Lernen in Corona-Zeiten Bonner Schulen machen Fortschritte beim Distanzlernen

Bonn · Am Montag meldeten viele Bonner Schulen: Nichts geht mehr. Viele Lernplattformen waren überlastet, auch brachen vielerorts die Netze zusammen. Inzwischen hat sich die Lage offenbar etwas entspannt.

 Lernen im Kinderzimmer: Wegen des Lockdowns unterrichten die Lehrkräfte ihre Schüler wieder auf Distanz.

Lernen im Kinderzimmer: Wegen des Lockdowns unterrichten die Lehrkräfte ihre Schüler wieder auf Distanz.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Tag drei nach Schulstart am Montag: Das Lernen auf Distanz klappt bei den Bonner Schülerinnen und Schülern offenbar immer besser. Nach dem holprigen Start, bei dem in Sachen digitaler Unterricht an vielen Schulen erst einmal Hängen im Schacht war, weil Netze zusammenbrachen und Lernplattformen nicht erreichbar waren, gab es am Mittwoch nur noch vereinzelte Meldungen über digitale Ausfälle.

„Bei uns lief es super gut. Das ging dieses Mal pfeilschnell“, sagte Eike Schultz. Der Leiter des Tannenbusch-Gymnasiums und Sprecher der Leitungen der Bonner Gymnasien hat ähnliche Rückmeldungen von anderen Amtskollegen erhalten. „Wir mussten lediglich noch einmal zusätzlich 20 iPads ausgeben“, berichtete Schultz dem GA. Es habe sich erst in der Praxis gezeigt, dass doch mehr Bedarf an Endgeräten besteht als angenommen. „Bei unserer Abfrage vor einigen Monaten haben sich wohl einige Eltern nicht getraut zuzugeben, dass die Geräte zu Haus fehlen.“ Jetzt bemerkten die Lehrkräfte natürlich, wenn sich Kinder nicht zuschalteten und haben daraufhin noch einmal telefonisch den Bedarf erfragt. „Ich glaube, so werden wir die kommenden Wochen im Lockdown einigermaßen gut überstehen“, zeigte sich Schultz zuversichtlich.

Arndt Hilse von der Karl-Simrock-Hauptschule kann dem Distanzunterricht auch einen positiven Effekt abgewinnen: „Wir beobachten, dass plötzlich Schüler konzentriert mitarbeiten, die vorher entweder teilnahmslos in der Schule saßen oder oft gar nicht kamen.“ Darunter seien Jugendliche mit einer Sozialphobie oder Depressionen. Natürlich sei der Präsenzunterricht nicht zu ersetzen, aber diesen Kindern und Jugendlichen komme das Distanzlernen offensichtlich entgegen.

Unterm Strich funktioniere der digitale Unterricht an seiner Schule gut. „Ich würde sogar sagen, es klappt großartig.“ Hilse nutzt die NRW-Lernplattform Logineo und ist froh, am Probelauf für das Videotool von Logineo teilnehmen zu dürfen, durch das die Lehrkräfte mit ihren Schülern Videokonferenzen abhalten können. „Wir haben damit null Probleme“, sagt er. Wenn immer noch der eine oder andere Schüler aus den Konferenzen rausfliege, habe das eher mit einem schwachen Netz zu Hause zu tun. Wie am Tannenbusch-Gymnasium zählt auch Hilse weniger als eine Handvoll Kinder aus den fünften und sechsten Klassen, die zur Notbetreuung kommen. „Das sind ausschließlich Kinder von Alleinerziehenden, die Vollzeit arbeiten müssen.“

Margarete Ruhnke leitet die Bertolt-Brecht-Gesamtschule mit rund 1350 Schülern in Tannenbusch und ist sogar ein bisschen verwundert, dass der digitale Unterricht sehr gut funktioniert. „Wir hatten, soweit ich weiß, auch am Montag kaum Probleme.“ Das BBG hatte vor Weihnachten vorausschauend an einem Tag einen Probelauf in Sachen Distanzlernen durchgeführt – auch damals mit Erfolg. Der Unterricht laufe in allen Klassen ohne Probleme nach Stundenplan. Kopfschmerzen bereitet der Direktorin eine andere Frage: Eigentlich wäre am 29. Januar Ausgabe der Halbjahreszeugnisse. „Das fällt nun aus. Jetzt warten wir auf eine Vorgabe des Landes, wie das vor sich gehen soll.“ Schließlich benötigten vor allem die Schulabgänger der zehnten Klasse zeitnah ihre Zeugnisse für ihre Bewerbungen.

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