Ärchäologische Probegrabung in Endenich Römische Spuren unter dem Paulusheim

Bonn · Archäologen vermuten unter dem Endenicher Paulusheim Überreste einer römischen Siedlung. Probegrabungen sollen nun Gewissheit bringen.

 Auf der Wiese im Park am Paulusheim vermuten Archäologen weitere Relikte aus der Römerzeit. Gewissheit sollen Probegrabungen bringen, die für diese Woche auf dem Gelände geplant sind.

Auf der Wiese im Park am Paulusheim vermuten Archäologen weitere Relikte aus der Römerzeit. Gewissheit sollen Probegrabungen bringen, die für diese Woche auf dem Gelände geplant sind.

Foto: Benjamin Westhoff

Endenich hat möglicherweise bald eine neue Attraktion: Archäologen vermuten tief im Boden unter dem ehemaligen Paulusheim in Nachbarschaft zum Schumannhaus an der Sebastianstraße die Überreste einer kleinen römischen Siedlung. Voraussichtlich diese Woche wollen sie deshalb auf dem rund 21.000 Quadratmeter großen Areal des Paulusheimes eine Probegrabung starten.

Ein Blick in das sogenannte Ortsaktenarchiv des Landschaftsverbands Rheinland hatte die Archäologen auf die Spur gesetzt. Denn im Zuge der Bauarbeiten für den älteren Gebäudeteil des Paulusheims in den 1920er Jahren waren Keramikscherben aus der Römerzeit entdeckt worden. Sie befinden sich laut Stefan Graßkamp im LVR-Landesmuseum an der Colmantstraße.

Graßkamp ist Grabungsleiter bei der Firma Archaeologie.de., die von der Formart GmbH aus Köln mit der Grabung beauftragt worden ist. Letztere hat das Gelände samt Gebäuden vom ehemaligen Heimbetreiber – eine Stiftung der Alexianer-Bruderschaft – erworben und will dort Wohnungen errichten. 2014 hatte die Stiftung das Heim geschlossen und den Betrieb nach Troisdorf verlegt.

Die Anbauten des Paulusheimes sollen auf jeden Fall abgerissen werden. Was mit dem Ursprungsgebäude geschieht, ist noch unklar. Eine Vorgabe der Politik ist, dass dort wieder Pflegeplätze für Senioren entstehen müssen. Mit dem Baubeginn wird nicht vor Mitte beziehungsweise Ende 2017 gerechnet. Zurzeit wird das einstige Seniorenheim von der Stadt als Flüchtlingsunterkunft genutzt.

„Wir werden zunächst einen Suchschnitt durchführen“, erklärte Graßkamp. Heißt: Die Wiese im Park wird auf einer Länge von 50 bis 60 Metern bis zum natürlichen Bodengrund aufgegraben. Bäume seien von den mit einem Bagger durchgeführten Arbeiten nicht betroffen. Sollten dabei Funde zutage treten, planen die Archäologen vor Baubeginn eine umfangreichere Grabung.

Laut Graßkamp sind in den 1920er Jahren nicht nur römische Funde entdeckt worden. Die Archäologen seien anhand von Bodenverfärbungen auch auf Spuren gestoßen, die aus der Eisenzeit stammten. „Es handelte sich um einen Graben, der später von den Römern wieder verfüllt worden ist.“ Sie hätten vermutlich Pfosten in den Graben gerammt, um darauf einen Schuppen oder ähnliches zu setzen. „Genau konnte man das damals nicht feststellen“, sagt Graßkamp.

Und was hat die Römer überhaupt in das heutige Endenich gelockt? Graßkamp glaubt, dass der erhöhte Standort – ein natürlicher Wall – zwischen Alfred-Bucherer- und Sebastianstraße ideal zur Verteidigung gegen Feinde war und das ein Grund sein könne, warum die Römer sich auch dort niedergelassen hatten. „Ich bin auf jeden Fall gespannt, was wir vorfinden werden“, sagte der Archäologe.

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