Gedenktag in Bonn Sie starben an den Folgen ihrer Drogensucht
BONN · Luftballons, an denen Grüße von Freunden für verstorbene Drogenabhängige hängen, wehen im Wind. Fotos und Kerzen sind auf einem großen Altar am Busbahnhof gegenüber vom Bonner Hauptbahnhof aufgestellt. Der Platz ist Treffpunkt von Drogenabhängigen und Alkoholikern. Und hier wird an diesem Tag der Menschen gedacht, die in Folge ihrer Drogensucht starben.
Am Informationstisch neben dem Altar werden Spritzen und Kondome an Heroinabhängige verteilt. "Wir möchten mit diesem Gedenktag erreichen, dass die Betroffenen und die Drogenproblematik nicht vergessen werden. Ich kannte fast alle der Verstorbenen", erzählt Sozialarbeiterin Christa Skomorowsky, Mitarbeiterin der AIDS-Initiative Bonn e. V., die eine kontrollierte Abgabe von Heroin an Abhängige fordert, auch in Gefängnissen. Hepatitis C oder Aids sind oft Folgeerkrankungen der Drogensucht. "Aids wird wohl noch lange nicht heilbar sein, und auch die Behandlung von Hepatitis C mit Interferon halten Drogenabhängige, die meist in schlechtem gesundheitlichen Zustand sind, selten durch", so Skomorowsky.
"Wir wünschen uns auch eine Entkriminalisierung für Abhängige. Irgendwo muss der Kreislauf ja durchbrochen werden". Heroin kam Ende des 19. Jahrhunderts in Hustenmittel auf den Markt. Erst 1931 stellte die Firma Bayer die Produktion ein. Seit 1998 findet alljährlich in vielen deutschen Städten der Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige statt. Er wurde von Eltern von Verstorbenen 1998 ins Leben gerufen. Schirmherr der Aktion ist Joe Bausch, bekannt als Rechtsmediziner im Kölner Tatort. Im wirklichen Leben arbeitet Bausch als Arzt im Gefängnis.