Situation in Bonner Geschäften Warum gibt es noch keine Selbsttests in Supermärkten?

Bonn · Seit Anfang März sollte es möglich sein, sich einen Corona-Selbsttest in vielen Supermärkten und Drogerien zu besorgen. Doch noch immer warten sowohl Kunden als auch Filialen auf die Tests.

 Die Drogeriefilialen Rossmann und dm haben ihren Verkaufsstart von Schnelltests verlegt.

Die Drogeriefilialen Rossmann und dm haben ihren Verkaufsstart von Schnelltests verlegt.

Foto: Meike Böschemeyer/MTEIKE BOESCHEMEYER

Der Verkauf von Corona-Selbsttests dümpelt weiter vor sich hin. Zwar hatte der Discounter Aldi am Wochenende einige wenige Produkte im Angebot, die waren in Bonn jedoch schon nach kurzer Zeit vergriffen. Die Drogerie-Filialen von dm und Rossmann haben ihre Verkaufsstarts auf kommenden Freitag verlegt. Bonner Unternehmen wie die Stadtwerke und die Telekom wollen die Tests, die jeder selbst machen kann, ab April in ihre Hygienekonzepte aufnehmen.

 Eigentlich hätten die Laientests schon am Dienstag in den Regalen von dm und Rossmann stehen sollen – und damit kurz nachdem Aldi am Wochenende mit einer Verkaufs-Aktion vorgeprescht war. Doch viele Bonner Kunden gingen leer aus. Die jeweils fünf Tests im Paket für rund 20 Euro, von denen teilweise nur rund zehn Stück an der Kasse vorrätig waren, waren schon morgens ausverkauft. Seitdem gibt es keinen Nachschub mehr. Beim Konkurrenten Lidl startete am Wochenende der reine Online-Verkauf, auch hier war die Nachfrage groß und die Website zwischenzeitlich nicht erreichbar. Am Dienstag hieß es auf der Seite nur, die Packungen seien „demnächst bestellbar“. Grund dürften Lieferschwierigkeiten sein, mit denen auch dm und Rossmann zu kämpfen haben. In den Drogerien sollen die Tests nun am Freitag ankommen. In den Bonner Geschäften sprechen viele Kunden die Mitarbeiter darauf an. „Sie fragen, wann es die Tests gibt. Aber sie haben auch Verständnis, dass wir sie noch nicht anbieten“, sagt ein dm-Filialleiter in der Innenstadt.

Edeka kauft über die eigene Zentrale

 Der Bonner Edeka-Betreiber Christoph Mohr will die Laientests ebenfalls anbieten, wartet jedoch noch auf die Ware. „Die Tests werden über die Edeka-Zentrale beschafft, wir nehmen sie dann ab“, erklärt er. Informationen dazu sollen in der nächsten Woche kommen. Einen kaufmännischen Alleingang, so wie es ihn beispielsweise zu Beginn der Pandemie beim Mundschutz gab, will Mohr nicht noch einmal. „Wenn wir über unsere Zentrale einkaufen, garantiert uns das zertifizierte Produkte mit guter Qualität.“

 Bei der Qualität gibt es durchaus Unterschiede, worauf Ingo Nückel von der Veedels-Apotheke in Beuel hinweist. Er achtet darauf, ausschließlich vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), dessen Sitz in Bonn ist, zugelassene und zertifizierte Tests in seine Regale zu stellen. Derzeit sind auf der Website des BfArM acht Laientests der Hersteller Healgen, Boson, Hangzhou Laihe, Biosensor, Ameda und Hotgen gelistet. Angewendet werden sie, je nachdem um welches Modell es sich handelt, mit einem Nasenabstrich, einem Rachenabstrich oder als Spuck-Test. Da manche noch keine CE-Zertifizierung haben, gibt es Sonderzulassungen vom BfArM, die jedoch an einige Voraussetzungen geknüpft sind. Für Laien muss der Testhersteller nach Informationen der Behörde nachweisen, einen Antrag für ein reguläres Konformitätsbewertungsverfahren bei einer europäischen Stelle, zum Beispiel dem Tüv, gestellt zu haben. Zudem muss es eine Gebrauchsanweisung, die auch für nicht-professionelle Anwender verständlich ist, geben. Gleiches gilt für das Testergebnis.

Verwirrung um Selbsttest und Schnelltest

 „Die Nachfrage ist eher von Privatleuten da, sowohl für Laientests als auch für Schnelltests“, sagt Ingo Nückel. Bei vielen herrsche noch Verwirrung, was der Unterschied der beiden Produkte ist. „Der Laientest ist eher dafür gedacht, sich vor dem Besuch der Oma abzusichern“. Der richtige Schnelltest bescheinige hingegen das Ergebnis. Bislang muss Nückel sie alle enttäuschen. Die Schnelltests, bei dem geschultes Personal einen Abstrich macht, will er ab kommender Woche anbieten. „Die Laientest können wir zwar schon über unseren Großhändler bestellen, der auch uns mehrmals täglich mit Arzneimitteln beliefert, allerdings sind die Preise noch recht hoch“, erzählt er. Nückel hat aber eine Alternative aufgetan, mit der er die Selbsttest schon ab Donnerstag oder Freitag anbieten kann.

 Anders als beim Schnelltest, den jeder Bürger einmal die Woche in Apotheken, Testzentren oder beim Arzt kostenlos machen kann, bekommt das Bonner Gesundheitsamt keine automatische Mitteilung, wenn der Selbsttest positiv ist. Wer sich zu Hause testet und dadurch den Nachweis bekommt, mit Sars-CoV-2 infiziert zu sein, muss sich umgehend in Quarantäne begeben. „Im Anschluss sollte Kontakt mit dem Gesundheitsamt aufgenommen werden“, sagt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann. Dann werde ein PCR-Test veranlasst, dessen Ergebnis entweder die Quarantäne beendet oder sie bestätigt. Am Dienstag habe es in Bonn noch keine Meldungen von Personen mit positivem Selbsttest gegeben.

SWB wollen Selbsttest ab April Mitarbeitern anbieten

 Inwiefern die Selbsttest auch in die Hygienekonzepte von Bonner Unternehmen einbezogen werden, ist vielerorts noch unklar. So weist die Telekom darauf hin, die Beschlüsse der Bundesregierung diesbezüglich noch im Detail prüfen zu wollen. „Grundsätzlich können ausgeweitete Selbsttests eine sinnvolle Ergänzung unseres Hygienekonzepts sein.  Bislang haben wir Schnelltests vor allem anlassbezogen im der Technik oder im  Außendienst eingesetzt, zum Beispiel beim Betreten von Pflegeheimen“, so ein Sprecher. Die Stadtwerke Bonn (SWB) wollen ihren Mitarbeitenden Selbsttests bis Anfang April anbieten. „Dies gibt uns weiteren Schutz und verstärkt die Sicherheit der eigenen Betriebsabläufe“, sagt Pressesprecher Jürgen Winterwerp.

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