Missbrauchsfall vor Bonner Landgericht Schwimmtrainer soll sich an Jungen vergangen haben

Bonn · Ein 51-Jähriger muss sich vor dem Bonner Landgericht verantworten: Dem Schwimmtrainer wird sexueller Missbrauch in 21 Fällen vorgeworfen. Die betroffenen Familienmitgieder haben aus Scham 20 Jahre geschwiegen.

20 Jahre sollen die sexuellen Übergriffe bereits zurückliegen. Viele Jahre waren sie ein Geheimnis, das ein zehnjähriger Junge alleine tragen musste. Bis er sich, mittlerweile fast 30 Jahre alt, seiner Freundin während eines zweiwöchigen Urlaubs unter der Sonne Ägyptens anvertraut hat. Seit Dienstag muss sich der mutmaßliche Peiniger vor der Jugendschutzkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Dem ehemaligen Jugendbetreuer eines Bonner Schwimmvereins wird schwerer sexueller Missbrauchs eines Kindes in 21 Fällen vorgeworfen. Passiert sein soll es Mitte der 90er Jahre, mindestens drei Jahre lang, vor allem in der Bad Godesberger Wohnung des Angeklagten.

Das Verwickelte in dem Fall - und der Grund vielleicht auch für das lange Schweigen: Der heute 51-jährige Angeklagte war zugleich mit der älteren Schwester des Opfers befreundet und hat sie später im Jahr 2001 auch geheiratet und mit ihr zwei Kinder bekommen. Damit wurde der mutmaßliche Täter auch noch sein Schwager, mit dem er vieles unternommen hat, auch Zoobesuche, Ausflüge oder Familienfeste. Schließlich lebten sie auch noch viele Jahre unter einem gemeinsamen Dach. Ein Haus, in dem es „familiär“ zuging.

Erst als der angeklagte Ex-Schwimmtrainer sich von seiner Ehefrau im Jahr 2013 getrennt und sich als homosexuell geoutet hatte, platzte das Geheimnis endgültig. Auch, weil das „Kind“ keine familiäre Rücksicht mehr nehmen musste. Er zeigte seinen Ex-Schwager an.

Der Angeklagte schweigt

„Es war eine große Erleichterung für ihn, als der Fall endlich ins Rollen gekommen ist“, erzählte die 28-jährige Lebensgefährtin des Opfers als Zeugin. Auch, dass ihm geglaubt wurde. Die Zeugin berichtete von den vielen „Flashbacks“, die ihn seitdem begleiten würden: Erinnerungen, die ihn nicht loslassen, aber von denen er ungern im Detail erzählt.

Dennoch musste der 30-Jährige wiederholt seine ganze Geschichte erzählen, auch einer psychiatrischen Gutachterin. Die Sachverständige soll die späte Aussage des Opfers für glaubwürdig halten.

Der Angeklagte hingegen hat zu den Vorwürfen bislang geschwiegen. Auch zu den Vorwürfen einer zweiten Anklage sagte er nichts. Demnach bezichtigt ihn ein zweiter Junge, der Bruder eines Patenkindes des Angeklagten, ebenfalls wegen eines Übergriffs in der Umkleidekabine eines Schwimmbads.

Auf die Frage des Kammervorsitzenden Wolfgang Schmitz-Justen, warum die ehemaligen Schützlinge ihn falsch beschuldigen sollten, zuckte der Angeklagte mit den Schultern. Eine Antwort wusste er nicht. Für den Prozess sind weitere fünf weitere Verhandlungstermine angesetzt.

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