Rückblick auf vergangene Polizeieinsätze Gewalt in Tannenbusch hängt immer wieder mit Drogenhandel zusammen

Bonn · In Bonn-Tannenbusch kommt es immer wieder zu Vorfällen von Gewalttaten, wie derzeit im Falle des erschossenen 23-Jährigen, sowie zu Drogen- und Waffenfunden bei Razzien. Diese Delikte haben den Stadtteil in den vergangenen Jahren beschäftigt.

 Immer wieder kommt es in Tannenbusch zu Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit Drogenhandel.

Immer wieder kommt es in Tannenbusch zu Polizeieinsätzen im Zusammenhang mit Drogenhandel.

Foto: Nicolas Ottersbach

Der Fall des 23-Jährigen, der erschossen in einem Tannenbuscher Appartement gefunden wurde, ist nicht der erste Fall von Waffengewalt in Tannenbusch. Der Bonner Stadtteil gerät immer wieder wegen größerer Polizeieinsätze in die Schlagzeilen. In den vergangenen Jahren gab es einige Fälle von Auseinandersetzungen, die in Gewalt ausarteten und in Verbindung mit dem Drogenmilieu standen. Zudem wurden bei zahlreichen Razzien Drogen und Waffen gefunden. Der GA hat sich einige Fälle der Vergangenheit noch einmal angesehen.

Juni 2023: Messerangriff am Schulzentrum Tannenbusch

Mitte des Jahres, am Abend des 24. Junis, kam es am Schulzentrum Tannenbusch zu einer Messerattacke, wobei ein 21-Jähriger mehrere Schnittwunden am Rücken und Knochenbrüche erlitt. Der Täter konnte kurze Zeit später gefasst werden: ein 19-Jähriger, der der Polizei bereits bekannt war – unter anderem wegen Drogendelikten. Es stellte sich heraus, dass sich Täter und Opfer aus der Tannenbuscher Szene gekannt haben. Das Opfer musste aufgrund seiner Verletzungen notoperiert werden, schwebte zeitweise in Lebensgefahr, konnte sich aber glücklicherweise davon erholen.

Oktober 2022 und Mai 2020: Täter feuern in zwei Fällen Schüsse auf Autos ab

In der Nacht vom 30. auf den 31. Oktober 2022 fielen an der Oppelner Straße in der Nähe des Tannenbusch-Centers mehrere Schüsse auf ein Auto. Hinter dem Steuer saß ein 19-Jähriger, der nicht verletzt wurde. Die Polizei vermutete, dass die Täter aus einem fahrenden Auto geschossen haben. Im November 2022 nahm die Polizei drei Tatverdächtige im Alter von 22 und 29 Jahren fest, auch bei diesem Fall gab es eine Verbindung zur Drogenkriminalität: Gegen zwei der Männer liefen Haftbefehle in dem Zusammenhang. Bei den Durchsuchungen und den Festnahmen der Verdächtigen fanden die Beamten größere Mengen Bargeld.
Das war nicht der erste Vorfall dieser Art: Im Mai 2020 feuerten Täter Schüsse auf einen Mercedes ab, der wie im zuvor beschriebenen Fall an der Oppelner Straße am Tannenbusch-Center stand. Der 24-jährige Fahrer des Autos war gegen 4.30 Uhr auf dem Parkplatz des Centers unterwegs, als Unbekannte mehrfach Schüsse auf sein Auto feuerten. Und auch hier blieb eine Verbindung zum Drogenmilieu nicht aus. Der 24-Jährige war in der Vergangenheit bereits wegen Drogendelikten aufgefallen, der Parkplatz des Tannenbusch-Centers fungierte dabei als Drogenumschlagplatz.
Der Fahrer des Mercedes blieb unverletzt, zeigte den Höhepunkt des Streits zwischen rivalisierenden Drogenbanden jedoch bei der Polizei an. Das Täter-Trio aus Alfter, Bornheim und Erftstadt konnte innerhalb der nächsten zwei Monate festgenommen werden.

Silvester 2019/2020: Polizisten werden mit Feuerwerkskörpern beworfen

Wieder die Oppelner Straße in Tannenbusch: In der Silvesternacht 2019/2020 wurden Polizisten gezielt mit Feuerwerkskörpern beworfen. Zwei Beamte, die mit ihrer Streife in Tannenbusch unterwegs waren, wurden von unbekannten Tätern attackiert. Die Böller und Raketen fielen aus oberen Stockwerken der Gebäude auf die Beamten und Streifenwagen nieder. Als sie sich in Sicherheit bringen wollten, stellte man ihnen Warnbaken einer Baustelle in den Weg. Erst als eine Hundertschaft der Polizei zur Verstärkung anrückte, beruhigte sich die Situation. Die Polizisten wurden nicht verletzt.

Zahlreiche Razzien: Drogen und Waffen in Tannenbusch

Nicht selten stehen Gewalttaten in Verbindung mit dem Drogenmilieu in Tannenbusch. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Razzien der Polizei, um den Handel mit Drogen einzudämmen und die Köpfe von Banden zu erwischen. Neben Drogen fanden die Beamten auch Waffen in den durchsuchten Wohnungen.

Bei einer Drogenrazzia im Februar dieses Jahres waren drei Männer in den Räumen eines kurdischen Sportvereins festgenommen worden, die dort einen Kokainhandel betrieben haben sollen. Am 9. Februar durchsuchte die Polizei insgesamt zehn Wohnungen und Häuser in der Bonner Nordstadt sowie den Stadtteilen Castell, Tannenbusch und Bad Godesberg. In der Bonner Theaterstraße wurden die drei Angeklagten verhaftet. Die gedealten Mengen reichten in den insgesamt sechs angeklagten Fällen bis zu der Menge von knapp einem halben Kilo.

Kurze Zeit später eine weitere Razzia in Tannenbusch: Die Bonner Polizei konnte am 30. März mehrere mutmaßliche Dealer festnehmen sowie kiloweise Marihuana, eine Schusswaffe und einen hohen fünfstelligen Geldbetrag sicherstellen. Bereits im September 2020 war Tannenbusch im Fokus einer Großrazzia gewesen. Zwei Wohnungen in zwei, rund 200 Meter Luftlinie auseinanderliegenden Mehrfamilienhäusern wurden durchsucht. Die Beamten fanden Marihuana, Cannabispflanzen, Kokain sowie Amphetamin. In die Hände der Ermittler fielen zudem Stich-, Stoß- und Schusswaffen, Mobiltelefone und Dokumente.

Es sind Beispiele vieler Razzien der vergangenen Zeit, denen wiederum einige Großeinsätze vorausgegangen sind. So etwa im Mai 2019: Nach intensiven Ermittlungen und Telefonüberwachungen hatte die Polizei mit einem Großaufgebot in Tannenbusch zugeschlagen und laut Anklage eine Drogenbande zerschlagen. Zahlreiche Wohnungen wurden durchsucht, 23 Personen festgenommen. Zwei Brüder galten als Haupttäter. Sie wurden wegen bandenmäßigen Handel mit 3,2 Kilo Kokain im Verkaufswert von mehr als 300.000 Euro angeklagt.

(ga)