Enkeltrick-Betrugsmasche "Schockanrufe" - Polizei nahm Tatverdächtigen fest

Bonn · Nach einem Betrugsdelikt mit einer Variante des Enkeltricks, einem sogenannten "Schockanruf", hat die Bonner Polizei am Dienstag einen Tatverdächtigen festgenommen. Der 32-jährige Litauer befindet sich jetzt in Untersuchungshaft.

Enkeltrick-Betrugsmasche: "Schockanrufe" - Polizei nahm Tatverdächtigen fest
Foto: dpa (Symbolbild)

Zudem fahndet sie nach einem verdächtigen Fahrzeug und einem möglichen Komplizen. Laut Bericht erhielt eine 55-jährige Frau in Medinghoven am Dienstag gegen 10 Uhr einen Anruf. Der russischsprachige Mann am anderen Ende der Leitung gab sich als ihr Sohn aus und täuschte vor, einen Unfall verursacht und dabei ein Kind schwer verletzt zu haben. Anschließend übergab er das Gespräch einem angeblichen Anwalt, der von der Frau eine hohe fünfstellige Summe als Kaution forderte, damit ihr Sohn einer Inhaftierung entgehe.

Die 55-Jährige ging daraufhin zu ihrer Bank. Erst nach dem Hinweis einer Angestellten wurde sie misstrauisch und kontaktierte ihren Sohn. Als ihr der Betrugsversuch klar wurde, alarmierte sie die Polizei. Beamte nahmen den 32-Jährigen kurz darauf fest, der im Verdacht steht, dass er das Geld bei der Betrogenen abholen wollte. Auf Antrag der Bonner Staatsanwaltschaft führten die Ermittler den Festgenommenen am Mittwoch dem Haftrichter vor. Dieser erließ einen Untersuchungshaftbefehl. Der 32-Jährige wurde daraufhin in eine Justizvollzugsanstalt gebracht.

Nach derzeitigem Stand geht die Kripo davon aus, dass der Festgenommene mit einem noch unbekannten Komplizen in einem Auto mit litauischem Kennzeichen unterwegs gewesen ist. Die Ermittler prüft auch einen Zusammenhang mit einem ähnlichen Betrugsversuch am Montagabend in Beuel und fragen: Wem ist zwischen Montag und Dienstag im Stadtgebiet ein grauer VW Passat mit litauischem Kennzeichen aufgefallen? Zudem bitten die Ermittler mögliche weitere Geschädigte, die einen ähnlichen "Schockanruf" erhielten und bisher keine Anzeige erstattet haben, sich unter Tel. 0228/150 zu melden.

Seit Jahresbeginn breitet sich die Masche des "russischsprachigen Schockanrufs" auch in Bonn immer weiter aus. Elf Fälle, davon alleine acht in den vergangenen zwei Monaten, sind der Polizei seitdem bekannt. Tendenz steigend. In fünf Fällen hatten die Betrüger Erfolg und heimsten rund 20.000 Euro ein. Die Bonner Polizei weist ausdrücklich darauf hin, dass es zudem auch weiter zu den bereits bekannten, deutschsprachigen Enkeltrick-Betrügereien kommen kann. Auch hier geben sich die Täter am Telefon als Verwandte aus, täuschen eine finanzielle Notlage vor und fordern hohe Beträge oder - wenn kein Bargeld vorhanden ist - auch Schmuck.

Die Bonner Polizei nimmt diese aktuellen Taten zum Anlass und weist erneut auf die Betrugsmasche hin. Die Präventionsspezialisten des Kommissariats Kriminalprävention/ Opferschutz der Bonner Polizei appellieren:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Beauftragte oder Bekannte Ihrer Verwandten ausgeben, die Sie als solche nicht kennen. Erfragen Sie weitere Einzelheiten zum angeblichen Geschehen (z.B. Unfallort, Zeit, Unfallfahrzeug, aktueller Aufenthalt Ihres Verwandten)
  • Geben Sie keine Details zu Ihren familiären und finanziellen Verhältnissen preis.
  • Lassen Sie sich von dem Anrufer nicht drängen und unter Druck setzen. Überprüfen Sie die Angaben sorgfältig.
  • Halten Sie nach einem Anruf mit finanziellen Forderungen bei Familienangehörigen Rücksprache.
  • Rufen Sie Ihren Enkel/Verwandten unter der Ihnen ursprünglich bekannten Nummer an und lassen Sie sich den Sachverhalt bestätigen.
  • Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen.
  • Informieren Sie sofort die Polizei, wenn Ihnen eine Kontaktaufnahme verdächtig vorkommt: Notrufnummer 110. Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei.
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