Altenpflege in Bonn Schulen beklagen mangelnde Finanzierung durch das Land

BONN · Um dem schon bestehenden Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken, der sich in den kommenden Jahren immer mehr verschärfen wird, müssen mehr Altenpfleger ausgebildet werden.

 Marion Kowe, Ausbilderin in der Altenpflege.

Marion Kowe, Ausbilderin in der Altenpflege.

Foto: Barbara Frommann

Doch die Verantwortlichen an den Fachseminaren in Bonn, die für den theoretischen Teil der Ausbildung zuständig sind, beklagen, dass das Land NRW genau in diesem Bereich spart. Denn Bund, Länder und Verbände haben zwar eine sogenannte "Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive" gestartet und die rot-grüne Landesregierung hat 2012 eine Umlagefinanzierung in der Altenpflegeausbildung eingeführt - alle Einrichtungen werden an den Kosten beteiligt, ob sie ausbilden oder nicht - und so die Zahl der Auszubildenden deutlich gesteigert.

Allerdings: Die finanzielle Förderung der Fachseminare durch das Land wurde 2007 gesenkt - von einstmals 360 Euro im Monat pro Ausbildungsplatz auf inzwischen 280 Euro. Der Betrag wurde 2014 gesetzlich festgeschrieben. Den Seminaren zufolge deckt das die Kosten bei Weitem nicht.

"Wir brauchen mehr Fachkräfte. Das wird aber ohne ausreichende Finanzierung kaum zu erreichen sein", sagt Marion Kowe, Schulleiterin des Fachseminars für Altenpflege des Bonner Vereins für Pflege- und Gesundheitsberufe. Durch die Ausbildungsumlage sei die Zahl der Auszubildenden gestiegen - allerdings noch längst nicht ausreichend genug.

Insgesamt gibt es in Bonn drei Altenpflegeschulen, die in einer einjährigen Ausbildung zum Altenpflegehelfer und in einer dreijährigen Ausbildung zum Altenpfleger qualifizieren. Etwas mehr als die Hälfte der Zeit verbringen die Auszubildenden dabei in den Seniorenheimen, der Rest wird als theoretische Ausbildung an den Schulen absolviert.

"Wir bilden nicht für unseren Bedarf aus, sondern auch für zahlreiche Kooperationspartner in der Region. Es handelt sich also um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die wir übernehmen. Sie sollte entsprechend finanziert werden", findet auch Monika Cremer-Biermann, Leiterin des Fachseminars der DRK-Schwesternschaft Bonn.

"Tatsache ist auch, dass die Krankenpflegeschulen besser finanziert sind, und es für uns schwerer ist, Pflegepädagogen zu finden, weil es attraktiver ist, dort zu arbeiten", sagt Kowe. Außerdem sei über die Umlage zwar die Vergütung des Auszubildenden gesichert, die der Praxisanleiter allerdings, die den Auszubildenden in den Einrichtungen die praktischen Fähigkeiten vermitteln sollen, nicht. "Die müssen das in großem Engagement oft neben ihrer normalen Arbeit leisten."

Die Landesregierung argumentiert hingegen so: Die Fördermittel für die schulische Pflegeausbildung insgesamt hätten sich von rund 32 Millionen Euro im Jahr 2010 auf 58,3 2014 nahezu verdoppelt. Zumal die Förderung der Fachseminare durch die Gesetzesänderung nun als Rechtsanspruch garantiert und somit sicher sei.

"Die Verweildauer in diesem Beruf liegt nur bei fünf bis sieben Jahren. Auch deswegen wird dringend mehr Nachwuchs benötigt. Hauptursache dafür sind aber weniger die Bezahlung oder die Arbeitsbedingungen, sondern vor allem die unzuverlässigen Arbeitszeiten", sagt Kowe.

Die Dienstpläne seien kaum zuverlässig. Es könne passieren, dass ein Pfleger an einem freien Tag morgens erfahre, dass er an diesem Tag doch arbeiten muss. Außerdem hat der Beruf in ihren Augen ein Imageproblem: Es sei schade, dass extreme Einzelfälle das Bild des Berufs in der Öffentlichkeit prägten.

"Altenpflege gilt nicht als sexy. “Arschabwischen„ und Essenanreichen - das ist das Klischee. Dabei nimmt die direkte Körperpflege im Normalfall nur einen kleinen Teil der Arbeitszeit in Anspruch", so Kowe. Junge Menschen, die schon einmal mit dem Berufsfeld in Berührung gekommen seien, hätten hingegen viel weniger Berührungsängste, so Cremer-Biermann. Sie glaubt, dass eine größere Thematisierung der Pflege im Schulunterricht helfen könne.

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