Interview mit Pontus Snibb Sänger und Gitarrist in der Harmonie zu Gast

BONN · Pontus Snibb ist Kopf der schwedischen Rockformation Bonafide. Am kommenden Dienstag, 26. November, sind sie zu Gast in der Harmonie. Mit dem Sänger und Gitarristen sprach Cem Akalin.

 Pontus Snibb.

Pontus Snibb.

Foto: GA

Wissen Sie, wie ich an meine erste Bonafide-CD kam?
Pontus Snibb: Wie?

Meine jüngste Tochter wollte mir eine CD zum Geburtstag schenken, ging in einen Plattenladen und sagte: Mein Vater steht auf Rockmusik und steht auf Bands wie AC/DC, Steamhammer, Black Crowes, Led Zeppelin ... Können Sie mir etwas empfehlen? Der Mann griff ins Regal - und es war euer Debütalbum.
Snibb: Das ist cool. Ich wette, das war "Mr. Music" Bernd Gelhausen in Bonn. (lacht)

Stimmt! Ich war ja ziemlich überrascht, von vier Jungs aus Schweden so einen geerdeten Rock zu hören. Wie kommt's?
Snibb: Ich bin schon mein ganzes Leben Musiker. Rock'n'Roll-Stücke zu spielen und zu schreiben ist für mich völlig natürlich. Den anderen Typen der Band geht's genauso. Was sich so leicht anhört, ist Teil der Routine. Wir sind zwar keine 20 mehr, aber es fühlt sich dennoch so an, als würden wir schon seit 20 Jahren Musik machen. (lacht)

Es gibt ja eine ganze Reihe von guten Rockbands, die aus Schweden kommen: Opeth, Mando Diao, Graveyard... Haben Sie eine Erklärung dafür?
Snibb: Ein Grund ist sicherlich, dass wir in Schweden Musikschulen haben, die für jedermann offen und kostenfrei sind. Dort kannst du Gitarre lernen, Schlagzeug, welches Instrument auch immer. Diese kostenfreien Musikschulen gibt es in jeder größeren Stadt. Jeder Musiker, den ich kenne, hat dort gelernt und über diese Schulen seine erste Band gegründet. Das ist schon ziemlich speziell, weil du dort alles mal antesten kannst, ohne deine Eltern zu nerven, dir ein Schlagzeug zu kaufen oder so. Also: Wer will, kann bei uns in Schweden jedes Instrument lernen.

Wenn man das Booklet der neuen CD "Bombo" aufschlägt, trifft man auf ein Foto, das Sie mit einer Gibson-Gitarre SG zeigt, der Hauptgitarre von AC/DC-Mann Angus Young, Mikael Fässberg dagegen mit einer Les Paul, Jimmy Pages Lieblingsgitarre. Ist das das Geheimnis eures Sounds? Die Fusion von unterschiedlichen Klangfarben des Rocks?
Snibb: Nun, bei Bonafide benutze ich tatsächlich fast nur die SG, weil die tatsächlich besser zu meinen Riffs passt. Fässberg spielt manchmal eine LP Junior, auf zwei Songs spiele ich eine Fender Stratocaster, weil die besser zu den Stücken klingt. Wir sind eigentlich nicht so sehr darauf fixiert. Das Geheimnis unseres Sounds liegt in der Spieltechnik der beiden Gitarren, wenn wir etwa die zwei besten Noten eines Riffs zusammen spielen und sie zum Grooven bringen, so wie es beim Zusammenspiel von Schlagzeug und Bass sein sollte.

Ihr Gesangsstil erinnert mich an den Rock der 1970er Jahre. Rau, geradeaus, tough, aber durchaus in der Lage, die Stimme beliebig zu modellieren. Welche Vorbilder gibt es?
Snibb: Oh, es gibt eine ganze Reihe an Vorbildern. Wenn's ums Rocken geht, dann sind das Bon Scott, Paul Rogers, Steve Mariott, Robert Plant, aber ich verehre auch B.B. King, Freddie King, Otis Redding, Aretha Franklin, Sinatra, Paul McCartney und John Lennon... Ich könnte die Liste immer weiter führen.

Wie entstehen die Songs? Sie entstammen ja hauptsächlich aus Ihrer Feder, richtig? Sind die anderen Bandmitglieder in den kreativen Prozess involviert?
Snibb: Yeah, ich schreibe alles für die Band und nutze in der Regel komplette De-mos. Ich habe sehr klare Vorstellungen von dem, was ich von einem Song erwarte. Die auf einem Band festzuhalten, ist für mich kein Problem, weil ich als Drummer angefangen habe. Wenn wir dann als Band proben, dann bringt jeder seine persönliche Note in das Stück. Aber mir geht es schon drum, das zu bekommen, was das Beste für den Song ist.

Letztes Jahr haben Sie Ihr Trio-Project Loud Feathers umgesetzt. Wo ist die Abgrenzung zu Bonafide? Im Prinzip sind doch beide Bands Ihre Solo-Projekte?
Snibb: Bonafide ist meine Hauptband, und Pontus Snibb 3 ist ein Nebending. Mein nächstes neues Projekt wird mein erstes echtes Blues-Album. Übrigens mit meinem Dad am Schlagzeug. Wissen Sie, dass ich mit ihm schon mehr als 2000 Shows gespielt habe, seit ich 17 Jahre alt bin? Ich freue mich wirklich richtig drauf. Dennoch: Bonafide ist meine Hauptband und wird es immer bleiben.

Das erste Album mit Bonafide erscheint mir rauer, direkter als das neue. "Bombo" scheint mir geschliffener produziert zu sein. Welche Idee steckt dahinter?
Snibb: Als Produzent wollte ich einen dichteren Sound auf "Bombo", mit einem richtig trockenem Gesang und nicht zu viel Raumklang, alles einen Tick härter. Ich sang die meisten Vocals mit einem SM57, ein Mikrofon, das eigentlich vor allem für Live-Shows verwendet wird. Ich wollte dieses "echte" Gefühl auf dem Album hinbekommen. Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Wir haben es im Studio von unserem Bassisten Martin Ekelund aufgenommen.

Sie scheinen ja ein riesiger Kinofreak zu sein und ein echter Fan der Filme von Quentin Tarantino und Robert Rodriguez. Habe ich recht? Das neue Album scheint mir wie eine Hommage an diese Filmemacher...
Snibb: Ja, ich liebe diese Typen, und natürlich Clint Eastwood, dem ja sogar ein ganzer Song gewidmet ist: "Bad As Clint". Kinothemen eignen sich großartig dafür, musikalisch umgesetzt zu werden.

Ja, das Cover ist ja schon an alte Filmplakate angelehnt. Was ist das für ein Motiv?
Snibb: Das war eigentlich die Idee unseres großartigen Artdesigners Björn. Wir wollten ja nur diesen Lucha Libre Wrestler auf dem Bild. Er ist mittlerweile so was wie ein Maskottchen geworden. Wir nennen ihn Ramon Hamon. (lacht)

Vor ein paar Tagen hat Mikael Fässberg erklärt, er steige bei Bonafide aus. Ein harter Schlag. Wieso?
Snibb: Stimmt, das ist echt traurig. Er ist von Anfang an dabei. Er hat zwei Kinder und will nicht mehr so lange auf Tour gehen und von ihnen weg sein. Wir respektieren seine Entscheidung und werden immer beste Freunde bleiben.

Ist er denn noch in Bonn dabei? Wer wird ihn ersetzen?
Snibb: Natürlich ist er in Bonn dabei. Er bleibt bis zum Jahresende. Wir haben ein paar tolle Optionen, aber wir wollen keine vorschnelle Entscheidung treffen. Ich freue mich jedenfalls erst mal auf Bonn. Wir werden in Flammen stehen! Ich kann es kaum erwarten, wieder in der Harmonie zu spielen.

Zur Person

Pontus Snibb gründet 2006 im schwedischen Malmö die Band Bonafide. Das 2007 erschienene Debütalbum kommt so gut an, dass das Quartett als Vorgruppe zu Bands wie Deep Purple, Europe und Status Quo gebucht wird. Snibb ist liiert mit der Rockgitarristin Filippa Nässil. Bonafide sind am Dienstag, 26. November, zu Gast in der Harmonie, Tickets zum Preis von 19 Euro zuzüglich Vorverkaufsgebühr gibt es in den Bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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