Sanierung in Bonn Alter Kellerraum behindert Baumaßnahme in der Brüdergasse

Bonn · Die Kanalsanierung in der Brüdergasse verzögert sich, weil ein zweiter Stollen aus Richtung Belderberg gegraben werden muss. Ein vorerst unbekanntes Hindernis hatte den Arbeiten ein abruptes Ende beschert.

 Nicolas Vallender, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, während der Baustellenbegehung am Donnerstag.

Nicolas Vallender, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, während der Baustellenbegehung am Donnerstag.

Foto: Meike Böschemeyer

Stück für Stück fraß sich die stählerne Maschine für den neuen Kanalstollen unter der Brüdergasse durch die Erde. Doch irgendwann war Schluss: Ein massives unbekanntes Hindernis, so nannte es die Stadt Anfang Februar, behinderte das Weiterkommen in Richtung Belderberg (der GA berichtete). Nachdem die Stadt zunächst von alten Mauerresten oder einem Findling ausging, herrscht jetzt Klarheit: Man hat es mit einer stahlverstärkten Betonmauer zu tun, die einen Kellerraum umschließt.

Dieser mysteriöse Keller wurde unter der Zufahrt vom Belderberg in die Brüdergasse angelegt. Laut Stadtsprecher Marc Hoffmann stellte sich heraus, dass er früher zu einer Wäscherei gehörte und als Traforaum genutzt wurde – von der Stadt genehmigt. Den habe man deshalb nicht frühzeitig entdeckt, weil er auf keiner Karte verzeichnet sei, die für die Planung herangezogen wurde, erklärte Nicolas Vallender, Abteilungsleiter Stadtentwässerung, bei einer Baustellenbegehung am Donnerstag.

Die Planung kam ins Stocken, man musste erst einmal Erkenntnisse sammeln, sprich beim Eigentümer des Gebäudes klingeln und sich alles anschauen. Die Wäscherei gibt es nicht mehr, der Keller wird von einem der umliegenden Geschäftstreibenden zur Lagerung von Akten genutzt. Alles ganz regelkonform. Und trotzdem musste eine Lösung her, wie man das Gemäuer umgeht.

Neuer Schacht auf der anderen Straßenseite

Dafür wird jetzt auf der anderen Seite von der Straße Belderberg aus ein Schacht angelegt und eine neue Bohrung begonnen, die wiederum am Keller endet. Dann wird eine rund drei Meter lange Verbindung an der Mauer vorbei geschaffen. Wegen dieser Maßnahme verteuert sich die Sanierung um rund 150 000 Euro auf 925 000 Euro.

Die Stahlwände der Maschinen, die die Stollen bohren, sind verloren, die kriegt man nicht mehr heraus, sagte Projektleiter Wolfgang Frömbgen. Sie werden über eine pneumatische Vorrichtung immer weiter in die Erde getrieben, die sich von den Tübbingen abstößt. Das sind 25 Zentimeter breite Betonelemente, die die Wände für den Stollen bilden und eingesetzt werden, sobald die Maschine wieder genügend Platz dafür geschaffen hat. Die Erde, die dabei anfällt, wird von den Arbeitern herausgekarrt, die keinen leichten Job haben. Denn der Stollen hat einen Durchmesser von rund 1,60 Metern. Später wird das Kanalrohr hineingelegt.

Arbeitsstart im August 2022

Die Kanalsanierung begann im August letzten Jahres mit Arbeiten auf Höhe der Kirche Sankt Remigius als Vorbereitung für die Verlegung von Gas- und Wasseranschlüssen. Der Teil zwischen Kirche und Belderberg muss unterirdisch gebaut werden, damit Lieferwagen weiter in die Brüdergasse einbiegen können. Ursprünglich sollte der Kanal im Mai fertig sein, mit dem aufgetretenen Hindernis verschiebt sich das auf voraussichtlich Ende Juli, sagt Frömbgen. Dann ist es aber noch nicht vorbei, denn die Straßendecke wird auch erneuert. „Die Anwohner haben leider nichts zu lachen hier“, sagte Frömbgen. Und zwar noch bis Mitte 2024.

Denn die Straßensanierung geht mit der barrierefreien Umgestaltung der Unterführung unter dem Belderberg einher. Darüber wusste Hoffmann nur, dass die jetzige Rampe abgeflacht wird, um den aktuellen Vorgaben von sechs Prozent Steigung für Gehbehinderte zu entsprechen.

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