Sportplatz am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium Rote Karte für Bonner Hobbykicker am EMA-Gymnasium

Bonn · Freizeitkicker dürfen werktags auf dem Sportplatz am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium nur noch von 17 bis 20 Uhr auf Torejagd gehen, am Wochenende ist um 14 Uhr Abpfiff. Zwei Anwohner hatten mit dem Ziel geklagt, die Anlage wegen Lärms nur noch für den Schulsport zu öffnen.

So richtig zur Ruhe kommen die Anwohner der Wohnsiedlung am Kreuzbergweg in der Weststadt nicht. Denn dort nimmt ein erhöhter Lärmpegel die Häuser in die Zange: Auf der einen Seite wird an der Ecke Kreuzbergweg/Wegelerstraße an einem neuen Forschungszentrum der Uni gewerkelt, auf der anderen Seite gehen Freizeitkicker lautstark auf dem Sportplatz des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums ihrem Hobby nach.

Vor allem wegen des Krachs, den Fußballer bei ihren abendlichen Spielen verursachen, liegen die Nerven einiger Anwohner blank. Zwei von ihnen sind mit dem Ziel vor Gericht gezogen, die Nutzung der Schulsportanlage nur noch zu schulischen Zwecken zuzulassen. Am Ende der Prozesse stehen ein Vergleich und Maßnahmen, denen der Stadtrat am Donnerstag zugestimmt hat.

Doch für eine Klägerin kommt das zu spät. „Ich hätte mir gewünscht, dass es schneller gegangen wäre“, sagte sie dem GA. In den Jahren 2013 und 2015 begannen die Gerichtsverhandlungen am Verwaltungsgericht Köln.

„Ich habe mich mittlerweile entschlossen, von hier wegzuziehen“, sagt die Frau, die anonym bleiben möchte. Sie wohnt seit fast acht Jahren in einer Wohnung, die in einem der oberen Stockwerke des Hauses am Kreuzbergweg liegt. Von dort aus kann man den Sportplatz und die Baustelle überblicken.

„Es war mir von Anfang an bewusst, dass es wegen des Sportplatzes auch mal lauter werden würde. Doch es ist hier auf Dauer nicht auszuhalten“, erklärt die Klägerin. Im Sommer sei Lüften bei offenem Fenster wegen des Krachs der Sportler unmöglich, zur Ruhe komme man kaum. Oft hätten die Kicker die vorgeschriebenen Öffnungszeiten missachtet.

Werktags stand die Anlage bislang von 17 bis 22 Uhr für Freizeitsportler offen, am Wochenende von 8 bis 22 Uhr. Doch laut der Klägerin sei im Sommer teilweise bis Mitternacht gespielt worden. Wegen vielfacher Beschwerden seitens der Anwohner kürzte der Rat die Zeiten bereits vor drei Jahren um jeweils eine Stunde.

Weil aber die Zugänge zum Platz wegen der Turnhallennutzung nicht einfach abgesperrt werden konnten, überzogen die Sportler auch dann. Mit einer Videokamera dokumentierte die Anwohnerin das Treiben auf dem Platz von ihrem Fenster aus.

Klägerin schaltete Lokalpolitik ein

Auf den Aufnahmen sind rund 40 Männer zu sehen, die Fußball spielen. Am Spielfeldrand sammeln sich zahlreiche Zaungäste, die das Spiel lautstark kommentieren. Kinder und Jugendliche sieht man kaum – nur eine Handvoll von ihnen kickt in einer Ecke jenseits der Seitenlinie. Anfangs sei sie noch selbst hinuntergegangen, um mit den Fußballern das Gespräch zu suchen. Das hätte aber wenig Früchte getragen. Dann schaltete sie die Lokalpolitik ein. Aber auch hier konnte keine Einigung erzielt werden. Als letzten Schritt zog sie mit einem weiteren Hausbewohner vor Gericht.

Jetzt kann die Anlage in der Woche nur noch bis 20 Uhr von Freizeitsportlern genutzt werden. Sonntags ist um 14 Uhr Schluss. Wirklich zufrieden sind Lokalpolitiker mit dem Ergebnis aber nicht. „Eine Schule mit Sportplatz ist ein öffentliches Gebäude, dass auch Stadtteilzentrums-Charakter hat“, sagt Tim Achtermeyer (Grüne).

Der Fall der Anlage sei ein Extremfall

„Wir stehen dem Vergleich kritisch gegenüber“, sagt Gabi Meyer, die sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. „Man hätte mit dem Gericht andere Lösungen finden können, vor allem im Hinblick auf die überarbeitete Sportanlagenlärmschutzverordnung.“ Der Fall der Anlage am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium sei ein Extremfall, „der hoffentlich keine Signalwirkung hat“.

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