Urteil im WCCB-Prozess Sechseinhalb Jahre Haft für Kim

BONN · Das Urteil im Prozess um den Bauskandal des World Conference Center Bonn (WCCB) ist gesprochen: Am 120. Verhandlungstag befand gestern die Bonner Wirtschaftsstrafkammer den Hauptangeklagten Man-Ki Kim des zweifachen Betruges im besonders schweren Fall und der falschen Abgabe einer Eidesstattlichen Versicherung für schuldig.

Sie verurteilte ihn zu sechseinhalb Jahren Haft. Auch seine beiden ehemaligen Rechtsberater Ha-S. C. und Wolfditrich Thilo sollen für drei Jahren und drei Monate beziehungsweise zweieinhalb Jahre hinter Gitter. Das Gericht hat keinen Zweifel: Kim und C. haben die Stadt Bonn und ihre Politiker mit bewusster Täuschung über Kims Firma SMI Hyundai dazu gebracht, ihnen den Zuschlag für das WCCB zu geben. "Kim schuf mit unübersichtlichen Firmenstrukturen die Grundlage für seine Wirtschaftsstraftaten", erklärte Kammervorsitzender Jens Rausch.

Alle drei Angeklagten reagierten geschockt auf die hohen Strafen und kündigten sofort nach der Entscheidung Revision an. Oberstaatsanwalt Fred Apostel, der die jahrelangen Ermittlungen im WCCB-Komplex leitete, erklärte am Freitag: "Es ist ein gutes und gerechtes Urteil."

[kein Linktext vorhanden]Auch Stadt und Politik reagierten am Freitag auf die Urteilsverkündung. Das Landgericht habe "zutreffend festgestellt", dass die Stadt Bonn durch den WCCB-Investor Kim betrogen worden sei, so Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. "Wir werden uns neben der Aufgabe, das Konferenzzentrum fertigzustellen, auch weiterhin darum kümmern, allen Fragen nachzugehen, die sich mit den Ursachen dieser Problematik beschäftigen", sagte der OB.

Die Angeklagten hätten einen hohen Millionenschaden insbesondere für die Bürger Bonns zu verantworten, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus-Peter Gilles. Nun bleibe abzuwarten, wann und wie die Verantwortung der Ex-OB Bärbel Dieckmann juristisch aufgearbeitet werde. "Das Urteil macht deutlich, die Stadt ist von Dr. Kim und ihrem eigenen Berater betrogen worden", erklärte SPD-Fraktionschefin Bärbel Richter.

Dorothee Paß-Weingartz (Grüne) meinte, "dass die damalige Verwaltungschefin keine Verantwortung für das WCCB-Desaster übernehmen soll, ist für die Öffentlichkeit nicht nachvollziehbar. "Mit Erleichterung" hat FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich das Urteil für die drei WCCB-Angeklagten zur Kenntnis genommen. Auch für Michael Faber, Fraktionschef der Linken, dürfe die politische Mitverantwortung nicht ausgeblendet werden.

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