Schließung am 17. Oktober Karstadt in Bonn startet Räumungsverkauf

Bonn · Nachdem bekannt geworden ist, dass Karstadt in Bonn am 17. Oktober schließen wird, hat nun in der Filiale der Räumungsverkauf begonnen. Unterdessen rechnet die Betriebsrätin mit einigen Kündigungsschutzklagen.

 Deutlich mehr Kunden als sonst zählt Karstadt an der Poststraße, wo der Räumungsverkauf begonnen hat.

Deutlich mehr Kunden als sonst zählt Karstadt an der Poststraße, wo der Räumungsverkauf begonnen hat.

Foto: Matthias Kehrein

Am Mittwoch hat der Räumungsverkauf bei Karstadt begonnen. Schnell bildeten sich lange Schlangen vor den Kassen. Bereits am Montag und Dienstag, als die Schließung der Warenhaus-Filiale an der Poststraße gerade erst bekannt gemacht wurde, waren die Kunden in Scharen vorbeigekommen, berichtet Betriebsrätin Therese Thrun. „Das hätten wir uns vorher gewünscht.“ Seit Montag hat Thrun die Kündigungen für alle 120 Mitarbeiter auf dem Tisch liegen. Sie werde als Betriebsrätin gegen alle Widerspruch einlegen, kündigte sie an.

Gut 45 Kolleginnen und Kollegen hätten entschieden, in eine Transfergesellschaft zu wechseln, berichtet die 62-Jährige, die bereits seit 40 Jahren bei Karstadt tätig ist. In der Transfergesellschaft erhielten die Mitarbeiter Unterstützung bei Bewerbungen für einen neuen Job, auch werde das Arbeitslosengeld etwas aufgestockt.

Thrun erwartet aber auch, dass OB Ashok Sridharan und seine Wirtschaftsförderung den Karstadt-Mitarbeitern zur Seite steht und ihnen hilft, einen neuen Job zu finden. Die Betriebsrätin geht zudem davon aus, dass ein großer Teil der Belegschaft zunächst gegen die Kündigungen klagen wird. Anders, als es bisher stets hieß, würden in dem traditionsreichen Warenhaus, in dem früher Hertie untergebracht war, bereits am 17. Oktober die Lichter ausgehen. GA-Anfragen bei Karstadt-Sachverwalter Frank Kebekus, wie es mit dem Haus anschließend weitergehen wird, blieben am Mittwoch unbeantwortet.

Guido Déus, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses und wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Ratsfraktion, bedauert die Entscheidung zur Schließung der Bonner Karstadt-Filiale. „Trotz aller Bemühungen der Stadt Bonn, der Vermieterin Aachener Grundvermögen und der Politik ist es uns gemeinschaftlich nicht gelungen, den Konzern zum Erhalt der Bonner Filiale zu bewegen.“ Insbesondere für die rund 120 Beschäftigten sei dies ein herber Schlag. „Ich hoffe, dass es für sie eine gute Lösung geben wird“, so Déus. Auch für den Einzelhandel in der Bonner Innenstadt sei die Schließung der Karstadt-Filiale an der Poststraße ein schwerer Verlust. Déus weiter: „Ich hoffe, dass es an dieser exponierten Innenstadtlage keinen langen Leerstand geben wird.“

 Für SPD-Ratsfraktionschefin Angelika Esch hat Oberbürgermeister Ashok Sridharan „erst viel zu spät eingesehen, dass die Stadt vielleicht durch einen eigenen Beitrag zur Rettung beitragen kann. Andere Oberbürgermeister haben das sofort gewusst und mit Erfolg entsprechend gehandelt“, ist Esch überzeugt. Aus Sicht der SPD-Fraktion kam das Angebot durch die Stadt, die Erbpacht für das Grundstück zu verringern, zu spät. „Eigentlich wäre es nun die Aufgabe des Oberbürgermeisters und der Wirtschaftsförderung seine Ankündigung vom Juni wahr zu machen und dabei zu helfen, schnell einen attraktiven Nutzer zu finden“, fordert sie.

Wichtig sei nun, dass es Lösungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben werde. „Das ist in der derzeitigen Situation sicher keine leichte Aufgabe, hier ist auch Karstadt in die Pflicht zu nehmen.“ Ein monatelanger Leerstand werde die Attraktivität der Innenstadt erheblich verschlechtern.

Auch der Bürger Bund Bonn (BBB) erwartet von OB Sridharan als Chef der Wirtschaftsförderung, dass er dazu beitrage, einen lang anhaltenden Leerstand der Immobilie zu verhindern. Gleichermaßen sei die Aachener Grundvermögen als Eigentümerin und Vermieterin der Immobilie aufgefordert, das ihrige dazu zu tun, so BBB-Fraktionschef Marcel Schmitt. „Auch wenn das bedeutet, dass die Vermieterin für eine Modernisierung und Umbau des Hauses tüchtig Geld in die Hand muss.“

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