Stadt legt eigene Schätzung vor Sanierung der Oper Bonn soll 70 Millionen Euro kosten

Bonn · Nach jahrelangem Verfall sollen das Opernhaus und die Bad Godesberger Kammerspiele umfassend instand gesetzt werden – für wahrscheinlich insgesamt 95 Millionen Euro.

Die Stadtverwaltung hat den Kommunalpolitikern dazu am Montag einen Grundsatzbeschluss vorgelegt, über den der Rat am 28. September abstimmen soll. Er weicht in zwei entscheidenden Punkten von den Vorschlägen des Fachbüros „thea.pro“ ab, das von Generalintendant Bernhard Helmich mit einem Konzept beauftragt worden war.

Die externen Fachleute wollten Oper und Schauspiel bei laufendem Betrieb jeweils in den Spielzeitpausen über zehn Jahre hinweg instand setzen. Die Stadt dagegen will prüfen, ob es günstiger ist, die Gebäude vorübergehend zu schließen und die Arbeiten in einem Rutsch zu erledigen. Beide Alternativen sollen in einer Vorplanung untersucht werden, für die der Rat grünes Licht geben müsste. Gleichzeitig sei zu prüfen, welche vorhandenen Gebäude als Interimsspielstätten genutzt werden könnten, heißt es in der Beschlussvorlage. Auch die Kosten für einen Neubau als Ausweichquartier sollen ermittelt werden. Für die Planungsaufträge rechnet die Verwaltung mit bis zu 2,2 Millionen Euro.

Zweiter Unterschied zu den bisher durchgesickerten Plänen: Die Stadt klammert die Halle Beuel aus dem Gesamtkonzept zunächst aus. „Thea.pro“ hatte vorgeschlagen, den Beueler Standort während der zehnjährigen Opernsanierung als Ausweichquartier für Werkstätten, Lager- und Proberäume für rund 13 Millionen Euro zu ertüchtigen – was bei Stadtbezirkspolitikern für Aufruhr sorgte, die sich rund ums Pantheon ein Kulturquartier mit weiteren Angeboten der freien Szene wünschen. Vor diesem Hintergrund schlägt die Stadt nun vor, die Instandsetzung der Halle Beuel gesondert zu planen. Bis zu einem Beschluss sollen aber ab 2018 schon die dringendsten Reparaturen an Dach, Brandschutztüren, Lüftungs- und Sanitäranlagen ausgeführt werden.

Für die komplette Instandsetzung von Oper und Schauspiel kalkuliert die Stadt etwas höhere Summen als das Fachbüro. In den rund 70 Millionen Euro (brutto, also mit Steuern) für das Opernhaus sei ein Zuschlag von 30 Prozent für unvorhergesehene Zusatzbelastungen enthalten, so die Vorlage. In die Prognose seien aber weder zu erwartende Baukostensteigerungen noch Ausgaben für zusätzliches Personal im städtischen Gebäudemanagement eingeflossen. Gleiches gelte für die Kammerspiele, die mit knapp 25 Millionen Euro eingepreist sind. Kosten für mögliche Ausweichspielstätten sind ebenfalls noch nicht enthalten.

Das Fachbüro „thea.pro“ geht offenbar davon aus, dass eine Sanierung bei geschlossener Oper etwa sieben Millionen Euro billiger wäre als bei laufendem Betrieb. Nach GA-Informationen hält Marion Duisberg, kommissarische Chefin des Städtischen Gebäudemanagements Bonn (SGB), diese Summe aber für zu niedrig gegriffen. Bei einer vertraulichen Sitzung von Oberbürgermeister Ashok Sridharan mit den Spitzen der Ratskoalition hat sie am Montag vergangener Woche zudem auf hohe Risiken bei einer Sanierung im laufenden Betrieb hingewiesen. Die engen Zeitfenster zwischen den Spielzeiten würden problematisch, sobald beauftragte Firmen in Verzug gerieten oder nicht zuverlässig arbeiteten. Auch ein Vertreter des städtischen Theaters äußerte in dieser Runde dem Vernehmen nach Zweifel: In den Kammerspielen könne er sich die Arbeiten bei laufendem Betrieb vorstellen – in der Oper sei das aber viel schwieriger.

Wann die Instandsetzung in beiden Häusern beginnt, ist unklar. Einige Maßnahmen sollen schon während der laufenden Untersuchungen angepackt werden (siehe „Was als nächstes passiert“). Bisher war die Ansage des Theaters, dass im Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 keine Baumaßnahmen stattfinden sollen.

Bevor der Rat den Grundsatzbeschluss diskutiert, gibt es eine gemeinsame Sitzung des Kultur- und des Finanzausschusses am 19. September ab 18 Uhr im Ratssaal des Stadthauses.

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