Kommentar Schlag ins Wasser

Das wird eng. Wenn ab September drei von vier Hallenbädern an Wochentagen erst um 16.30 Uhr öffnen, bedarf es schon einer logistischen Meisterleistung, um die Interessen von Schwimmvereinen, Schulklassen und privaten Badegästen unter einen Hut zu bringen.

Bisher war es zum Beispiel im Frankenbad so, dass an manchen Tagen von 6.30 bis 21 Uhr geschwommen werden konnte. Ob bei verkürzten Öffnungszeiten alle Nutzer noch ausreichend zu ihrem Recht kommen, darf bezweifelt werden.

Dann dürften noch mehr Bonner in attraktivere Hallenbäder im Umland ausweichen. Ein doppeltes Problem für die Stadt: Auslastung und Einnahmen in den Bädern sinken, während der Sanierungsstau der alten Anlagen weiter wächst. Nur mal zur Erinnerung: Allein für die Instandsetzung des Frankenbades hat die Stadt schon vor vier Jahren rund 18 Millionen Euro veranschlagt - und für diese stolze Summe wäre das Bad nur in seiner bisherigen Form modernisiert, aber um keine einzige Attraktion reicher.

Es ist seit Jahren klar, dass das bankrotte Bonn auf Dauer nicht alle Bäder halten kann. Vernünftig wäre, Investitionen und städtisches Personal auf wenige Bäder zu konzentrieren, um sowohl die Anlagen als auch die Öffnungszeiten konkurrenzfähig zu halten. Doch bisher war der Rat nicht bereit, den Schließungsvorschlägen der Stadtverwaltung zu folgen.

Lediglich das Kurfürstenbad will die Koalition aus CDU, Grünen und FDP im Jahr 2017 aufgeben, wenn sich kein anderer Betreiber findet. Einstweilen soll die Stadtverwaltung schauen, ob sie einen Investor für ein neues Kombi-Bad findet. Auch für ein solches Modell müsste die Kommune Zuschüsse aufbringen, könnte aber im Gegenzug weitere Bäder schließen. Im Prinzip keine schlechte Idee, bis zur Umsetzung kann es jedoch Jahre dauern. Bis dahin gilt: Bäderpolitik in Bonn - ein Schlag ins Wasser.

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