Bonner Pilotprojekt Elektromobil Sauberer Lieferverkehr in der Fußgängerzone

BONN · Die Verwaltung prüft die Einführung eines Pilotprojekts zur emissions- und lärmfreien Anlieferung von Waren. Der Planungsausschuss beauftragt die Verwaltung, einen Expertenworkshop mit Bonner Logistikunternehmen durchzuführen.

Auf dem Autohof am Rande der Stadt herrscht Hochbetrieb: Gerade werden aus einem großen Sattelschlepper Kleiderstangen mit der neuesten Mode in ein kleines elektrisch betriebenes Lieferfahrzeug umgeladen. Dazu kommen weitere Waren für die unterschiedlichsten Händler in der Innenstadt – von der Brille bis zu Schmuck oder Parfüms.

Allen gemeinsam ist nur, dass es sich jeweils um kleinere Mengen handelt. Nur wenige Minuten später macht sich der umweltfreundliche Sprinter auf den Weg in die Fußgängerzone, wo die Kunden dank des reduzierten Lieferverkehrs entspannt shoppen können.

Es dürfte ein solches Szenario sein, das Ulrich Kelber vorschwebte, als er seine Initiative für ein Pilotprojekt zur emissions- und lärmfreien Anlieferung von Waren in die Innenstadt entwickelte.

Profitieren würden die Anwohner entlang der städtischen Magistralen wie Reuter- oder Bornheimer Straße und natürlich die Bewohner der Innenstadt: „Zum einen würden endlich die gesetzlichen Vorgaben zur Feinstaubbelastung eingehalten“, so Kelber: Das sei sicherlich ein besserer Weg, als kleine Handwerker, die sich kein neues Lieferfahrzeug leisten könnten, aus der Innenstadt zu verbannen. Außerdem würde quasi als Nebeneffekt auch die Lärmbelastung deutlich sinken.

Auf Antrag der SPD-Fraktion prüft die Verwaltung die Einführung eines entsprechenden Pilotprojekts und hat durch den Planungsausschuss den Auftrag erhalten, einen Expertenworkshop durchzuführen: Dazu wollen sich Fachleute der Verwaltung und von Bonner Logistikunternehmen wie DHL, dem Einzelhandel sowie Tank und Rast an einen Tisch setzen.

Dank der Zuschüsse der Bundesregierung komme Bonn derzeit bei der Umstellung seiner städtischen Busflotte auf Elektromobilität voran, heißt es in dem Antrag.

Der Einzelhandel begrüßt die Idee

Den Lieferverkehr sauberer zu machen, sei jetzt der logische nächste Schritt. „Ich könnte mir vorstellen, dass die Tank und Rast die Infrastruktur zum Umladen bereitstellt und DHL als Logistikweltmarktführer mit seinem Know-how im Bereich elektrischer Lieferfahrzeuge für den Transport sorgt“, erläuterte Kelber dem GA seine Vorstellungen.

Die beiden Unternehmen äußerten sich zwar verhalten positiv zu der Idee, wollten aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine weitergehenden Aussagen machen.

Der Handel zeigt sich jedenfalls offen: Grundsätzlich begrüße man die Idee, so Adalbert von der Osten. Der Hauptgeschäftsführer des Bonner Einzelhandelsverbandes sieht jedoch bei Details noch Abstimmungsbedarf.

Große Einzelhändler wie der Kaufhof sehen sich allerdings weniger angesprochen: „Wir werden täglich von drei bis vier Sattelschleppern aus dem Zentrallager beliefert – ein Umladen wäre hier nicht machbar“, meint Geschäftsführer Harry Benzrath.

„Für Boutiquen und kleinere Einzelhändler ist das aber sicherlich eine sinnvolle Idee und für unsere Direkt- oder Paketlieferungen kann ich mir das ebenfalls sehr gut vorstellen.“ Einer Erweiterung der Lieferzeiten erteilt der Kaufhof-Manager aber im Interesse der Kunden und Passanten in der Innenstadt eine klare Absage. Auch die Politik hatte die Rahmenbedingungen bereits dahingehend festgelegt.

Der vom Amt für Wirtschaftsförderung organisierte Workshop soll voraussichtlich im kommenden März stattfinden. Kelber jedenfalls mahnt zur Eile: „Wenn das zügig beschlossen wird, kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Pilotprojekt von Berlin gefördert würde“, so der Bundestagsabgeordnete. Dafür wolle er sich dann gerne einsetzen.

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