Münsterplatz in Bonn Rund 100 Demonstranten fordern in Bonn weltweites Atomwaffen-Verbot

Bonn · Der bundesweite Aktionstag für "Abrüstung und neue Entspannungspolitik" lockte am Samstagmittag laut polizeilichen Angaben ungefähr 100 Menschen vor das Bonner Münster.

Münsterplatz in Bonn: Rund 100 Demonstranten fordern in Bonn weltweites Atomwaffen-Verbot
Foto: Jakub Drogowski

Unter dem Motto "Immer weiter aufrüsten, aber kein Geld für Gesundheit" haben rund 100 Menschen am Samstag vor das Bonner Münster demonstriert. Vier Kundgebungsredner sprachen sich für ein weltweites Verbot von Atomwaffen aus und erkannten einen Nexus zwischen Rüstungsausgaben und staatlicher Nachlässigkeit in Sozialfragen. Zwar seien nur 75 Teilnehmer angemeldet gewesen, aber die "ordnungsgemäße, friedliche und auflagengemäße Durchführung" sei im vollen Rahmen akzeptabel gewesen, so die Polizei.

"Es sind immer noch mindestens 20 Atomwaffen auf bundesdeutschen Boden stationiert", sagte Wilfried Drews, Veranstalter und Mitglied der Beueler Friedensgruppe, am Rande der Demonstration. "Wie viele es genau sind, können wir niemals wissen, denn da hüllen sich die Militärs und die Nato in Schweigen", so Drews. "Aber die Dinger werden modernisiert, lenkbar gemacht und unsere Bundeswehrpiloten werden darauf trainiert, Kampfjets mit Atomwaffen zu fliegen."

Drews zeigte sich insbesondere über mögliche diplomatische Auswirkungen gegenüber Russland besorgt: "Natürlich weiß Russland das alles. Das führt zu weiteren diplomatischen Spannungen."

Die von ihm einzeln vorgestellten Redner führten die Problematik weiter aus und spannten außerdem einen gleichermaßen zahlengeschwängerten wie leidenschaftlich dargebotenen Bogen zu den sozialen Fragen in Sachen Wohnungs- und Gesundheitspolitik. So sah Rednerin Dr. Ulrike Lehmann "eine Vernachlässigung des öffentlichen Gesundheitswesens durch den immer stärkeren Sparzwang und Privatisierung."

Die Internistin ist Mitglied des nobelpreisausgezeichneten "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges, Ärzte in sozialer Verantwortung e.V. (IPPNW) und kritisierte, dass "dringend benötigtes Geld, das dem Gesundheitssystem nicht zur Verfügung gestellt wird, in kontinuierlich steigende Rüstungsausgaben wandert."

Der Kölner Publizist Werner Rügemer wiederum zeichnete Verflechtungen deutscher Wohnungsgesellschaften mit amerikanischen Investoren von Seiten der Investmentbank Blackrock oder Tochterfirmen der Goldman Sachs Group auf. Der Kernsatz seiner Rede, die "Sozialfrage ist eine Friedensfrage", wurde mit dem größten Beifall seitens der Zuhörer bedacht.

Unter den Flaggen- und Bannerbewährten Teilnehmern zwischen Bonner Münster und Kaufhof vernahm man zwischen karitativen oder pazifistischen Standpunkten auch anti-amerikanistische Stimmungen. Außerdem sprachen Jens Koy von der Beueler Friedensgruppe und Peter Bille vom Bonner Ableger der Sammlungsbewegung "Aufstehen".

Jakub Drogowski (dja)

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