Senior Experten Service Senioren helfen im Ausland

Bonn · 5000 Einsätze hat der Bonner Senior Experten Service letztes Jahr vermittelt. Die Zahl der ehrenamtlichen Helfer steigt auf über 12000 an.

40 Jahre lang ist Eberhard Hetzner in der deutschen Milchproduktion tätig, bevor es ihn letztes Jahr in die Kuhställe der Mongolei verschlägt. Der langjährige Hauptgeschäftsführer des Milchindustrie-Verbands (MIV) geht 2008 mit 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand, zur Ruhe setzen will er sich aber nicht. Mithilfe des Bonner Senior Experten Service (SES), einer Stiftung der Deutschen Wirtschaft für internationale Zusammenarbeit, will Hetzner sein Wissen an andere Menschen weitergeben. In der Mongolei trifft der Königswinterer jedoch auf einen völlig anderen Stand der Technik. Rund 40 Milchbauern wollen sich zusammenschließen und eine eigene Molkerei gründen, um „aus dem alltäglichen Joch der Milchproduktion herauszutreten“, wie Hetzner sagt, und er will dabei helfen.

Rund 5000 solcher Einsätze haben ehrenamtliche Helfer 2015 im Auftrag des SES weltweit durchgeführt und damit 500 mehr als im Jahr zuvor. 1700 dieser Einsätze gab es in Entwicklungs- und Schwellenländern, etwa die Hälfte fand im Rahmen der Initiative VerA zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen in Deutschland statt. „VerA war damit erneut das erfolgreichste einzelne Angebot des SES“, so die Geschäftsführerin Susanne Nonnen bei der Jahresbilanz der Stiftung. Gestiegen sei auch die Zahl der Fachleute im Ruhestand, die für den SES aktiv sind. Sie liege inzwischen bei über 12 000. Gefördert wird der SES durch den Bund. Dessen 10 Millionen Euro hätten letztes Jahr mehr als 80 000 ehrenamtliche Einsatztage ermöglicht, sagt der Vorstandsvorsitzende Franz Schosser – Einsatztage, die mit einem Wert von 20 Millionen Euro.

Drei Wochen dauert ein Projekteinsatz im Ausland in der Regel. Drei Wochen, in denen sich Hetzner einen Überblick über die Produktionsstätten verschaffte, mit den Bauern vor Ort sprach und einen Bericht mit Empfehlungen erstellte. Länger dauern die Einsätze hierzulande. So betreut Peter Rießler aus Köln, seit 2001 als Experte bei SES im Einsatz, betreut Auszubildende bei der Initiative VerA. Erst kürzlich hat er einer angehenden Zahnarzthelferin, die von ihrem Chef gemobbt wurde, eine neue Stelle verschafft. „Das Mädchen ist danach von einem unsicheren Wesen zur selbstsicheren Frau geworden“ , sagt Rießler, der vor seinem Ruhestand bei der Stadtverwaltung in Köln gearbeitet hat. Oft gehe es darum, moralische Hilfe zu leisten. 2626 Experten haben 2015 junge Menschen durch die Ausbildung begleitet.

Hierzulande spielt für den SES die Flüchtlingsthematik und die Zuwanderung nach Deutschland eine immer stärkere Rolle. Beate Bohr etwa, vor ihrem Ruhestand Diplomsozialpädagogin und Leiterin einer Bildungseinrichtung, betreut an der Robert Bosch Grundschule Kinder aus Libyen, Syrien, Afghanistan, Tadschikistan und Serbien. Dabei gehe es zum einen darum, Sprachkenntnisse zu fördern, aber auch darum, den Kindern von Flüchtlingen ein sicheres Umfeld zu vermitteln, sagt Bohr. „Wenn ein Kind wieder kindhaftes Verhalten lernt, geht das mit dem kognitiven Verhalten auch viel besser.“

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