Im Auftrag des Roten Kreuzes Bonnerin hilft Verletzten an der ukrainischen Grenze

Bonn · Regine Reim war vier Wochen lang an der ukrainischen Grenze im Einsatz. Die Verständigung zwischen Helfern und Geflüchteten war nicht immer einfach. Deshalb hatte die ehrenamtliche Helferin eine ganz besondere Bonner Spezialität im Gepäck, die jede Sprache spricht.

Vier Wochen lang war Regine Reim im Auftrag des Roten Kreuzes im ukrainischen Grenzgebiet unterwegs.

Vier Wochen lang war Regine Reim im Auftrag des Roten Kreuzes im ukrainischen Grenzgebiet unterwegs.

Foto: Sören Krampe

Das Rote Kreuz wurde von dem Schweizer Henry Dunant im vergangenen Jahrhundert gegründet. Er geriet damals in die Schlacht von Solferino und sah das Leid der Verwundeten, das niemanden zu interessieren schien. Für Regine Reim ist es daher auch die ureigene Aufgabe der Organisation, Hilfe in bewaffneten Konflikten zu leisten. Ohne Ansehen der Personen. Neutralität, Unparteilichkeit und Menschlichkeit stehen hier über jeder Hilfe. Und so war es für Reim klar, dass sie dorthin musste, um zu helfen. Sie verbrachte vier Wochen „Urlaub“ in der vom Krieg gebeutelten Region.

13 Stunden dauerte ein Krankentransport aus der Region um Odessa. „Die Dankbarkeit der Menschen ist riesig“, sagt die ehrenamtliche Helferin, die unter anderem Russisch spricht, Ukrainisch und Rumänisch versteht. Sowohl unter den Helfern als auch unter den Geflüchteten herrsche ein buntes Sprachgewirr, auch die vielen verschiedenen Pässe würden zeigen, wo die Menschen überall herkommen. Das IKRK (Internationales Komitee vom Roten Kreuz) interessiert sich nicht dafür, ob hilfesuchende Ukrainer, Russen oder Tschetschenen sind. Allen Verletzten wird geholfen. Die Verständigung habe sehr gut funktioniert, sagt sie, „und zur Not hatte ich als Bonnerin drei Kilogramm Haribo dabei. Die sprechen jede Sprache.“

Sirenen und Angst gehören zum Alltag

Die Eindrücke, die Regine Reim mitgebracht hat, machen sie demütig und dankbar. Die Menschen in den Kriegsgebieten haben viel verloren: Materielles, Immaterielles, Familienangehörige, Freunde. So habe ihr die Mutter eines vierjährigen Kindes erzählt, dass sie drei Wochen Urlaub hat und diese Zeit nutzen will, um ihrem Sohn eine unbeschwerte Zeit ohne Sirenengeheul und Bunker zu ermöglichen. Der Familienvater kämpft an der Front, sie muss nach ihrem Urlaub zurück, arbeiten. Sie weiß nicht, ob sie ihr Kind zurück in Sicherheit lassen soll, ob sie selbst bei ihrem Sohn in Sicherheit bleiben soll. Gepackt hat sie, wie die anderen auch, nur, was ins Auto passt. Auch wenn die Hilfsbereitschaft groß sei, die Menschen bleiben mit ihren schweren Entscheidungen allein.

„Es ist ja nicht so, als ob das Leben und die Wirtschaft in der Ukraine komplett zusammengebrochen wären“, sagt Reim, „Menschen sitzen dort in Cafés und gehen jeden Tag zur Arbeit“. Trotz Sirenen und der Angst, die hier zum Leben gehören.

Ausgleich zur Arbeit

Auch für die Helfer kann das alles sehr traumatisierend werden. Regine Reim gönnte sich zum Ausgleich auch schon mal einen Abendbummel durch die Gassen von Chisinau, der Hauptstadt Moldaus, oder ein Bad in einem der schönen Seen dort.

Regine Reim wurde 1968 in Beuel geboren und lebte bis zum Abitur in Bonn. Nach einem Jurastudium in Passau und Auslandstätigkeiten (Schwerpunkt Sibirien, VR China, Zentralasien, Kaukasus, Südosteuropa) kehrte sie beruflich nach Bonn zurück. Hier ist sie in einem großen Unternehmen in der internationalen Zusammenarbeit tätig. Seit 2002 ist sie Mitglied im DRK Bonn, aktiv zwischen Humanitärem Völkerrecht und Sanitäts- und Betreuungseinsätzen.

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