgen, dass schnellstmöglich Ersatzkleidung für die Retter beschafft wird, waren die Sanitäter wochenlang unwissend im Einsatz. Das ist nicht nur verantwortungslos, sondern fahrlässig. Es bleibt abzuwarten, was bei der Untersuchung durch den Tüv herauskommt. Das Vorgehen ist aber auch ein Schlag ins Gesicht der Bonner Hilfsorganisationen, die sich an Bestimmungen halten und viel Geld in die Qualitätssicherung investieren. Auch sie könnten Schutzkleidung billiger produzieren lassen und damit eventuelle Mängel in Kauf nehmen, um zu sparen. Der Ehrliche ist hier der Gelackmeierte. Denn Strafen der Stadt Bonn wird es voraussichtlich nicht geben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort