Schießsport in Bonn Wie eine Schützenbruderschaft 550 Jahre alte Traditionen erhält

Tannenbusch · Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft 1473 hat ihr 550-jähriges Jubiläum mit einem Festakt gefeiert, bei dem ihr Ministerin Ina Scharrenbach die Ehrenplakette des Landes NRW verlieh.

Vereinspräsident Gerd Nehring dankt Ministerin Ina Scharrenbach für die Ehrung durch das Land.

Vereinspräsident Gerd Nehring dankt Ministerin Ina Scharrenbach für die Ehrung durch das Land.

Foto: Stefan Knopp

Der Hinweis auf der Internetseite der Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft 1473 ist eindeutig: „Zur Zeit nehmen wir keine weiteren Mitglieder auf.“ Interessenten kommen auf eine Warteliste. Welcher Schützenverein kann heutzutage schon eine solche Aussage treffen? Tradition zahlt sich aus, und am Freitag wurde sie bei einem Festakt mit hohem Besuch aus Düsseldorf gefeiert.

Traditionell begeht die Bruderschaft ihr Stiftungsfest am 20. Januar, dem Gedenktag ihres Schutzpatrons, im Gobelinsaal des Alten Rathauses – eine enge Verbindung zur Stadt macht es möglich. Zum 550-jährigen Jubiläum hatte sich NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach angekündigt, um die Ehrenplakette des Landes zu überreichen. Während man auf sie wartete, trugen sich neue Mitglieder aus den vergangenen Jahren, darunter 20 aus 2022, ins Buch des Vereins ein. Unter ihnen war auch Thomas Keller, der schon drei Jahre bei den Schützen ist.

Was ihn dorthin gezogen hat? „Der Sport, die Gemeinschaft, der Wettbewerb. Der Zusammenhalt ist sehr gut“, sagte er. „Die Affinität war schon immer da.“ Letztlich habe ihn ein Freund überzeugt, einzutreten. Für das Hobby habe er genug Zeit, so Keller – allerdings gehe es ihm vorrangig um den Schießsport. Ämter wie Brudermeister oder gar Schützenkönig wolle er nicht übernehmen.

Die Altersstruktur fächert sich laut dem im August 2022 gewählten Präsidenten Gerd Nehring zwischen 15 und 93 Jahren auf – es sind also bei Weitem nicht nur alte Herrschaften dabei. Hartmut Tröger, heute 80 Jahre alt, stieß nach eigener Aussage vor 50 Jahren zu den in Tannenbusch angesiedelten Schützen. Nach seiner Zeit bei der Bundeswehr suchte er eine Möglichkeit, Schießsport zu betreiben. Aber er trat auch ein, „weil ich das Zusammensein mit den Schützenbrüdern und -schwestern als sehr positiv empfunden habe“. Der Verein biete ihm viel, darüber hinaus gehe es auch um die Erfolgserlebnisse. „Ich habe über 30 goldene Nadeln. Die stehen für 30 gewonnene Wettbewerbe.“ Von den silbernen und bronzenen Nadeln ganz zu schweigen. Allgemein gehe es ihm um Brauchtum und christliche Werte.

Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft mit Tradition

Die Bruderschaft war auf Weisung des damaligen Kölner Erzbischofs Rupert von der Pfalz (im Amt von 1463 bis 1480) gegründet worden, um im Kriegsfall den Stadtherren zu schützen. Schon 30 Jahre später kamen aber die ersten Schießwettbewerbe dazu, womit man nahe an die Bevölkerung heranrückte. Die Schutzaufgaben gingen Ende des 17. Jahrhunderts an Militär und Polizei über. Es blieb eine kleine Gruppe Schützenbrüder, die die Tradition aufrecht erhielt, bis Kurfürst Clemens August den Schützen gesellschaftliche Anerkennung zukommen ließ. 1910 bezog man den Schützenhof im heutigen Tannenbusch.

In jüngerer Zeit war der Brand des Schützenhofes 2012 ein einschneidendes Erlebnis, auch die Corona-Pandemie erschwerte laut Nehring die Vereinsarbeit. Jetzt, sagte er, warte man gespannt ab, wie sich die von der Bundesregierung angekündigte Verschärfung des Waffengesetzes auf Schießsportvereine auswirkt. Aber erst einmal feierte man die Ehrung durch die Ministerin, die die Bemühungen lobte, „Tannenbusch ein Gesicht zu geben".

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