Schulsanitäter für mentale Gesundheit: Die Schülerhelfer vom Robert-Wetzlar-Berufskolleg Schüler helfen Schülern bei Alltagsproblemen

Bonn · In ihnen steckt weit mehr als nur die „Generation Tiktok". Am Robert-Wetzlar-Berufskolleg beraten Schülerhelfer ihre Mitschüler in Notlagen.

Schülerhelfer und ihre Ansprechpartner für „Mitschüler in Nöten“: (v.l.n.r.) Marla Menzel, Nadja Yessakova, Sabine Schomäker, Tobias Caspar, Nika Franz, Lisa Wolfgarten, Maya Sondermann, Marie Nemitz, Linn Altenbäumer und Schulleiterin Birgit Hufnagel.

Schülerhelfer und ihre Ansprechpartner für „Mitschüler in Nöten“: (v.l.n.r.) Marla Menzel, Nadja Yessakova, Sabine Schomäker, Tobias Caspar, Nika Franz, Lisa Wolfgarten, Maya Sondermann, Marie Nemitz, Linn Altenbäumer und Schulleiterin Birgit Hufnagel.

Foto: Foto: Jan-Oliver Nickel

„Es geht oft einfach nur ums Zuhören“, beschreibt Tobias Caspar, Schüler am Robert-Wetzlar-Berufskolleg (RWB) in Bonn, seine ehrenamtliche Tätigkeit in der Schülerhilfe. Mit persönlichen Problemen direkt an Lehrer heranzutreten, sei für viele von ihnen mit einer hohen Hemmschwelle verbunden. Vertrauenswürdige Mitschüler erfüllten hier eine wichtige Rolle.

Kombination von Kind und Schule

Die Fälle sind dabei durchaus vielschichtig. „Eine Klassenkameradin von mir ist alleinerziehende Mutter und fühlte sich von der Kombination aus Kind und Schule einfach überfordert.“ Er riet ihr, Freunde um Hilfe zu bitten und sich so selbst etwas mehr Freiraum zu geben. Ein zielgerichteter Hinweis, der sich als genau richtig herausstellte. Es gehe um „auffangen, ankommen, vermitteln", ergänzt Marla Menzel, die sich als Lehrerin dafür einsetzt, dass gezielte Fortbildungen auf Schülerbedürfnisse zugeschnitten werden. Hier lernen die Schülerhelfer Feinfühligkeit, den richtigen Umgang mit schwierigeren Themen und richtiges Zuhören.

„Wir sind die Schulsanitäter für die Psyche“, meint Nadja Yessakova, eine der Lehrerinnen im Team. Dass ein solches Beratungsangebot nach Corona-Lockdowns dringend gebraucht wird, weiß auch Sabine Schomäcker, die für das Projekt „Schülerhilfe“ im Schuljahr 2021/2022 mit sieben Schülern die Initialzündung gab. Im Lockdown sei es vor allem darum gegangen, so schnell wie möglich zum Lehrplan aufzuschließen. Maßnahmen seien eher Desinfektion und Impfung gewesen, während die mentale Gesundheit der Schüler es kaum auf die Tagesordnung schaffte.

Soziales Bewusstsein fördern

Hierbei sei es auch nur bedingt hilfreich, dass eher Lehrer Angebote zur Resilienzförderung bekämen, denn ein soziales Mindset bei den Schülern müsse in Diskussionen erarbeitet werden und könne nicht einfach per „Trichter von oben herab gelehrt werden“, so Tobias Caspar. Wie wichtig ein solches soziales Bewusstsein sei, zeige nicht zuletzt der große Bedarf im Pflegesektor.

Die Schülerhilfe biete daher auch eine konkrete berufliche Perspektive, denn die Tätigkeit wird im Zeugnis eingetragen und für jede absolvierte Fortbildung werden Bescheinigungen ausgestellt.

Schüler sollen eigene Stärken identifizieren

Es ginge darum, „mich selbst so zu erfahren, dass ich auch anderen helfen kann“, so Frau Schomäcker, dies seien „keine bloßen Softskills, sondern die Basis, auf der Jugendliche ihr weiteres Leben gestalten können.“

Nicht allein deshalb arbeitet Marla Menzel mit dem Team auch bereits an einem neuen Konzept mit dem Titel „Selbstwerk“. In diesem Coaching Prinzip solle Schülern dabei geholfen werden, ihre eigenen Stärken zu identifizieren.

Wie motiviert die Schüler selbst sind, sich sozial zu engagieren, zeigte sich erst kürzlich wieder, als durch ihren Kuchenverkauf über 400 Euro an die Bonner Tafel gespendet werden konnten.

„Wir machen das total freiwillig und helfen gerne Menschen“, unterstrichen die drei Schülerhelferinnen Linn Altenbäumer, Nika Franz und Emily Göbel, während die Gründerin sichtlich gerührt war: „Es freut mich so sehr, dass wir so engagierte Schüler haben, die das in ihrer Freizeit machen.“

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