Dottendorf Schönes Wohngebiet ohne Ortskern

DOTTENDORF · "Ich fahre in den Urlaub und wollte mich nur abmelden. Also machen Sie sich keine Sorgen, wenn ich in den nächsten Wochen nicht vorbeikomme." Mit diesen Worten verabschiedete sich kürzlich ein älterer Herr nicht von seiner Nachbarin, sondern von der Inhaberin des Schreib- und Spielwarengeschäfts am Quirinusplatz.

 Goldschmiedemeister Thomas Krings an seinem Arbeitsplatz. Er liebt die fast schon familiären Kontakte in Dottendorf.

Goldschmiedemeister Thomas Krings an seinem Arbeitsplatz. Er liebt die fast schon familiären Kontakte in Dottendorf.

Foto: Brigitte Papayannakis

"Es ist immer Zeit für ein persönliches Gespräch. Die Kunden fühlen sich mit unserem Laden verbunden, und das seit über 60 Jahren", freut sich Geschäftsführerin Sabine Tjart. In den vergangenen Jahren wurden viele Geschäftszweige Dottendorf neu gegründet, aber alsbald schon wieder aufgegeben.

Ein Trend, der Tjart und die Inhaber der Phönix-Apotheke sowie des Juweliergeschäfts Krings nicht betreffen. "Oft kommen Kunden, die uns vor Jahren kennengelernt haben und heute in anderen Städten wohnen immer wieder zu uns zurück", so Goldschmiedemeister Thomas Krings. "Das ist wichtig, auch dass man die Kunden beim Namen kennt.

Ich liebe diese kleinen, fast familiären Kontakte in diesem Stadtteil", ergänzt Apothekerin Barbara Keßler. Alle drei Geschäftszweige sind seit Jahrzehnten rund um den Quirinusplatz in Dottendorf ansässig. Seit Anfang der 90er Jahre befindet sich dort die Endhaltestelle und der Wendepunkt für die Straßenbahnlinien 61/62.

Das heutige Schreibwarengeschäft wurde Anfang der 50er Jahre gegründet und zunächst als Deko- und Gemüseladen geführt. Seit 30 Jahren werden Schreib- und Spielwaren angeboten. "Ich selber bin in Dottendorf geboren und aufgewachsen, und dieser Laden ist aus meiner Kindheit nicht wegzudenken", sagt Tjart.

Der erste Verkaufsraum des heutigen Juweliergeschäfts wurde 1956 im Wohnzimmer der Großeltern von Krings gegründet. "Das war allerdings in der heutigen Dottendorfer Mönkemöllerstraße. Nach seiner Gesellenprüfung zum Goldschmied hatte mein Vater Josef als Ergänzung noch Uhrmacher gelernt und später den Meistertitel abgelegt," berichtet er.

Schnell wuchs das Geschäft, die Räume ohne Schaufenster waren zu eng, und so fiel die Wahl 1961 auf die Räume am Quirinusplatz. Bis heute wird das Geschäft als Familienbetrieb geführt. Auch die Apotheke wurde 1956 gegründet und wie das Juweliergeschäft wurde alsbald von der Erstniederlassung an der Dottendorfer Straße zum Quirinusplatz gezogen.

Diese wurde bis 2007 als Familienbetrieb von Rolf Pick geleitet und im gleichen Jahr an die langjährige Mitarbeiterin Keßler verkauft. Die Geschäftsinhaber lieben ihren Stadtteil und loben die gute Wohnlage. Dennoch haben es offenbar neue Geschäftszweige schwer: "Es ist ein schöner Ort zum Wohnen, liegt zentral zu Bonn und verfügt über eine gute Infrastruktur.

Das Einzige, was Dottendorf fehlt, sind ausreichend Parkmöglichkeiten. Das ist meiner Meinung nach der Hauptgrund, warum einige Ladelokale leer stehen oder sich auf Dauer nicht halten können", so Tjart. Keßler sieht auch in der Historie Dottendorfs einen weiteren Grund für das Scheitern von Neugründungen.

"In den 50er Jahren gab es hier wie in den benachbarten Stadtteilen Kessenich oder Friesdorf einen Ortskern, in der viele Geschäfts florierten. Hier waren Bäcker und kleine Lebensmittelhändler ansässig, eine Bank und eine Postniederlassung. Diese Zweige sind nicht mehr da. Viele Anwohner verlassen daher Dottendorf für Besorgungen und erledigen woanders ihre Einkäufe", betont Keßler.

"Die Geschäfte sind auch zu weit voneinander entfernt, um sich gegenseitig Kundenfrequenz zu bringen", ergänzt Krings. Service- und Spezialgeschäfte hätten hier sicherlich eine Chance, müssten aber um Anfangsschwierigkeiten zu überbrücken ein paar Kunden mitbringen, so der Goldschmied überzeugt. Die Inhaber wünschen sich für ihren Stadtteil möglichst viele Neugründungen und ein belebteres Zentrum. "Es wäre schön, wenn ein bisschen mehr Leben hier reinkommt", so die Apothekerin abschließend.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort