Bahn um 96.000 Euro geprellt Schaffner verkaufte Tickets, die es gar nicht gab

Bonn · Ein Zugbegleiter und seine Kollegin schädigten die Deutsche Bahn mit einem Trick um 96.000 Euro. In einem Mitfahrportal bot der vorbestrafte Mann zwei Jahre lang günstige Gruppentickets an, die es gar nicht gab. Wie der Schwindel aufflog.

 Ein Schaffner verkaufte im Netz illegale Bahntickets.

Ein Schaffner verkaufte im Netz illegale Bahntickets.

Foto: dpa (Symbolbild)

Zwei Jahre lang machte ausgerechnet ein Schaffner der Deutschen Bahn Zugkunden zu Schwarzfahrern, ohne dass sie es ahnten. Alles, was sie im Internet gesucht hatten, waren günstige Bahntickets. Und die bot der 26-jährige Zugbegleiter serienmäßig in einem Internet-Mitfahrportal an. Die Anteile an einem angeblichen Gruppenticket kosteten nur ein Viertel des Normalpreises – und waren folglich begehrt. Aber sie waren, wie sich herausstellen sollte, ein Betrug am Kunden und schädigten zudem die Deutsche Bahn. Als der dreiste Trick durch einen Zufall aufflog, lag der Schaden bereits bei 96 000 Euro.

Das Amtsgericht Bonn hat den Ex-Zugbegleiter wegen gewerbsmäßiger Untreue und Betrugs in 881 Fällen jetzt zu einem Jahr und neun Monaten Haft verurteilt. Da der DB-Schaffner in Uniform in einem seiner Vorleben auch Zuhälter gewesen und bereits wegen Menschenhandels verurteilt worden ist, gab es in diesem Fall keine Bewährung mehr.

Verurteilt wurde auch eine mitangeklagte Komplizin: Die 28-jährige Kölnerin kam mit 9600 Euro Geldstrafe davon; ihr konnten nur 74 Fälle nachgewiesen werden. Der Ex-Schaffner hatte mit den virtuellen Tickets insgesamt 22.000 Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet. „Ich hatte Geldsorgen, das war ein Zubrot für mich“, gestand der Angeklagte, der in Bonn bei seiner Mutter lebt. „Ein Unrechtsbewusstsein“, so der Ex-Schaffner weiter, habe er nicht gehabt. „Die Sache lief sehr gut.“

Seine betrügerische Masche: Kurz vor Antritt der Zugreise schrieb der Angeklagte an „seine“ Kunden, dass er als Gruppenleiter leider nicht mitfahren könne, aber der Schaffner im Zug wisse Bescheid. Der „wissende“ Kontrolleur war er natürlich selbst. Das System funktionierte reibungslos, bis auf einer Zugfahrt zwischen Basel und Köln ein Schaffner-Kollege in seinem Kontrollbereich schneller fertig war – und in der Zone des Angeklagten weitermachte.

„Eine alte Dame im Großraum kam mir dumm“, erzählte der 41-jährige Schaffner als Zeuge, „zeigte den Gruppenfahrschein und sagte, ich wisse ja Bescheid.“ Überall im ICE verteilt saßen solche Einzelpersonen mit günstigen Gruppentickets. „Das kam mir komisch vor“, so der 41-Jährige im Prozess. Er recherchierte und zeigte schließlich den Kollegen an.

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