Prozessbeginn Sexualtäter überfiel vier Frauen in der Bonner Innenstadt

Bonn · Ein 34-Jähriger hat in Bonn mehrere Frauen überfallen. Am ersten Prozesstag gab der angeklagte Marokkaner vor dem Bonner Landgericht alle Taten zu und beteuerte, wie sehr er sich für die Übergriffe schäme.

Der Mann auf der Anklagebank hat Frauen in Serie überfallen und in Angst und Schrecken versetzt. Zwischen April 2016 und Februar 2017 lauerte er vier Frauen in der Innenstadt auf, umklammerte sie von hinten und nötigte sie sexuell. Seit Mittwoch muss sich der Mann, der nach seiner Abschiebung im Jahr 2013 in seine Heimat Marokko immer wieder illegal zu Verwandtschaftsbesuchen oder Autoaufkäufen nach Bonn kam, vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Gleich zu Beginn des Prozesses vor der 1. Großen Strafkammer wollte der Angeklagte, der nicht lesen und schreiben kann, ein rückhaltloses Geständnis ablegen. Allerdings sprach der Mann nicht selbst, sein Verteidiger Dietmar Bonn verlas eine entsprechende Erklärung. Der Angeklagte, der trotz mehrjähriger Sprachkurse, die er vor seiner Abschiebung absolviert hatte, nur sehr schlecht Deutsch spricht, hatte einen Dolmetscher an seiner Seite.

Wie er erklärte, wuchs er in Marokko in bitterer Armut auf, musste mit acht Jahren die Schule verlassen, um die Familie nach dem Weggang des Vaters mit Arbeiten jeder Art zu ernähren. 2012 kam er im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland und wurde mit einer Cousine verheiratet, die jedoch kurz danach die Scheidung forderte. Wenig später musste er Deutschland verlassen. Und kehrte zu Verwandtenbesuchen und als Autohändler regelmäßig nach Bonn zurück.

Es stimme alles, was ihm die Anklage vorwerfe, gab er nun zu. Er habe am 16. April 2016 um zwei Uhr einer 37-jährigen Frau vor deren Haus an der Römerstraße aufgelauert, sie von hinten umklammert und im Intimbereich angefasst. Das habe er am 24. April gegen 4.30 Uhr auch mit einer 24-Jährigen auf der Ellerstraße gemacht, sie überdies geküsst und ihr den Mund zugehalten. Die Frau wurde leicht verletzt. Am 30. Dezember überfiel er um fünf Uhr am Berliner Platz eine 21-Jährige nach deren Geburtstagsfeier, hielt sie fest, schleckte sie ab und küsste sie. Am 7. Februar überfiel er um 19.50 Uhr eine 20-Jährige. Immer habe er vorher Alkohol getrunken, erklärte er nun.

„Ich schäme mich zutiefst“, beteuerte er. Es sei ihm aber nie darum gegangen, Sex mit den Frauen zu haben, er habe sie nur berühren und küssen wollen, „was ich im Nachhinein selbst ekelhaft und abscheulich finde“. Es tue ihm sehr leid, was er den Frauen angetan habe und er bitte sie um Entschuldigung. Er werde das nie wieder tun, und es sei ihm ernst, was er bei der Polizei gesagt habe: „Man soll mir die Hände abhacken, falls ich das noch einmal tue.“ Er wisse, dass er das nie mehr gutmachen könne. „Und ich bin bereit, dafür die volle Verantwortung zu übernehmen.“

Nach den Überfällen, bei denen er seine DNA hinterlassen hatte, hatte eine Sonderkommission nach ihm gefahndet. Der 34-Jährige war im April bei einer allgemeinen Personenkontrolle gefasst worden, als er sich wieder einmal in Bonn bei Verwandten aufhielt. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

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