Unterricht in Bonn "Schulen sind auch schon so rappelvoll"

BONN · Die Frage, ob möglichst alle Flüchtlingskinder derzeit in Bonner Schulen gehen können oder ob sie wenigstens ersatzweise Sprachförderung bekommen, beschäftigte den Schulausschuss am Dienstag intensiv.

In ihrer Stellungnahme zu zwei Anfragen hatte sich die Verwaltung eigentlich nicht festlegen wollen und auf die Zuständigkeit der Bezirksregierung verwiesen. Schulamtsleiter Hubert Zelmanski kritisierte denn auch entsprechendes Nachhaken als Fragen nach dem "tagesaktuellen Wasserstand". Und beschied etwa die Diskussion darüber, warum die Stadt dem Verein Ausbildung statt Abschiebung (ASA) nicht die kompletten Kosten für eine Sprachförderung schulpflichtiger Flüchtlinge finanziert habe (der GA berichtete), als "beschämend", und zwar für die Frager.

Die Stadt habe für diese Zwischenlösung sogar freiwillig Mittel zur Verfügung gestellt. "Unsere Schulen sind auch schon so rappelvoll. Alle Ressourcen sind ausgeknautscht", machte Zelmanski klar. Raumnot, Sanierungsstau - wie könnten Politiker erwarten, "dass wir mal so nebenher alle Flüchtlinge, die nach Bonn kommen, unterbringen können?"

Im Verlauf der Sitzung rückte Schulrat Frank Rosbund dann doch mit Zahlen für die weiterführenden Schulen heraus. Aktuell stünden auf der Warteliste 35 junge Flüchtlinge. Zwei Wochen zuvor seien es aber 125 gewesen, die man inzwischen in zusätzlichen Klassen habe versorgen können.

Von diesen internationalen Klassen in Haupt- und Gesamtschulen, einer Abendrealschule, Berufskollegs, aber auch im Clara-Schumann-Gymnasium habe es Anfang Februar 17 Klassen gegeben, heute seien es schon 25. Claudia Brall, Schulaufsicht für die Grundschulen, erläuterte, derzeit alle kleineren Flüchtlingskinder in Schulen vermittelt zu haben, wobei die Belastung für den Bonner Norden sehr hoch ausfalle, sodass zahlreiche Flüchtlingskinder längere Wege in andere Bezirke zurücklegen müssten. "Ich freue mich über eine große Willkommenskultur in den Grundschulen", betonte Brall. Elterninitiativen besorgten mittellosen Kindern gar oft die Ausstattung mit Unterrichtsmaterialien.

Die Belastung für die Bonner Schulen werde durch immer mehr Flüchtlinge jedoch sicher wachsen, sagte Dezernentin Angelika Maria Wahrheit voraus. Sie rate, den Druck auf die Landesministerien zu erhöhen, damit mehr Geld in die Kommunen flössen. Was der Schulausschuss dann auch einstimmig tat. Unterstützende Maßnahmen wurden gefordert. Und die Verwaltung wurde verpflichtet, regelmäßig über die Lage der Flüchtlingskinder zu berichten.

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