Salafisten in Bonn Sabri El-D. wird der Prozess gemacht

Düsseldorf/Bonn · Weil er in den Dschihad ziehen wollte, muss sich der Bonner Sabri El-D. seit Mittwoch vor Gericht verantworten. Der Zwei-Meter-Hüne war auch bei den Ausschreitungen von Salafisten am 5. Mai 2012 in Lannesdorf einer der Tonangeber.

Ein Video im Internet zeigt Sabri El-D. 2012 bei den Krawallen in Lannesdorf.

Ein Video im Internet zeigt Sabri El-D. 2012 bei den Krawallen in Lannesdorf.

Foto: GA-Screenshot

Sabri El-D. ist seit Jahren in der Islamistenszene des Rheinlandes bekannt. Seit Mittwoch muss sich der 30-jährige Deutsch-Tunesier vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Er soll der Bundesanwaltschaft zufolge versucht haben, sich der in Syrien kämpfenden Dschihadistenmiliz Junud al-Sham („Soldaten der Levante“) anzuschließen. Doch aus seinem Plan, Leibwächter des Amirs, des Anführers der „Soldaten der Levante“ zu werden, wurde nichts. Nach mehrfachen Ausreiseversuchen wurde Sabri El-D. im Juni 2015 festgenommen.

Beim gestrigen Prozessauftakt gaben Telekommunikationsmitschnitte vielsagende Einblicke in das Leben des Angeklagten, der nicht nur ein Scheidungskind ist, sondern selbst bereits geschieden ist und eine Tochter hat. Dass er seit Jahren der extremistischen Szene angehört, belegen neben seiner Teilnahme an den Krawallen in Lannesdorf auch Internetvideos, in denen Sabri El-D. selbst „Nashids“, A-cappella-Gesänge mit religiösem, in diesem Fall mit radikalem Inhalt zum Besten gibt. Ein Titel: „Wir wollen die Scharia.“ Immer wieder soll er sich positiv über dschihadistische Gruppen geäußert haben. Auch soll er sich im Umfeld der radikalislamischen Gruppe Millatu Ibrahim bewegt haben, die der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich im Mai 2012 verbot.

Dass der Bonner in der rheinischen Islamistenszene bekannt und vernetzt gewesen ist, darauf deutet auch ein Gesprächsmitschnitt hin, den die Richter gestern zu hören bekamen. Zwei Brüder unterhalten sich darüber, dass Sabri El-D. empört gewesen sei, dass man ihm in Syrien statt der Leibwächterrolle zunächst nur niedere Dienste zuweisen wollte. Die Brüder stehen zurzeit vor dem Landgericht Köln, weil sie mit anderen Einbrüche für den Dschihad verübt haben sollen – unter anderem in Schulen und Kirchen.

El-D. soll der Anklage zufolge von 2014 an mehrfach versucht haben, nach Syrien auszureisen, um sich Junud al-Sham anzuschließen. Vor seinem letzten Ausreiseversuch bot er im Mai 2015 einem Schleuser von Junud al-Sham an, in Syrien als Personenschützer des „Amirs“ tätig zu werden. Bevor er seinen Plan umsetzen konnte, wurde Sabri El-D. festgenommen und befindet sich seitdem in Untersuchungshaft. Nach GA-Informationen war der Bonner Islamist im Elternhaus des Salafistenpredigers Pierre Vogel in Bergheim festgenommen worden.

Über die gescheiterten Ausreiseversuche des Angeklagten hatte der General-Anzeiger mehrfach berichtet. Nachdem die Bonner Stadtverwaltung 2013 vom Verfassungsschutz Hinweise erhalten hatte, dass El-D. der dschihadistischen Szene zuzurechnen sei, entzog sie ihm den Reisepass. Dagegen klagte der damals 28-Jährige vor dem Kölner Verwaltungsgericht erfolglos und setzte sich ins Ausland ab. Irgendwann tauchte er wieder im Rheinland auf.

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