Premiere in der Werkstatt Schmollgesicht am rechten Bühnenrand

Bonn · Das Stück „GermanAngst“ der Jugendlichen des Bimbelbambelclubs am Bonner Theater schlägt in der Werkstatt politische Töne an.

 Motiv aus dem Theaterstück "GermanAngst".

Motiv aus dem Theaterstück "GermanAngst".

Foto: Thilo Beu

Eine typisch deutsche Krankheit, diese Furcht vor Veränderungen? Das sprichwörtliche Pfeifen im dunklen Wald, mit dem man sich Mut macht vor nahen und fernen Bedrohungen? In der Werkstatt untersuchen die Jugendlichen des „Bimbelbambelclubs“, Teil der Sparte 4 des Bonner Stadttheaters, mit großer Spielfreude die möglichen Gefahren des Lebens. „Never grow up“ klingt zwar ein bisschen nach Peter-Pan-Syndrom. Aber postpubertäre Einsamkeit, Narzissmus und Furcht vor Verantwortung sind nur eine Seite der spannenden Figuren. Witzig kostümiert mit weißen Tüllröckchen und robusten Gummistiefeln (Ausstattung: Katia Köhler) tummeln sie sich zwischen fremder Heimat und Globalisierung, Sorge vor dem neuen Nationalismus und ernsten Identitätskonflikten. „GermanAngst“ ist eine vielschichtige, aber auch unterhaltsame „Deutschland-Revue“.

Da stampft eine mit preußischer Pickelhaube herum, eine sieht aus wie Conchita Wurst, eine andere wie Frauke Petry. „Man darf doch mal Angst haben“, behauptet sie, bevor sie schmollend am rechten Bühnenrand an einem roten Faden häkelt. Eine robbt mit zusammengeschnallten Beinen über den Boden wie eine gestrandete Nixe und pflegt ihr Goldfischglas. Eine zierliche Ballerina schwebt auf der Spitze durch den Raum. Ein Superman macht erste Flugversuche. Mit viel Bewegung umkreisen die jungen Darsteller zwischen Idolen und Idealen die Grundfrage: Wer bin ich eigentlich? Geschickt verknüpft die Inszenierung persönliche Hoffnungen und Ängste mit den politischen Verwerfungen der Gegenwart.

Und dann gibt es noch den siebenjährigen Hektor, der per Video im Hintergrund auftaucht und dem der Schauspieler Wolfgang Rüter seine tiefe Stimme leiht. Die poetische Wunderwelt der Kindheit zu bewahren, lautet seine beruhigende Mahnung. Bei aller Beunruhigung, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, das Staunen nicht aufzugeben. Das junge Ensemble zeigt mit erstaunlicher Bühnen-Energie, „warum man sich im dunklen Wald nicht fürchten muss“ – so der ironische Untertitel ihrer Vorstellung, die am letzten Freitag ihre mit viel Beifall bedachte Premiere feierte. Schauspielerisch eine Menge gelernt haben sie dabei deutlich erkennbar von ihrem erfahrenen Theaterkollegen Daniel Breitfelder (Bimbel). Für den roten Faden im Gestrüpp von alten und neuen Märchen sorgte Hausregisseurin Alice Buddeberg (Bambel). Zwei ausgefuchste Profis also, die gemeinsam mit ihrer Bimbelbambel-Truppe frisches Vergnügen am Theater machten.

Weitere Aufführungen: 29. Juni und 2. Juli, 19 Uhr. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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