Erfolg von „WeiterGebenOrg“ Unternehmen rettet über 60 Schreibtische in Bonn vor dem Sperrmüll
Update | Bonn · Um sie vor dem Sperrmüll zu retten, wollte ein Unternehmen mehr als 60 gebrauchte Schreibtische aus Bonn an neue Besitzerinnen und Besitzer vermitteln. Nach einem schleppenden Anfang haben sich nun doch noch viele Menschen gemeldet.
„Ich habe bei Gebrauchtmöbeln noch nie so hochwertige Schreibtische gesehen“, sagte Harald Prokscha. Drei Wochen lang versuchte der „WeiterGebenOrg“-Koordinator alles, um 67 gebrauchte Schreibtische aus Bonn an neue Besitzerinnen und Besitzer zu vermitteln - und durfte sich nach einem schleppenden Anfang seiner Aktion schließlich doch noch über zahlreiche Anfragen freuen.
In den vergangenen Tagen hätten sich ungefähr 100 Menschen bei ihm gemeldet und Interesse an rund 250 Tischen bekundet, erzählte Prokscha am Dienstag. Mittlerweile seien alle Schreibtische vergeben - „an Vereine, Bildungseinrichtungen und Privatleute, ein schöner Mix von allem“. Die letzten Tische sollen am Donnerstag abgeholt werden.
„WeiterGebenOrg“ will Möbel vor dem Sperrmüll retten
„WeiterGebenOrg“ hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, eine Million Möbelstücke pro Jahr vor dem Sperrmüll zu retten. Die höhenverstellbaren Schreibtische aus verleimten Vollholzplatten stammten laut Prokscha vom Forest Stewardship Council (FSC) in Bonn. Weil das Unternehmen bereits in dieser Woche neue Möbel geliefert bekam, mussten die alten Tische schleunigst weg.
Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Finn Unglaub und Christian Kopernikus hatte er die Schreibtische zunächst gemeinnützigen Vereinen und Einrichtungen angeboten, berichtete Prokscha. Diese hätten jedoch genau wie mehrere Gebraucht-Büromöbelhändler abgelehnt. Auf einer Webseite dokumentierten die drei Männer, was sie taten, um die Tische zu vermitteln, und welche Rückmeldungen es gab.
Zusätzlich wandte sich Prokscha an die Möbel-Upcyclerin Hannah Mackenzie, die einen der Tische exemplarisch in ihrem Atelier in der Bonner Nordstadt ausstellte. Auch Bonnorange unterstützte die Aktion, indem es die Schreibtische auf der Webseite seines virtuellen Tausch- und Verschenkmarkts präsentierte.
Vermittlung der Schreibtische lief erst schleppend
Warum es zunächst nur wenige Interessentinnen und Interessenten gab, wusste Prokscha selbst nicht. Bei Gebraucht-Möbelhändlern liege der Fokus nicht auf derart hochwertigen Möbeln, vermutete er in der vergangenen Woche. Vielleicht fänden einige Menschen die Tische auch nicht modern genug.
Zusätzlich kontaktierte „WeiterGebenOrg“ Unternehmen, die ein Interesse daran haben könnten, zumindest bestimmte Teile der Tische zu nutzen oder das Holz für Spanplatten zu schreddern. Letztendlich seien aber nun alle Schreibtische in die Weiternutzung gegangen. Somit konnte Prokscha tatsächlich alle Tische vor dem Sperrmüll retten.
Neun Prozent des Sperrmülls wäre noch wiederverwendbar
Auf Bonner Straßen seien 2022 ungefähr 12.175 Tonnen an Sperrmüll eingesammelt worden, sagte Bonnorange-Sprecher Jérôme Lefèvre. Wie viel davon noch verwendbar gewesen wäre, wurde nicht erhoben – gemäß einer Analyse des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2020 könnte jedoch bundesweit neun Prozent des Sperrmülls eigentlich noch genutzt werden. In Anwendung auf die neuesten Bonner Zahlen von 2022 seien das rund 1095 Tonnen, beschrieb Lefèvre.