Soliabend "Bonner für Toleranz" Rocken gegen Rechtsextreme

BONN · Die Erinnerung an den Nazi-Aufmarsch am Tag der Deutschen Einheit vor zwei Bonner Kneipen ist bei Valeska Kröll, Betriebsleiterin des "Bla", noch frisch. Damals hatten rechtsradikale Fans des Fußballvereins Bonner SC im "Limes" auf Gäste eingeprügelt und im "Bla" ein Punkrock-Konzert gestört, wobei der Hitlergruß gezeigt wurde.

 Die Band "Macky Messer" im Bla - nur eines mehreren Konzerten.

Die Band "Macky Messer" im Bla - nur eines mehreren Konzerten.

Foto: Horst Müller

"Wir waren erschrocken über den rechtsradikalen Ruck", so Kröll. Mit anderen Kneipenbetreibern hatten sie und ihr Chef Jan Olbrich überlegt, wie man ein Zeichen gegen Rechts setzen könnte.

Herausgekommen ist die Aktion "Bonner für Toleranz", an der sich mehrere Einrichtungen beteiligten. Dazu gehörte, dass auf jedes Getränk in den beteiligten Kneipen zehn Cent aufgeschlagen wurden. Der Erlös aus diesem Betrag wird von den Veranstaltern verdoppelt und kommt "Refugees Welcome" zugute. Die Organisation kümmert sich um die Flüchtlinge, die Bonn und andere Städte aufnehmen, hilft ihnen bei Behördengängen, Arztbesuchen und mehr. "Das war die authentischste und naheliegendste Möglichkeit, das Geld unterzubringen", sagte Kröll. "Ein Freund von mir hat zwei Flüchtlinge aufgenommen, dadurch bin ich da nah dran."

Zudem stehe "Refugees Welcome" für genau das, was die Rechtsradikalen ablehnten. Auf die Aktion wurde in der "Frittebud" aufmerksam gemacht, die zum "Bla" gehört. Weiterhin waren das "Namenlos" und "Die Wache" sowie das "Limes" und "Kult 41" beteiligt. Im "Bla" spielte die Band "Macky Messer", die auf einen Teil ihrer Gage verzichtete, im "Limes" trat Sänger Krist Dutschke auf und im "Kult 41" traten gleich zehn Bands innerhalb von 120 Minuten auf. Dafür wurde die Bühne geteilt: Während auf der beleuchteten Seite eine Band spielte, bereitete sich auf der dunklen schon die nächste Gruppe vor. Ohne Pause gab es dort Punkrock zu hören.

Einige Veranstalter hatten vorher Plakate ausgehängt, um für diesen "Soliabend" zu werben. Die Aktion lockte viele Besucher an, die vor allem zu den Konzerten kamen. "Deswegen sind wir hergekommen", sagte Peter Müller aus Köln, der mit einem Freund da war - den Namen hat er sich ausgedacht, wie er dann verriet: Er wolle nicht, dass die Bonner Rechtsradikalen seinen richtigen Namen erfahren. "Wir finden die Aktion gut", sagte er. "Und wir finden, dass noch viel mehr in dieser Richtung getan werden muss." Es müssten mehr Menschen mithelfen, um künftig Übergriffe wie den vom 3. Oktober zu vermeiden, auch die Stadt und der BSC.

Die Aktion wolle man am liebsten regelmäßig wiederholen, sagte Kröll. Sie habe auch einen angenehmen Nebeneffekt: "Neben der politischen Aussage wollen wir uns wieder ein bisschen mit anderen Kneipen vernetzen." Das habe sie in den letzten Jahren ein wenig in der Altstadt vermisst. "Limes"-Betreiber Martin Marzoll stimmte dem zu. "Jeder kocht so sein eigenes Süppchen." Er war zufrieden mit der Aktion und stellte fest, dass auch die Besucher gerne mitmachten. "Es gibt auch Leute, die freiwillig für die Aktion aufrunden."

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