Syrer bei Rot-Weiß Lessenich Schukri hat der Fußball geholfen

LESSENICH · So funktioniert Integration: Als Schukri (15) Anfang 2015 mit seiner Familie aus Syrien floh und in seiner neuen Heimat in Bonn ankam, war er ruhig, schüchtern und traumatisiert. Als das Angebot vom SV Rot-Weiß Lessenich kam, ihn in die B-Jugend aufzunehmen und ihm Hilfe zu geben, war das offensichtlich eine Befreiung.

 Gute Schusshaltung: Schukri kommt zu jedem Training, berichtet Jugendleiter Christian Stegmüller (rechts).

Gute Schusshaltung: Schukri kommt zu jedem Training, berichtet Jugendleiter Christian Stegmüller (rechts).

Foto: Barbara Frommann

Inzwischen hat sich bei dem Jungen, über dessen erste Schritte der GA schon einmal berichtet hatte, einiges getan. "Er ist bei jedem Training anwesend und hat sich sehr gut eingelebt", sagt sein Jugendleiter Christian Stegmüller. Die Schüchternheit hat sich nach zwei Wochen gelegt. "Jetzt ist er immer lustig, und das wollten wir ja auch erreichen. Wir sind selbst überrascht darüber, wie schnell das ging."

Seit Januar 2015 ist er in Bonn und hat schnell Deutsch gelernt

Schukris Familie zieht mit, der Vater oder sein Bruder Chalil kommen auch oft mit auf den Trainingsplatz. "Schukri spielt den ganzen Tag Fußball", sagt der 20-jährige Bruder. "Er kommt früher zum Training und bleibt länger." Freunde hat er in der Mannschaft gefunden, wird akzeptiert. Das liegt auch daran, dass er sehr schnell Deutsch gelernt hat.

Im Gespräch mit dem GA ist er allerdings noch etwas zurückhaltend. Das ändert sich, sobald ein Ball ins Spiel kommt. Dann lacht der 15-Jährige, dribbelt und schießt - man sieht, wie befreit er sich durch den Sport fühlt.

Was er beruflich einmal machen will, weiß Schukri noch nicht. "Am liebsten Fußballer", sagt er lächelnd. Aber ob es dafür reicht? Bei Rot-Weiß Lessenich spielt er im Mittelfeld und "kämpft mit allem, was er hat", sagt Stegmüller. Ansonsten bewegt er sich auf einem normalen Level. Ein Tor hat er noch nicht erzielt, allerdings auch Pech bei zwei Pfostenschüssen in den Meisterschaftsspielen gehabt.

Schukri hat auch noch Zeit, um sich zu entscheiden. Nach den Ferien kommt er in die neunte Klasse, sein Bruder Chalil macht in Bonn gerade seinen Abschluss auf der Abendrealschule. "Wir freuen uns, dass wir hier in Deutschland sind", sagt der ältere Bruder. Er selbst ist ebenfalls integriert, auch wenn Fußball nicht sein Sport ist. Chalil hat sich beim Boxtraining in Meckenheim angemeldet.

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