Nach Flucht aus Syrien Sarah Hamadeh macht eine Ausbildung im Ministerium

BONN · Sarah Hamadeh kommt gut gelaunt aus dem Ludwig-Erhardt-Berufskolleg. Die 21-Jährige hat kürzlich eine Ausbildungsstelle als Kauffrau für Büromanagement beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) angetreten.

 Die junge Syrerin Sarah Hamadeh besucht in ihrer Ausbildung auch das Ludwig-Erhard-Berufskolleg.

Die junge Syrerin Sarah Hamadeh besucht in ihrer Ausbildung auch das Ludwig-Erhard-Berufskolleg.

Foto: Roland Kohls

Was wiederum für eine syrische Jugendliche eineinhalb Jahre nach der Flucht nicht selbstverständlich sein dürfte. Die Bonner Jugendberufsagentur hatte sie beraten, sich doch möglichst schnell im Rahmen einer Ausbildung zu integrieren. Womit die Agentur zwei Fliegen mit einer Klappe schlug: Sie erhöhte die Chancen für junge Menschen wie Sarah auf dem deutschen Arbeitsmarkt und schuf gleichzeitig neue Potenziale für Arbeitgeber, wie es die Arbeitsagentur selbst formuliert.

Und wie sieht Sarah Hamadeh nach ein paar Wochen ihre Entscheidung? "In Syrien hatte ich an der Universität Latakia Anglistik studiert. Eigentlich wollte ich in Deutschland mein Studium fortsetzen, aber mein Abitur wurde nicht komplett anerkannt", erzählt die 21-Jährige. Mit ihren Eltern und einem Bruder war sie im April 2014 im Rahmen des NRW-Programms für Familiennachzug aus Syrien legal nach Bonn gekommen: Der in Siegburg lebende älteste Bruder hatte für sie gebürgt.

Inzwischen hat auch der mitgereiste Bruder in seinem Beruf als Architekt Arbeit gefunden. So wollte Sarah Hamadeh ebenfalls fexibel sein und die Gelegenheit beim Schopfe packen: Mit der Jugendberufsagentur plante sie in ihrer Ausbildung den Umstieg. Sie interessiere sich breitgefächert für die Bereiche Sprache, Medien, Bankkauffrau, Telekommunikation oder Post, hatte sie angegeben. Alternativ könne sie sich aber auch eine Ausbildung im öffentlichen Dienst vorstellen. "Und beim Vorstellungsgespräch haben sie mich im Ministerium sofort genommen", sagt Hamadeh nun glücklich.

In der Berufsschule beschäftigte sie sich mit Softwareprogrammen und Gesetzen, aber auch mit Mathematik, erläutert die junge Frau in inzwischen gutem Deutsch. Beim BMZ habe sie als Auszubildende ihre Arbeitsumgebung kennengelernt und bearbeite jetzt erste Büroaufgaben. Und wie sei sie im Ministerium empfangen worden? "Die sind alle super nett zu mir und helfen mir", antwortet Hamadeh sofort. Also ein Happy End ohne jeden Abstrich? Da schüttelt die 21-Jährige dann doch den Kopf. Sie sei sehr dankbar, mit ihrer Familie in einem friedlichen Land leben zu dürfen und jetzt selbst eine berufliche Perspektive erhalten zu haben.

Aber ihr jetziger freundlicher Vermieter in Bad Godesberg sei der einzige gewesen, der die syrische Familie im April letzten Jahres beherbergen wollte, obwohl ihr Bruder mit seiner deutschen Staatsangehörigkeit gebürgt habe. Die bange Suche nach Wohnraum kann Sarah Hamadeh dann doch nicht vergessen.

Und bis sie im Ministerium und der Berufsschule starten konnte, habe sie eigentlich so gut wie keine Kontakte zu Deutschen finden können, kommt hinterher. "Das war so schade, denn wie sollte ich möglichst schnell Deutsch lernen?" Anderen Menschen in ähnlicher Situation rät Hamadeh sofort: "Man muss offen und motiviert sein, dann schafft man den Einstieg. Die deutsche Sprache ist keine einfache Sprache. Doch Dranbleiben lohnt sich, auch wenn ich selbst häufig alleine gelernt habe." Sarah schweigt eine Weile. Und dann sagt sie noch: "Es ist am Anfang schwer für alle Flüchtlinge, doch die Zeit löst alles."

Die Jugendberufsagentur

Sie ist eine gemeinsame Einrichtung der Agentur für Arbeit, des Jobcenters Bonn und des Jugendamtes der Stadt Bonn. Nach dem One-Stop-Government-Gedanken werden den Kunden Beratungsdienstleistungen aus einer Hand angeboten. Dabei agieren die beteiligten Institutionen vernetzt. Kontakt: www.job-center-bonn.de/site/ansprechpartner/

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