Beethoven-Festspielhaus Schwarz-Grün baut Zeitdruck auf

BONN · In der Debatte um ein Beethoven-Festspielhaus legt die schwarz-grüne Ratskoalition die Latte hoch: Bis 30. Juni soll die Stadtverwaltung nicht nur darstellen, wie Bau und späterer Betrieb auskömmlich finanziert werden könnten. Auch der private Bauträger soll schon benannt werden. Das betonten beide Fraktionsspitzen auf GA-Anfrage.

"Nur wenn der Bauherr feststeht, lässt sich ein verbindlicher Finanzierungsplan sicherstellen", sagte Dorothee Paß-Weingartz, Sprecherin der Grünen-Fraktion. Bauherr könnte etwa der Post-Konzern als möglicher Großsponsor sein. Ob dieser Punkt bis zum Samstag geklärt ist, darf aber bezweifelt werden.

Die Gespräche dazu seien gerade erst gestartet, hatte IHK-Präsident Wolfgang Grießl, der Sponsoren für das Festspielhaus wirbt, vorige Woche im GA-Interview erklärt. "Wir können das nicht endgültig mit der Post besprechen, bevor die Rahmenbedingungen geklärt sind."

Schwarz-Grün hat weitere Erwartungen an die Beschlussvorlage der Stadtverwaltung: Die Finanzausstattung der geplanten Betreiberstiftung soll dargestellt sowie ein Konzept "zur nationalen und internationalen Beethovenpflege" vorgelegt werden. Auf Grundlage dieses Papiers wollen CDU und Grüne in der ersten Ratssitzung nach der Sommerpause im September endgültig entscheiden.

Einen Aufschub gebe es nicht: "Wir müssen entscheiden, damit eine rechtzeitige Inbetriebnahme des Festspielhauses bis 2020 möglich ist", betonte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Gilles.

Für die Grünen ist klar: Liege bis zum Samstag kein überzeugendes Konzept vor, müsse der Umbau der Beethovenhalle zur Konzerthalle vorangetrieben werden. Die Kosten hat die Stadtverwaltung gerade ermitteln lassen: 30 Millionen Euro würde demnach die Sanierung als Multifunktionshalle kosten, für einen hochwertigen Konzertsaal wären 43 Millionen fällig.

Die Grundsanierung sei ohnehin nötig, argumentieren die Grünen - das Delta zum erstklassigen Konzertsaal betrage also 13 Millionen Euro. Die CDU will sich mit der Beethovenhalle erst befassen, wenn über das Festspielhaus entschieden worden ist.

SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter ist bei der Beethovenhalle vorsichtig: Jetzt müsse geprüft werden, "ob und wie diese Millionen aus dem städtischen Etat zur Verfügung gestellt werden könnten".

Bis 30. Juni erwartet die SPD auch Informationen von der Verwaltung, was Baugrundstück und Umfeldgestaltung die Kommune kosten. Richter hätte nichts dagegen, die Entscheidung auf Ende 2012 zu verschieben.

Das sieht die FDP ähnlich. Sie befürwortet das Festspielhaus ebenso wie SPD und Bürger Bund Bonn (BBB). "Wir können bis Jahresende warten, wenn noch bedeutende Spenden eingeworben werden", sagte Werner Hümmrich.

Der Fraktionschef der Liberalen ist überrascht, wie teuer eine Ertüchtigung der Beethovenhalle wäre: "Da sollte die Stadt lieber überlegen, mit einer finanziellen Beteiligung in ein neues Festspielhaus reinzugehen."

Auch der BBB ist bereit, die Entscheidung zu verschieben, falls bis Samstag Fragen zu Investitions- und Betriebskosten offen bleiben. Johannes Schott aus der Fraktion wirft OB Jürgen Nimptsch vor, das Projekt nicht "zielorientiert" zu verfolgen.

Die Linkspartei lehnt das Festspielhaus ab. Michael Faber: " Es ist weder ersichtlich, wie die Baukosten getragen werden sollen, noch wie der Betrieb ohne Abbau kultureller Vielfalt gegenfinanziert werden kann."

Der Bau soll privat finanziert werden
Im November 2011 beschloss der Rat als Standort für ein Festspielhaus die Rheinaue (unweit des Post-Towers). Für eine Betreiberstiftung stellt der Bund 39 Millionen Euro zur Verfügung. Unklar ist die Höhe des nötigen Stadtzuschusses für die Betriebskosten - er könnte in der Größenordnung von drei Millionen Euro jährlich liegen. Der Bau des Festspielhauses soll rein privat finanziert werden. 30 Millionen Euro hat die Post in Aussicht gestellt.

IHK-Chef Wolfgang Grießl hat weitere Zusagen über 2,5 Millionen Euro, peilt aber 25 Millionen an. Die Baukosten liegen nach seinen Informationen bei 80 Millionen Euro (plus Mehrwertsteuer). Die Stadt würde das Grundstück beisteuern und das Umfeld gestalten. Das soll rund zwölf Millionen kosten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort