Kommentar zum Stühlerücken der Kulturverwaltung Schwierige Vakanzen

Meinung | Bonn · Im Herbst beginnt ein großes Stühlerücken in der Bonner Kulturverwaltung. Gleich zwei Spitzenbeamte gehen zum 1. Oktober sowie Ende November. Gesucht als Nachfolge wird eine eierlegende Wollmilchsau, kommentiert GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

Ob das eine kluge Entscheidung war, nach der Nicht-Wiederwahl des Kulturdezernenten Martin Schumacher nun auch noch den erfahrenen Kulturamtsleiter Hans-Jakob Heuser zu versetzen? Jetzt muss also auch diese Spitzenposition in der Kulturverwaltung neu ausgeschrieben werden. Dabei benötigt die Stadt erfahrene Kräfte: 2020 steht das Beethoven-Jubiläumsjahr an. Zudem gibt es nicht zuletzt mit Blick auf den städtischen Sparzwang viel Unruhe in der Bonner Kulturszene – und die kennt Heuser aus dem Effeff. Zwar lautet das Ziel, die Stelle möglichst zeitnah wieder zu besetzen, damit kein Vakuum entsteht.

Ob das gelingt, steht auf einem anderen Blatt. Zur Erinnerung: Bevor Heuser 2008 offiziell die Amtsleitung übernahm, hatte die Stadt sechs Jahre nach einem Kulturamtschef gesucht. Sicher ist Heuser für die Leitung der neuen Geschäftsstelle Bonn/Berlin aufgrund seiner früheren Erfahrungen im Zusammenhang mit den Verhandlungen für die Ausgleichsvereinbarungen prädestiniert. Das soll auch nicht in Abrede gestellt werden. Doch mit seiner Versetzung schließt man eine Lücke, indem man anderswo ein großes Loch reißt. Zumal ja auch die Frage der Nachfolge von Schumacher noch geklärt werden muss.

Wie schnell hier das Verfahren abgeschlossen werden kann, bleibt ebenfalls abzuwarten. Der Berg an Aufgaben für seinen Nachfolger oder seine Nachfolgerin jedenfalls ist riesig und komplex. Und birgt viel Sprengstoff: Die Oper ist marode, die freie Kultur kämpft nach wie vor um ihre knapper werdenden Zuschüsse, Existenzen stehen auf dem Spiel. Dazu kommt der Sport mit all seinen Facetten und vor allem der großen Frage, wie es nun nach dem Bürgerentscheid gegen das neue Schwimmbad in Dottendorf mit der maroden Bonner Bäderlandschaft weitergehen soll. Gesucht wird also eine Nachfolge, die einer eierlegenden Wollmilchsau in nichts nachsteht.

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