Premiere in Dottendorf Schulleiterin ist der erste weibliche Sankt Martin in Bonn

Bonn · Schulleiterin Ursula Dreeser ist der erste weibliche Sankt Martin in Bonn. Sie hat die Rolle von ihrem Bruder übernommen. Vorher ritt ihr Vater 23 Jahre lang als „Heiliger Mann“ durch Dottendorf.

 Im Gewand vor den Kindern: Ursula Dreeser ist die erste Frau in Bonn, die als Sankt Martin auftritt.

Im Gewand vor den Kindern: Ursula Dreeser ist die erste Frau in Bonn, die als Sankt Martin auftritt.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Sankt Martin in Dottendorf ist jetzt eine Frau. Eine „Sankt Martina“, wie ein Kind der Montessorischule dort treffsicher feststellte, als Ursula Dreeser die Grundschüler am frühen Donnerstagmorgen im Martinskostüm auf dem Schulhof begrüßte.

  Im Hauptberuf ist Dreeser Leiterin der Gesamtschule „Bonns Fünfte“ in Kessenich. Auch dort hatte sie bereits als neuer Sankt Martin Dottendorfs einen Auftritt – coronabedingt mit viel Abstand ebenfalls auf dem Schulhof. „Viele haben gar nicht gemerkt, dass ich eine Frau bin“, sagt sie und lacht. Ja, noch nicht mal als ihre Schulleiterin sei sie von den meisten Kindern erkannt worden.

„Heilige Frau“ kann nicht reiten

Nach derzeitigem Kenntnisstand ist Dreeser die erste Frau in Bonn, die in die Rolle des Sankt Martins geschlüpft ist.  In Köln oder auch in Kommunen in der Region hat es dagegen bereits einige Frauen gegeben, die als Sankt Martin hoch zu Ross die Martinszüge angeführt haben. Beim Stichwort Pferd muss Dreeser wieder lachen: „Auf dem Schulhof hat mich ein Junge gefragt, wo denn mein Pferd sei. Ich habe ihm geantwortet, dass es im Stall steht und ich darüber heilfroh bin.“ Dreeser kann nämlich nicht reiten. Sie weiß allerdings, dass sie im nächsten Jahr, wenn die Martinszüge hoffentlich wieder stattfinden dürfen, auch auf ein Pferd steigen muss. „Dann nehme ich aber vorher Reitunterricht.“

Wie ist die Schulleiterin zu dem Ehrenamt gekommen?  „Das ist bei uns eine Familientradition“, sagt Dreeser. Ihr Vater Hans ritt 23 Jahre lang als Sankt Martin durch Dottendorf. Anschließend hatte Sohn Markus die Rolle übernommen. Aus beruflichen Gründen habe ihr Bruder das Martinskostüm jetzt jedoch ablegen müssen. Dreeser musste nicht lange überlegen und bot sich der Freiwilligen Feuerwehr als Nachfolgerin an, wo man das Angebot gerne annahm. Die Feuerwehr in Dottendorf kümmert sich seit einigen Jahren um die Durchführung des Martinszuges, erklärt Dreeser.

So verwundert es nicht, wie professionell Dreeser den Martin gibt. Und sie fühlt sich offensichtlich pudelwohl in der Rolle.  Auch wenn der Mantel noch etwas zu lang ist und der römische Soldatenhelm noch etwas wackelig auf ihrem Kopf sitzt.  „Das werden wir bis nächstes Jahr gerichtet haben.“ Obgleich die Terminlage wegen Corona für den Sankt Martin in diesem Jahr eher mau ausgefallen ist: Das Marienhospital habe sie als Sankt Martin besucht, erzählt sie. Natürlich mit gebührendem Abstand, versichert Dreeser. Der Besuch sei der Klinik und auch ihr sehr wichtig gewesen. „Ich habe gemerkt, das war für die kranken Kinder ein kleiner Lichtblick.“  Für den Auftritt in dem Krankenhaus sei ihr Vater, der in diesem Jahr gestorben ist, sogar bis letztes Jahr noch in das Martinskostüm geschlüpft. Das habe er sich nicht nehmen lassen wollen.

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