Städtischen Lebensmittelkontrolleure Schmuddel-Wirte im Visier

BONN · Pferdefleisch in der Lasagne, Antibiotika im Hühnerfleisch und nun noch Ekelkeime auf Mettbrötchen: Eine Reihe von Skandalen hat in der Vergangenheit das Vertrauen vieler Kunden in die Lebensmittelproduktion erschüttert.

 Nur selten sehen die Kontrolleure die Schädlinge, meist finden sie nur Spuren des Befalls.

Nur selten sehen die Kontrolleure die Schädlinge, meist finden sie nur Spuren des Befalls.

Foto: Stadt Bonn

Und auch die "brühwarm" servierten Berichte über unzumutbare Hygienezustände in einigen Fastfood-Restaurants haben nicht gerade Heißhunger-Attacken ausgelöst. Damit in Bonn niemandem der Appetit vergeht, bekommen die rund 600 Restaurants, 2300 Lebensmittel- sowie 700 andere Betriebe regelmäßig Besuch von Stephan Trutzenberg und seinen Mitarbeitern von der städtischen Lebensmittelüberwachung - natürlich unangemeldet und während des laufenden Betriebes.

Ausgerüstet mit Thermometer, Taschenlampe, Kühltasche, Fotoapparat und Schutzkleidung machen sich täglich acht Kontrolleure auf. Sie überwachen nicht nur Restaurants, sondern "alle Betriebe, in denen Lebensmittel oder Bedarfsgegenstände angeboten werden", erklärt der Amtstierarzt der Stadt.

Dazu gehört ein Kiosk, der heiße Würstchen anbietet, ebenso wie die Buden auf dem Weihnachtsmarkt, Tankstellen, Einzelhandel, Cafés, Imbissstände, Biergärten, Großküchen oder Caterer. "In Bonn werden alle Gaststätten mindestens einmal pro Jahr planmäßig kontrolliert. Hat sich ein Gast bei uns beschwert, statten wir dem Betrieb sofort einen erneuten Besuch ab", so Trutzenberg.

Seine Mitarbeiter achten dabei penibel genau darauf, ob die Küche sauber ist, Lebensmittel gut gekühlt und abgedeckt gelagert werden, Haltbarkeitsdaten nicht überschritten wurden oder ob sich Spuren von Schädlingen finden. "Schädlingsbefall ist der häufigste Grund für Betriebsschließungen", so der Amtstierarzt. "Auch wenn wir Mäuse oder Kakerlaken oft nicht sehen, so entdecken wir doch immer wieder Kot und eindeutige Spuren, die auf einen Befall schließen lassen."

In rund 40 Prozent der Überprüfungen finden die Kontrolleure einen Grund für Beanstandungen. "Die Gastwirte bekommen dann einen Mängelbescheid, bei gravierenden Verstößen werden Bußgelder fällig oder die sofortige Schließung angeordnet. "Zu diesem drastischen Mittel mussten wir hier in Bonn erst kürzlich wieder greifen", sagt Trutzenberg.

Meistens würden die Wirte darauf hingewiesen, dass die Küche gründlich gereinigt werden muss. "Fett, das unter einen Schrank gelaufen ist, poröse Dichtungen, defekte Fliesen, die nicht mehr anständig geschrubbt werden können, oder schäbige Schneidebretter sind die häufigsten Gründe für Beanstandungen. Aber mit Putzlappen und viel Muskelkraft lassen sich die meisten Mängel schnell beheben."

Laut Gesetz ist er verpflichtet, pro 1000 Einwohner 5,5 Proben zu ziehen. "Fünf pro Einwohner in Lebensmittelbetrieben und 0,5 an Gegenständen, die benutzt werden. Das kann ein Löffel sein, mit dem Oliven aus einem Gefäß herausgenommen werden, oder aber ein Messer." Für Bonn bedeutet das, dass rund 1800 Planproben pro Jahr gezogen werden müssen.

Zur Aufgabe des Amtes für Lebensmittelüberwachung und Veterinärdienste gehören auch die Arzneimittelüberwachung sowie die Überprüfung aller Tierschutzbestimmungen. Um Kontrolleur zu werden, muss man "Meister seines Fachs sein", so Trutzenberg. An die Meisterprüfung der Bäcker, Metzger, Köche oder Konditoren schließt sich eine zweijährige Ausbildung an, bevor die ersten Stichproben gemacht werden dürfen.

Auch wenn Trutzenberg bei seiner Arbeit schon mal Dinge sieht, die ein Gast gar nicht wissen will, so lässt er sich den Appetit nicht verderben. "Natürlich gehe ich in Restaurants essen", sagt er lachend. "Aber nicht in jedes!"

Die Zahlen für NRW

In NRW gibt es im Lebensmittelbereich etwa 10 000 Erzeuger, 3000 Hersteller und Abpacker, 5000 Vertriebsunternehmer und Transporteure, 62 000 Einzelhändler sowie 92 000 Dienstleistungsbetriebe. Jeder Betrieb wird regelmäßig durch Kontrolle und Probennahme überwacht. Kontrolliert werden Herstellerbetriebe, Großmarkthallen, Mineralwasserabfüllbetriebe, Groß- und Supermärkte, Einzelhandelsgeschäfte, Wochenmärkte, Eisdielen, Gaststätten und Kantinen sowie landwirtschaftliche Direktvermarkter. Oberste Landesbehörde für die Lebensmittelüberwachung ist das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort