Wohnungsnot in Bonn Rund 2500 Studenten suchen noch eine Bude

BONN · Der Wohnungsmarkt für die rund 10.000 jungen Leute, die in dieser Woche ihr Studium an der Universität, der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg oder der Alanus Hochschule beginnen, ist leer gefegt. Rund 2500 Studenten suchen zurzeit noch eine Bleibe. Allein das Studentenwerk hat 1850 Interessierte auf der Warteliste.

 Alena Schmitz und Eva Nelles (rechts) hängen die Wohnungsangebote ans Schwarze Brett des AStA. Die attraktiven Zimmer sind im Nu weg.

Alena Schmitz und Eva Nelles (rechts) hängen die Wohnungsangebote ans Schwarze Brett des AStA. Die attraktiven Zimmer sind im Nu weg.

Foto: Andrea Künstle

Der Vater am Telefon klang besorgt. Der Sohn hatte zwar einen Studienplatz in Bonn bekommen, aber kein Zimmer in einem der Studentenwohnheime. Was nun? Denn zu pendeln ist für den jungen Mann aus Dresden natürlich keine Option.

Aber auch Michael Nuyken, Sozialreferent beim AStA Bonn, konnte dem Vater nicht helfen. "Der private Wohnungsmarkt gibt nicht viel her", so der Informatik-Student. "Und vieles ist recht teuer."

"Wir haben zurzeit etwa 1850 Online-Bewerbungen für einen Platz in einem unserer Studentenwohnheime, die wir nicht befriedigen können", bestätigt der Geschäftsführer des Studentenwerks Bonn, Alexander Bojanowski. Er geht davon aus, dass zurzeit rund 2500 Studenten auf der Suche nach einer Bleibe sind.

"Wir konnten gerade mal denjenigen ein Zimmer vermitteln, die schon seit Mai auf unserer Warteliste stehen", so Bojanowski. Wer sich jetzt erst um ein Zimmer oder eine Wohnung bemühe, der sei wirklich schlecht dran.

"Viele konnten sich ja gar nicht sehr viel früher um ein Zimmer kümmern, weil viele Studienplatzzusagen erst seit zwei Wochen raus sind", meinte AStA-Vorsitzende Alena Schmitz. Besonders Studierende aus dem Ausland und aus fernen Regionen sind betroffen. Nicht einmal die Jugendherberge ist derzeit eine Alternative.

"Zum Semesterbeginn gibt es natürlich immer Studentenanfragen für Zimmer, aber zurzeit haben wir absolut keine Kapazitäten", hieß es auf Anfrage.

Florian Boecker hat Glück im Unglück. Der 29-Jährige hat Eltern in Linz, so dass er jeden Tag pendeln kann. Aber eine Dauerlösung ist das nicht. Gerade hat er seinen Bachelorabschluss in Molekularer Biologie in Recklinghausen abgeschlossen, einschreiben kann er sich aber in Bonn trotz Studienplatzzusage für den Masterstudiengang immer noch nicht.

"Mir fehlt immer noch die Exmatrikulationsbescheinigung von der Uni Recklinghausen", sagt er. Deswegen kann er nicht einmal per Studententicket mit der Bahn fahren. Am liebsten hätte er ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft. Aber selbst dafür seien die Preise in Bonn ziemlich hoch. "In Recklinghausen hatte ich eine Zwei-Zimmer-Wohnung für 330 Euro. Das muss ich in Bonn für ein Zimmer hinlegen." Sein Gang zum AStA an der Nassestraße war am Dienstag jedenfalls erfolglos.

Carina Goretzky, 22, hat da mehr Glück gehabt. Aber sie konnte sich auch schon im Sommer um eine Bleibe bemühen. "Ich habe ein Zimmer in einer tollen WG in Kessenich", freut sie sich. Und zum Bonn-Aachen International Center for Information Technology an der Dahlmannstraße, wo sie Life Science Informatics studiert, habe sie es auch nicht weit. Übers Internet hat auch Orsina Kather, 19, ihr WG-Zimmer gefunden. "Was für ein Glück. Aus Kassel hätte ich auf keinen Fall pendeln können."

Bojanowski weiß nicht, wie das Studentenwerk sich auf den Ansturm hätte besser vorbereiten können: "Bis vor drei Jahren hatten wir immer Leerstände von zehn Prozent, und die Unileitung hat immer gesagt, sie wolle qualitativ wachsen, aber die Studentenzahlen senken." Rektor Jürgen Fohrmann schüttelt den Kopf: "Das ist völliger Unsinn.

Der Deckungsgrad an Wohnheimplätzen liegt in Bonn ja nicht mal im Landesdurchschnitt." Fohrmann kündigte aber eine neue Initiative des Runden Tisches an, zu dem sich Studentenvertretungen, Stadt und Hochschulen zusammen getan haben. Prominenter Werbeträger: Konrad Beikircher.

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