Katholisches Auslandssekretariat in Bonn Seit 100 Jahren Koordinator für die Seelsorge im Ausland

Bonn · New York, Shanghai oder Gran Canaria: Deutschsprachige katholische Gemeinden gibt es auf der ganzen Welt. Koordiniert werden sie in Bonn. Das Katholische Auslandssekretariat wird 100 Jahre alt. Und nicht alle Gemeinden haben eine Zukunft.

 Referent Michael Altmaier und Sekretariatsleiter Peter Lang: Sie koordinieren die katholische Auslandsseelsorge.

Referent Michael Altmaier und Sekretariatsleiter Peter Lang: Sie koordinieren die katholische Auslandsseelsorge.

Foto: Benjamin Westhoff

Es hätte schlimmer sein können, antwortet Axel Werner auf die Frage, wie es ihm so gefällt auf Gran Canaria. Seit drei Jahren lebt der Pfarrer auf der Kanarischen Insel und leitet dort die deutschsprachige katholische Gemeinde. Das Klima tue ihm gut, erzählt er. Die Gemeinde des 56-Jährigen ist eine von 110 deutschsprachigen Auslandsgemeinden auf der ganzen Welt. Koordiniert werden sie vom Katholischen Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, das in Bonn sitzt. In diesem Jahr feiert es sein 100-jähriges Bestehen.

Die Auslandsseelsorge geht zurück auf die großen Auswanderungswellen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in Richtung „Neue Welt“, nach Südamerika, die USA und Kanada, erklärt Peter Lang, der das Sekretariat leitet.

Manche deutschsprachige Gemeinden werden aufgelöst

In den vergangenen Jahren hat sich der Fokus auf asiatische Wirtschaftsmetropolen verlagert. Von Firmen geschickte Fachkräfte, sogenannte Expatriates, die für einige Jahre in Shanghai, Hongkong oder Singapur arbeiten. Und dort ihren Glauben auf Deutsch leben wollen.

 Pfarrer Axel Werner betreut die deutschsprachige Gemeinde auf Gran Canaria.

Pfarrer Axel Werner betreut die deutschsprachige Gemeinde auf Gran Canaria.

Foto: Katholisches Auslandssekretariat

Das hat zur Folge, dass manche der vor vielen Jahrzehnten gegründeten Gemeinden nicht mehr lange bestehen. Ein Beispiel sei die deutschsprachige Gemeinde im kanadischen Windsor, erklärt Michael Altmaier, Referent im Auslandssekretariat. „Da kommen keine Auswanderungsströme mehr nach.“ Das sei für die Betroffenen zwar traurig, aber immer auch der Sinn der Auslandsseelsorge: Hilfe, um im Gastland anzukommen. „Aber die Gemeinde hört ja nicht auf zu existieren. Sie wechselt die Sprache.“ Dies geschehe im fließenden Übergang.

„Hier lässt es sich sehr gut Seelsorger sein“

Ganz anders Axel Werners Gemeindemitglieder: Auf Gran Canaria sind von ihnen nur etwa fünf Prozent Auswanderer. Die Hälfte sind Kurzzeittouristen, die ein bis drei Wochen auf der Insel bleiben, der Rest überwintert dort. Das verändert seine Arbeit deutlich. „Die höhere Anonymität führt dazu, dass die Leute direkter auf mich als Seelsorger zugehen.“ Viele nutzen im Urlaub die Gelegenheit zu beichten. „Sie machen das zu Hause gar nicht mehr, aber hier haben sie Zeit.“ Da er, anders als in einer deutschen Gemeinde, keine Verwaltungsaufgaben übernehmen muss, hat er mehr Zeit für die Menschen und ihre Anliegen. „Hier lässt es sich sehr gut Seelsorger sein.“

Dass die Stellen im Ausland Vorteile haben, merkt auch das Bonner Sekretariat. „Es meldet sich jede Woche einer, der interessiert ist“, sagt Lang. Doch der Weg nach Brüssel, Bangalore oder Bogotá kann dauern. Es gibt Vorgespräche, der Interessierte muss sich vor Ort vorstellen. Am Ende entscheidet der zuständige Bischof, denn das Heimatbistum stellt den Priester oder auch Pastoralreferenten frei. Das führe manchmal zu Enttäuschungen, erklärt Lang, der selbst zehn Jahre lang in Sydney tätig war, bevor er 2009 nach Bonn kam. „Mancher Bischof lässt fähige Leute nicht so gerne gehen.“ Da sei hin und wieder Überzeugungsarbeit nötig.

Er vermisst das Siebengebirge

Normalerweise bleiben die Pfarrer fünf Jahre und können dann noch einmal verlängern. „Nach spätestens zehn Jahren sollten sie jedoch zurück. Sie sollen den Kontakt zur Kirche in Deutschland nicht verlieren“, sagt Lang. Zwei Jahre ist Axel Werner also noch mindestens auf Gran Canaria tätig. „Dann ist ein guter Zeitpunkt, um zu reflektieren“, sagt er. Der Pfarrer kommt aus Bonn-Oberkassel, hat in Bonn studiert, war Kaplan in Köln-Porz und Sankt Augustin. Manchmal vermisst er Wanderungen durchs Siebengebirge. Was ihm sonst fehlt? Langes Zögern. „Ich habe überall liebenswerte Menschen gefunden. Das ist für mich Heimat.“ Ob er gerne verlängern möchte? „Also mir gefällt es hier.“

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