Fast zehn Tonnen schwer Schöner Lärm der Bonner Glocken

Bonn · Was für die einen ohrenbetäubende Kunst ist, nehmen andere als nervtötenden Lärm. In 90 Metern Höhe hängen die acht Glocken im Bonner Münster.

Etwas angestaubt sind sie, die Glocken im Bonner Münster. Zu selten geht jemand die unzähligen Stufen des schmalen Treppengangs nach oben, um sich in 90 Metern Höhe das mehr als 250 Jahre alte Geläut genauer anzuschauen. Schade eigentlich. Denn was sonst nur als alltäglicher Glockenschlag oder schlimmstenfalls als nervtötender Lärm wahrgenommen wird, ist wahre Kunst. Oder eher ohrenbetäubende Kunst, wenn man direkt daneben steht. Was die Glocken aber nicht weniger ehrfürchtig erscheinen lässt.

Blickt man auf die Historie, war es niemand anders als Kurfürst Clemens August persönlich, der die Glocken der Klosterkirche des Bonner Cassius-Stiftes am 8. Dezember 1756 einweihte. Er war auch der Initiator für das neue Geläut, das damals unmittelbar neben dem Münster gegossen wurde. Ja, richtig: direkt daneben. Beim Bau der Münsterplatz-Garage wurden sogar noch Teile der Gießerei gefunden. Der Guss an Ort und Stelle war notwendig, weil die Glocken schwierig zu transportieren waren. Immerhin wiegt alleine die Kurfürsten-Glocke 3,4 Tonnen, alle acht zusammen fast zehn Tonnen. Kaum zu glauben, dass sie mit hölzernen Konstruktionen hinauf in den Glockenturm gehoben wurden.

Die naheliegende Gießerei hatte aber noch einen weiteren Grund: Die Stiftsherren wollen einen besonders guten Gießer, nämlich Martig Legros aus Malmedy. Weil das Cassius-Stift ein eigener Rechtsbereich war, konnte er auf diesem Gelände schalten und walten. Sehr zum Ärger der einheimischen Zünfte und Gilden, die fremde Fachleute für gewöhnlich nicht in ihr Gebiet ließen. Legros wurde durch das Bonner Geläut berühmt. Und nur hier gibt es heute das einzig noch zusammenhängende.

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