Umfrage zu Verkehrsproblemen in Bonn Seilbahn-Gegner sehen „kein Stauproblem“ auf Venusberg

Bonn · Die Bürgerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei!“ hat das Ergebnis einer eigenen Verkehrszählung auf dem Venusberg vorgestellt. Das Ergebnis: Es gab da keine Staus.

Im Dottendorfer Ortszentrum ist am Montagabend äußerst hitzig über Sinn oder Unsinn einer Seilbahn auf den Venusberg diskutiert worden. Die These der Bürgerinitiative „Bonn bleibt seilbahnfrei!“ lud auch förmlich dazu ein: „Alles Fake.“

Grundlage für diese Aussage ist eine Verkehrszählung, die die Seilbahngegner an 16 Tagen im März und April außerhalb der Osterferien durchgeführt haben. Zusammenfassend erklärte Gundolf Reichert, Mitglied der Initiative: „Es gibt auf dem Venusberg kein Verkehrsproblem, der Venusberg hat ein Parkplatzproblem.“

Reichert stellte die Ergebnisse in Zahlen vor und ließ Videoaufnahmen dazu laufen. Sie zeigten den Verkehr an besagten Tagen zwischen 6.10 und 8.30 Uhr hinauf zum Venusberg an der Ecke Robert-Koch-Straße/An der Casselsruhe. Dort hätten in der Spitze 160 Pkw in einem Zehn-Minuten-Intervall die Robert-Koch-Straße passiert, teilweise sei eine halbe oder eine Minute gar kein Verkehr geflossen. Die Busse seien oft nicht voll gewesen.

Zu kurzen Staus sei es höchstens gekommen, wenn Busse halten mussten. „Zum Vergleich: Auf der Reuterstraße habe ich 260 Autos auf einer Spur gezählt, und es war noch kein Stau.“ Durch ihre Zählung sieht die Initiative keinerlei Grundlage mehr für den Bau einer Seilbahn, die in erster Linie eine Entlastung des Autoverkehrs durch Umsteiger auf den öffentlichen Nahverkehr bringen soll. Sie hält sie auch für unwirtschaftlich.

Kommenden Dienstag wird die Stadt die Ergebnisse der laufenden Machbarkeitsstudie zur Seilbahn vorstellen. Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann sagte am Mittwoch zur Analyse der Bürger: „Grundsätzlich verwendet die Stadtverwaltung für ihre verkehrsplanerische Arbeit eigene oder durch Gutachter ermittelte Zählungen und Verkehrsprognosen.“

Aus Sicht der Stadt gebe es auf dem Venusberg „Stauungen, gerade an Knotenpunkten“. Zudem führten die hohen Verkehre zu Umweltbelastungen. 2013 hätte die Stadt auf der Robert-Koch-Straße zwischen Im Wingert und Haager Weg insgesamt 12.500 Kraftfahrzeuge gezählt, für 2025 würden dort 17.000 Fahrzeuge prognostiziert. Hintergrund sind auch die Zusatzbauten, die auf dem Gelände der Unikliniken entstehen. Knotenpunkte sind aus Sicht der Stadt die Ampel am Marienhospital und die Ecke Röttgener Straße/Gudenauer Weg/ Buchholzstraße in Ippendorf.

Für die Mühen der Verkehrszählung gab es unter den geschätzt 80 Besuchern in Dottendorf durchaus Applaus. Ein Bürger gab zu bedenken: „Die Seilbahn wird vielleicht eine signifikante Verbesserung bringen, aber sicher keine relevante.“ Er befürchte, die Verkehrsprobleme würden sich nach Kessenich oder Dottendorf verlagern.

Für den Kessenicher Timo Bernd „ist die entscheidende Frage, wie viele Autofahrer auf die Seilbahn umsteigen würden. Hier muss die Studie Antworten liefern.“ Einige Stimmen äußerten, dass sie das Gefühl hätten, die Stadt wolle die Seilbahn um jeden Preis, während Bürgermeisterin Gabriele Klingmüller (SPD) und Ratsherr Georg Götz (CDU) rieten, die Studie abzuwarten und dann zu diskutieren. Ein Venusberg-Anwohner erklärte: „Wir haben erhebliche Probleme mit dem Verkehr.“

Die Uniklinik war mit Mitarbeitern vor Ort. Allen voran der Ärztliche Direktor, Wolfgang Holzgreve. „Wir haben im Jahr 350.000 ambulante Patienten, die zu uns kommen, und 8000 Mitarbeiter, die sehr darüber klagen, dass sie oft im Stau stehen“, sagte Holzgreve. Er erlebe immer wieder, dass Notfallwagen auf der zweispurigen Straße nicht vorwärtskommen.

Michael Körber, der die Liegenschaften der Uniklinik betreut, stellte die Zahlen der Zählung nicht infrage, sagte aber, dass viele Verkehrsprobleme bereits vorher in der Straße Im Wingert entstünden. Die Anwohner-Initative Venusberg meldete sich in einem offenen Brief zu Wort: „Seit Monaten führt die Dottendorfer Bürgerinitiative Argumente gegen eine Seilbahn an, die jeder Grundlage entbehren.“ Man solle zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie abwarten.

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