Walter Eschweiler Schiedsrichter plaudert auf "Weg der Demokratie" aus Nähkästchen

BONN · Im ehemaligen Regierungsviertel gibt es unzählige Plätze, die die Geschichte der Bundesrepublik erzählen. Sie sind verbunden durch den "Weg der Demokratie". Schiedsrichter Walter Eschweiler kennt als früherer Sportdiplomat des Auswärtigen Amtes, der mit den Größen der Politik verkehrte, viele Geschichten aus der Zeit, als Bonn noch Bundeshauptstadt war.

 Spaziergang an alter Wirkungsstätte: Walter Eschweiler (Mitte) spaziert mit Besuchern auf dem "Weg der Demokratie" durchs ehemalige Regierungsviertel.

Spaziergang an alter Wirkungsstätte: Walter Eschweiler (Mitte) spaziert mit Besuchern auf dem "Weg der Demokratie" durchs ehemalige Regierungsviertel.

Foto: Nicolas Ottersbach

Die erzählte die "Pfeife der Nation" am Samstag bei einem Rundgang, zu dem der SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber eingeladen hatte.

Vom Haus der Geschichte ging es zunächst zum Kanzleramt. Oft musste Eschweiler hochrangige Politiker darauf hinweisen, die protokollarischen Richtlinien zu beachten. "Dabei ist die zweite und dritte Linie eine Diva", erzählte er. Diejenigen, die nicht im Rampenlicht stünden, wollten sich mit manchen Gepflogenheiten nicht anfreunden.

Für solche Fälle packte er sich scherzhaft eine gelbe und eine rote Karte ein. Das sei in Ordnung, solang man wisse, wie die Menschen anzusprechen seien. "Man darf sich selbst nicht zu ernst nehmen und muss Dienstleister sein."

Auch Kelber plauderte aus seinem Alltag: In Berlin habe heute jeder Abgeordnete drei Zimmer. Früher sei die Ausstattung spartanischer gewesen, befand Eschweiler. Zwei bis drei Abgeordnete teilten sich ein Zimmer. "Man muss aber auch daran denken, dass die Regierung mittlerweile viel größer ist, der Bundestag ja sowieso", sagte Eschweiler.

An das neue Abgeordnetenhaus konnte er sich noch gut erinnern. "Damals hatten sie vergessen, die Fluchttreppe zu montieren." Kelber fragte Eschweiler nach dessen Lieblingsraum. "Das Kasino natürlich!" Dort traf sich oft die Fußballmannschaft, "in der Parteizugehörigkeit keine Rolle spielte". Da fiel ihm sofort der SPD-Politiker Hans Apel ein, der bei einer Partie als einziger mit Puma-Schuhen statt der vertraglich festgehaltenen Adidas-Treter auflief. Die musste er dann wechseln, obwohl er sie von seinem Club St. Pauli geschenkt bekommen hatte.

Die letzte Station war die Bundespressekonferenz im Tulpenfeld. Was viele nicht wüssten: Nicht die Politiker geben dort ihre Konferenzen, sondern sie werden vom gleichnamigen Verein eingeladen, mit Journalisten zu sprechen. Zu Bonner Zeiten sei es angenehm gewesen. "Nur die Fotografen waren schon damals rabiat, weil jeder das beste Bild wollte."

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